Stillgelegte Eisenbahnstrecken heute
Die Schmalspurbahn Freital-Potschappel – Wilsdruff – Nossen (Teil 2)
Vom ehemaligen Bahnhof Wilsdruff aus muß in Richtung Nossen stadteinwärts gelaufen werden. Linkerhand sieht man die Saubachtalbrücke. Der Struthweg führt zur Bahntrasse zurück. Kurz vor dem BÜ Nossener Straße ist der Hp Wilsdruff erreicht, der von der IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff e.V. als eisenbahnhistorische Schauanlage ausgebaut wurde. Jetzt verlassen wir die Meißner Trasse und biegen links auf die Nossener Straße ein. Nach etwa 2 km sehen wir linksseitig vor uns das in seiner Ziegelbauweise erhaltene Bahnwärterhäuschen des Bf Birkenhain-Limbach. Die links abzweigende Straße führt uns als schöne Allee direkt zum etwas abseits gelegenen Bf Birkenhain-Limbach (km 13,8). Dort betreten wir wieder die Trasse.
In sanftem Gefälle führt unser Weg durch abwechslungsreiche Landschaft nach Helbigsdorf hinab. Am Bahnübergang der Ortsverbindungsstraße Limbach – Helbigsdorf müssen wir links einbiegen und auf die Straße ausweichen. Die alte Bahntrasse bleibt dabei immer in unserer Sichtweite. Am Dorfplatz biegen wir rechts ab und vorbei am in ursprünglicher Form erhaltenen Bahnwärterhaus erreichen wir den Bf Helbigsdorf (km 17,9). Das Bahnhofsareal ist gut auszumachen, auch das Stationsgebäude steht noch.
Vorbei am ehemaligen BHG-Gebäude verlassen wir den Bahnhof und kommen ins Tal der Triebisch. Die zwei Bahnbrücken wurden erst 1999 im Zuge des Ausbaues des Wanderweges auf der Bahntrasse wieder eingesetzt. In Höhe der Semmelmühle beginnt eine Steigungsstrecke, die bis Mohorn geht. Doch zunächst erreichen wir den Bf Herzogswalde (km 20,2). Der kleine Ort mit seinem Schloß war einst eine beliebte Sommerfrische. Der Bf Mohorn (km 22,2) war einst eine wichtige Unterwegsstation für die Schmalspurbahn. Hier begann die Linie nach Klingenberg-Colmnitz, obwohl sich die eigentliche Abzweigstelle in Oberdittmannsdorf befand. Auf dem BÜ der S195 sind unter dem bröselnden Asphalt noch die Gleisreste des Einfahr- und Ausziehgleises zu sehen. Neben dem EG befinden sich heute zahlreiche Eigenheime aus den neunziger Jahren. Erhalten blieb auch der Lokschuppen, einen Teil nutzt heute der Modelleisenbahnclub Mohorn e. V.
Weiter führt uns der Weg auf der Trasse vorbei am Flugplatz für Ultraleichtflugzeuge über die Hochebene bis Dittmannsdorf. Meist verläuft die Trasse schnurgerade durch die Felder, bis am Ortseingang auf einen nahegelegenen Feldweg ausgewichen werden muß. An den großflächigen Bf Oberdittmannsdorf (km 26) erinnert nur noch wenig. An der ehemaligen Ausfahrt überqueren wir die Straße. Links biegt der Wanderweg auf dem Bahndamm in Richtung Klingenberg-Colmnitz ab. Wir gehen jedoch auf der Trasse der Nossener Strecke geradeaus weiter, vor uns fehlt ein Stück Bahndamm, als Rudiment ragt ein Brückenwiderlager in die Höhe. Der Wanderweg verläuft zunächst unterhalb der abgebaggerten Trasse und dann ein Stück neben ihr. Doch schon bald ist ein Begehen der Trasse wieder möglich. In ständigem Gefälle vorbei an Gehöften erreichen wir bald den Bf Niederdittmannsdorf (km 27,8). Das EG ist nicht mehr existent, nur ein regelspuriger Wagenkasten blieb erhalten.
Von Niederdittmannsdorf bis Oberreinsberg verläuft der Weg auf der Bahntrasse in leichtem Gefälle. Dabei überqueren wir einige kleinere Brücken. So ist bald der Hp Oberreinsberg (km 29,4) erreicht. Dieser zwängte sich zwischen Straße, Bach und Bahnstrecke. Oberreinsberg war die kleinste Bahnstation im Bereich des Wilsdruffer Schmalspurbahnnetzes. Für Ortsunkundige ist heute die Lage des Haltepunktes nur noch an Hand von alten Fotos festzustellen.
