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Rezensiert: Eiserne Spuren – Schwarzenberg und die Bahn
Eiserne Spuren – Schwarzenberg und die Bahn
DVD, Bildformat: 1:1,85, Color/Schwarzweiß Laufzeit: ca. 94 Minuten neubertfilm-Verleih & Produktion Udo Neubert, Schwarzenberg 2019. EAN: 0824228700166 Preis: 19,99 Euro
Schwarzenberg ist unter Bahnfreunden heute in erster Linie durch sein Eisenbahnmuseum und als Ausgangspunkt der Erzgebirgischen Aussichtsbahn bekannt. Doch die oft als „Perle des Erzgebirges“ bezeichnete Stadt war früher ein bedeutender Eisenbahnknoten – vor allem für den Güterverkehr. Dessen Bedeutung entstand nicht erst im Zusammenhang mit dem 1946 durch die SDAG Wismut im Westerzgebirge aufgenommenen Uranabbau, für den die Strecke nach Johanngeorgenstadt ab 1948 u. a. in Schwarzenberg aufwendig umtrassiert und zweigleisig ausgebaut wurde, sondern vor allem aufgrund der in Schwarzenberg ansässigen Industriebetriebe. Dazu zählten z. B. das Eisenwerk Erla und das Waschmittelgerätewerk Schwarzenberg. Letzteres sorgte mit dem wohl bekanntesten Elektrohaushaltsgerät der DDR, der Waschmaschine „WM66“, einst für ein sehr hohes Frachtaufkommen. Über den Bahnbau rund um Schwarzenberg ab 1855, die Blütezeit des Bahnhofes – die natürlich erst durch die Wechselwirkung zwischen der Eisenbahn und der Dank ihr ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Betriebe möglich wurde, sowie über den nach der politischen Wende fast vollständig zum Erliegen gekommenen Güterverkehr erzählt der Anfang Dezember 2019 erschienene neue Dokumentarfilm von Udo Neubert. Der dramaturgisch sehr gute Schnitt, ergänzt mit zahlreichen historischen Filmszenen sowie Interviews mit Zeitzeugen, sorgt dafür, dass beim Rezensenten trotz der 94 Minuten „Spielfilmlänge“ keine Langeweile aufkam. Im Gegenteil – die interessanten Ausführungen u. a. der Schaffnerin Else Häberlein, des Anschlussbahnleiters des Waschmittelgerätewerkes Jürgen Otto sowie nicht zuletzt von Axel Schlenkrich vom Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde nahmen ihn in eine Zeit mit, die er zum Teil als Jugendlicher in den 1970er/1980er Jahren selbst noch erlebt hat. Im Film nicht fehlen dürfen die Erzgebirgische Aussichtsbahn und die Aktivitäten des VSE. Überrascht war der Rezensent, dass die Wurzeln dieses Vereins bis in das Jahr 1982 zurückreichen, als es unter den nicht einfachen Rahmenbedingungen in der DDR im Jahr 1983 gelang, mit der 94 2105 eine Dampflok in den Schwarzenberger Lokschuppen zu „lotsen“ und in Pflege zu nehmen. Sie war zugleich das erste Fahrzeug der späteren Sammlung in dem damals sehr heruntergekommenen Heizhaus – ein Eisenbahnmuseum war noch Wunschdenken. Aber auch für Schmalspurbahnfreunde hat der Film etwas zu bieten. Auf den ersten Blick wirkt der rund 10-minütige Teil über die Strecke Grünstädtel – Oberrittersgrün thematisch leicht deplatziert. Doch aus dem Wissen heraus, dass mit den Eingemeindungen von Grünstädtel im Jahr 1995 sowie Pöhla 2008 ein nicht unwesentlicher Teil der GR-Linie durch heutiges Schwarzenberger Stadtgebiet verlief, hat auch dieses Kapitel im Film seine Berechtigung. Nicht zuletzt sind diese Aufnahmen, u. a. von Ton Pruissen, eine Bereicherung. Fazit: Der Dokumentarfilm bietet in Spielfilmlänge einen umfassenden Einblick in 16 Jahrzehnte „Bahnknoten Schwarzenberg“ und zeugt vom hohen filmischen Können Udo Neuberts und seines Teams. Die DVD wird sowohl Eisenbahnfreunde als auch Heimatinteressierte begeistern.
Die DVD ist erhältlich vom Hersteller unter Tel. 03774/22969 oder rockelmann-pictures.de, aber auch im Rittersgrüner Museum und beim VSE.
13.04.2020