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Rezensiert: Tradition pflegen. Werte bewahren. Die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen
Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen (Hrsg.)
Tradition pflegen. Werte bewahren. Die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen
232 Seiten im Format A4 quer mit 471 meist farbigen Aufnahmen und anderen Illustrationen veröffentlicht im Eigenverlag von der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen, Radebeul 2022. ISBN: keine Preis: 50,– Euro
Sie lobt den Claus-Köpcke-Preis aus und ist z. B. Eigentümerin der I K Nr. 54 – die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen. Doch wie ist sie entstanden, welche Ziele hat diese Stiftung und woran wirkt sie in Sachsen mit? Auf solche Fragen gibt ein Anfang Dezember 2022 erschienener Prachtband im A4-Querformat umfassende Antworten. Gleichzeitig präsentiert das hochwertig produzierte Buch eine Fülle beeindruckender Aufnahmen aus der Geschichte der sächsischen Schmalspurbahnen, von den Festivals zu deren 125. Jahrestag, vom Bau und bisherigen Einsatz der I K Nr. 54, aber auch vom I K-Zug sowie von verschiedenen anderen Lokomotiven und Wagen. Beim Betrachten dieser Aufnahmen wird vermutlich jeder Leser ins Träumen kommen und zwangsläufig feststellen, wie attraktiv und abwechslungsreich „unsere“ sächsischen Schmalspurbahnen doch sind. Zur Zielgruppe dieses Buches gehören jedoch nicht nur wir „eingefleischten“ Freunde der sächsischen Schmalspurbahnen, sondern auch Landespolitiker, Touristiker und Geschichtsinteressierte. Dazu bietet das Werk bemerkenswerte Ausführungen zum technikund kulturhistorischen Wert der kleinen Bahnen, zur Geschichte der Eisenbahnen in Sachsen allgemein wie auch speziell zum Bau der Sekundärbahnen. Durch den beruflichen Hintergrund der in der Stiftung maßgeblich aktiven Protagonisten flossen sogar Angaben zum Urlaubsanspruch der Arbeitnehmer zu verschiedenen Zeitpunkten ab 1900 ein, die der steigenden Bedeutung von Bahnen im Ausflugsverkehr gegenübergestellt sind – ein dickes Lob auch dafür! Selbst wenn Puristen in den Angaben zur Geschichte der sächsischen Regelspurbahnen und der Sächsischen Maschinenfabrik über kleinere Patzer stolpern, sind diese Darstellungen in sich dennoch rund und vermitteln wichtige geschichtliche Hintergründe.
Den Schwerpunkt des mehrheitlich von Holger Drosdeck und Dr. Andreas Winkler verfassten Buches macht die Entwicklung von der Gründung des Vereins zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e. V. (VSSB) im Jahr 2003, der in der im Jahr 2009 gegründeten Stiftung bis 2014 quasi aufging, bis heute aus. So gibt es Erklärungen, warum im VSSB nicht mehr als 30 Mitglieder waren, warum die Stiftung gegründet wurde und wo sie in den vergangenen Jahren bereits alles geholfen hat. Beim Genießen der Bilderseiten vom Bau der I K Nr. 54, deren Willkommenstour und deren Einsatz dürften jedem Leser zauberhafte und glückliche Momente in Erinnerung kommen. Und nicht wenige damals am Bau Beteiligte – egal ob als Lehrling, Spender oder Ingenieur – werden sich auf den Fotos selbst entdecken. Als die Dateien für dieses Buch im Herbst 2022 in der Druckerei waren, kollidierte der I K-Zug bei Mügeln mit einem Traktor. Dieser tragische Unfall ist deshalb nicht erwähnt – doch eine jedem Buch gratis beiliegende A5-Broschüre informiert darüber und wirbt um Unterstützung für die betriebsfähige Wiederherstellung der Fahrzeuge. Allein deshalb ist der Erwerb des vorgestellten Buches eine gute Sache. Doch der Rezensent legt es auch aufgrund seiner fulminanten Illustration und liebevollen wie informativen Texte jedem Freund der sächsischen Schmalspurbahnen ans Herz.
14.04.2023