Wir folgen nun dem weiteren Verlauf der Trasse, später der Straße. Kurz vor dem ehemaligen Bf Niederreinsberg (km 30,9) überquerte die Bahn wieder die Straße. Das Areal des Bahnhofs ist noch vorhanden, allerdings erinnert nur noch ein Prellbock an die Bahnzeit. Hoch oben vom linken Talrand grüßt die Burg Bieberstein herüber. Hinter Niederreinsberg verläuft der Weg auf der Trasse direkt links neben der Straße. Bäume flankieren beidseitig unseren Weg an der Bobritzsch. Kurz vor dem Zollhaus Bieberstein endet der ausgebaute Wanderweg, wir biegen deshalb links in die Straße ein und kommen am Zollhaus vorbei.
Gleich beim Überqueren der Straßenbrücke schauen wir nach rechts zur imposanten Bahnbrücke, eine Fachwerkbrückenkonstruktion. Hinter dieser Brücke vereinigen sich die Bobritzsch und die Freiberger Mulde. Jetzt halten wir uns rechts und gelangen direkt zum Bf Obergruna-Bieberstein (km 32,5). Auch hier blieb neben dem inzwischen umgebauten Beamtenwohnhaus nur noch das Areal erhalten. Die alte Bahntrasse wurde nach der Stillegung der Bahnlinie zur Straße, die als Zufahrt zum Lederfaserwerk Siebenlehn dient, weil der im Tal liegende Betrieb ansonsten schlecht über die Zufahrt vom Berg aus erreichbar ist. Rasch gelangt man zum Lederfaserwerk (km 33,91). Dieser Betrieb hat der Bahn im Güterverkehr von Nossen ausgehend noch bis zum 3. Dezember 1973 das Überleben gesichert. Hinter dem Werk erreichen wir bald den Ort, an welchem sich früher der Bf Siebenlehn (km 34,8) befand. Heute befindet sich dort eine moderne Abwasserkläranlage für Siebenlehn, welches heute ein Stadtteil von Großschirma ist. Siebenlehn selbst erreicht man nur über eine Zufahrtsstraße, die vom Bahnhof aus steil aufsteigt. Wir folgen dem Verlauf der alten Bahnlinie im Muldental.
Schon von weitem hat sich die 70 m hohe Autobahnbrücke optisch, aber auch akustisch angekündigt. Gleich hinter der Brücke müssen wir den zugewachsenen Bahndamm verlassen, dafür verläuft parallel ein asphaltierter Fahrweg. Unser Weg führt uns durch das nun weitläufigere Muldental, vorbei an Kleingärten bis ins untere Stadtgebiet von Nossen. Schon von weitem grüßt das Renaissanceschloß auf einem Felsvorsprung über dem Tal der Freiberger Mulde. Die Schmalspurbahnbrücke über diesen Fluß ist demontiert. Der Wanderer muß deshalb auf der Eichholzgasse bleiben. An deren Einmündung in die Freiberger Straße (B101) halten wir uns rechts und überqueren die Mulde. Vorbei an der Sämischlederfabrik kommen wir rechtsseitig zu einer Garagengemeinschaft. Hier befand sich früher der Hp Nossen (km 37,6). Wir überqueren jetzt die B101 und sind wieder auf dem Bahntrassenweg. Dieser führt uns in der Nähe der Regelspurstrecke über die Straße „Am Kronberg“ bis zum Grunaer Weg. Hier befand sich einst die große Brücke über die Freiberger Mulde. Wir nutzen den Grunaer Weg bis zum Muldensteg, eine Fußgängerbrücke, auf der wir zur Schützenstraße gelangen. Dort halten wir uns rechts, überqueren die Straße und nach einigen Metern biegen wir links ein und gelangen durch den Fußgängertunnel auf die andere Seite des Bahngeländes. Rechts sehen wir schon den Lokschuppen der Schmalspur und auf der Ladestraße gelangen wir auf das Gelände des einstigen Schmalspurbahnhofes (km 38,8). Erhalten blieben noch die beiden Schmalspurlokschuppen, ein Bockkran und die zum Lagerraum umfunktionierte Bahnsteigüberdachung. Planungen sehen vor, auf dem Areal des ehemaligen Schmalspurbahnhofes einen neuen Busbahnhof entstehen zu lassen.
Das Foto zum Beitrag in der Printausgabe liegt in keiner nutzbaren Auflösung für die Verwendung in der Online-Ausgabe vor: Foto: Der Nossener Schmalspurlokschuppen existiert noch heute. André Marks Dieser Beitrag ist in der Druckausgabe unter der Rubrik „Stillgelegte Nebenbahnen heute (Teil XXX)“ erschienen.
31.05.2006