Ratgeber
Fünf Tipps gegen den „Corona-Koller“
Ausgangsbeschränkungen und Distanzgebote zur Reduzierung der Verbreitung des Virus SARS-CoV-2 sind nun einmal nicht gerade das, was dem Eisenbahnfreund Lust und Freude bereitet, wenn er von der aktiven Wahrnehmung seines Hobbies, Museumsbesuchen oder Bahnfahrten abgehalten wird. Die Anordnungen, auf Distanz zu seinen Mitmenschen zu gehen und so die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen, insbesondere aber auch die Risikogruppen zu schützen, stehen jedoch einer weiteren Beschäftigung mit dem Thema nicht grundsätzlich im Wege – vielleicht findet sich in Zeiten von Kurzarbeit, Homeoffice oder Zwangsurlaub für den einen oder anderen eine Möglichkeit, dem heimischen „Corona-Koller“ zu entgehen, auch wenn die Dampfzugfahrt, der Familienausflug oder die Fotoveranstaltung leider ins Wasser fällt. Wir haben hier fünf Tipps für Sie zusammengestellt:
1. Mitwirkung beim Eisenbahnhobby
Zwar sind die Menschen tatsächlich aufgefordert, die Wohnung nur mit triftigen Gründen zu verlassen, jedoch zählt zumindest die Allgemeinverfügung („Corona-Schutz-Verordnung“) des Freistaates Sachsen vom 31. März explizit auch „im Rahmen von ehrenamtlicher Tätigkeit“ zu diesen Gründen. Diese Regelung mag in anderen Bundesländern anders formuliert sein, bitte deshalb tatsächlich prüfen, was geregelt ist - und ggf. auch, ob in Sachsen seitdem neue Verordnungen in Kraft getreten sind. Verbleiben wir bei obiger Regelung, ist also die aktive ehrenamtliche Arbeit zum Beispiel in der Fahrzeuginstandsetzung im Bereich von Werkstätten und Lokschuppen absolut zulässig. Viele Fahrzeuge – Loks, Wagen und vieles mehr – harren auf mitarbeitende Helfer. Natürlich soll jeder dennoch dabei auf die nötige Distanz zu anderen Mitarbeitern achten.
2. Arbeiten ausführen, für die bisher niemand Zeit hatte
Fast bei jedem Eisenbahnverein und -museum gibt es Dinge, die seit Jahren schon auf der Liste „Müsste man machen, wenn man Zeit hat.“ stehen. Jetzt wäre vielleicht der richtige Zeitpunkt, genau damit anzufangen. Auch wenn es sicherlich manchmal an den geeigneten Arbeitsmöglichkeiten und -plätzen mangelt, allein einige Themen könnten sich sogar als „Heimarbeit“ oder im „Homeworkshop“ ausführen lassen, wenn man die Arbeit einfach mitnimmt (oder sich zuschicken lässt). Beispiele gefällig?
- • Sichtung und Scannen von historischen Akten (fast jeder Verein hat ein Archiv, das notorisch unorganisiert ist)
- • Archivierung respektive Entsorgung von älterem Schriftgut
- • Kleinteileaufarbeitung für historische Fahrzeuge (Messingteile putzen, Teile reinigen etc.)
- • Fahrkartendrucker bedienen (lernen) und neue Edmonsonsche Fahrkarten drucken
Wem diese Aufzählung noch keine Anregungen gibt, kann sich einfach mal bei den Kollegen vom Vorstand des Vereines seines Vertrauens erkundigen. Es gibt immer was zu tun.
3. Fotosammlung sichten (und ggf. systematisch scannen)
Viele Eisenbahnfreunde sind auch Jäger nach dem schönen Eisenbahnmotiv vor der Linse. Über die Jahre und Jahrzehnte sammeln sich unendlich viele Abzüge, Negative, Dias oder seit etwa zehn Jahren auch ordentliche Digitalbildbestände an. Wann, wenn nicht in Zeiten „angeordnetem Zuhausebleibens“ kann man genau diese Dinge einmal sichten? Aber Halt! Nicht einfach nur Sichten und Sortieren, davon wird die Sammlung nicht besser und nicht nutzbarer. Eine Aufgabe und Zielstellung muss her, die da lauten kann, zielgerichtet thematische Sammlungen und Geschichten aufzustellen, die zum Beispiel einem konkreten Ereignis ein Denkmal setzen können. Das kann in Form eines gut bebilderten Beitrages für ein Internetforum sein (in Zeiten wie diesen hungern viele Eisenbahnfans nach bisher ungesehenen Bildern), aber auch für einen eigenen aufgesetzten Blog oder die Webseite des Vereins (besonders bei Ereignissen, die schon einige Jahre zurückliegen, weisen fast alle Internetseiten genügend Lücken auf). Und zu guter Letzt freut sich auch die Redaktion des „Preß´-Kurier“ über Erinnerungen „aus alter Zeit“. Übrigens sei an dieser Stelle auch auf die Artikelreihe „Tipps für Eisenbahnfotografen“ in den Ausgaben 166, 167 und 170 verwiesen (Hier gehts zum Einstieg in die Artikelfolge: https://www.presskurier.de/166/teil-1-ratschlaege-einsender-eisenbahnaufnahmen). Werfen Sie keine Dias oder Negative weg, sondern überlegen Sie sich alternativ, wem sie diese überlassen könnten.
4. „Weiterbildung“ am Fernseher
Nun mag es kurios anmuten, hier auf die Droge „Fernsehen“ verwiesen zu werden. Aber ganz realistisch ist dies wohl in Zeiten von „Bleib zu Hause“ eine gern genutzte Option. Doch muss es nun natürlich nicht nur die 37. Wiederholung von „Vom Winde verweht“, Sternenkriegern oder diversen Superhelden sein – es gibt auch viel Interessantes von der Eisenbahn zu sehen. Die Leser des PK erinnern sich eventuell an unsere Aktion „Rettet die BahnZeit“. Diese Bemühungen waren zwar letztendlich nicht erfolgreich, aber wir haben mit sehr breiter öffentlicher Anteilnahme darauf hingewirkt, dass der MDR weiterhin Eisenbahnsendungen im Programm führt. Wenn also die Abrufzahlen der verschiedenen eisenbahnlastigen Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den Mediatheken deutlich steigen, ist dies ein hilfreiches Argument in den Sendeanstalten, diese Nachfrage auch künftig zu befriedigen. Wem dafür gerade der Einstiegspunkt fehlt, der tippe in der Mediathek der ARD im Suchfeld einfach „Eisenbahn“ ein (oder https://www.ardmediathek.de/ard/search/Eisenbahn im Browser).
5. Modelleisenbahn herausholen
Tja, Weihnachten beginnt dieses Jahr halt deutlich zeitiger (zumindest für diejenigen, bei denen die Modellbahnanlage noch immer zum Ritual eines gemütlichen Weihnachtsfestes gehört), alle anderen können dies als günstige Gelegenheit nutzen, die verstaubten Anlagenteile einmal wieder in Aktion zu setzen. Auch wenn sich der plötzliche Heißhunger auf Modernisierung und Erweiterung der „Platte“ oder des Fahrzeugparkes vielleicht nicht gleich beim Händler um die Ecke stillen lässt, viele Modellbahnanbieter sind nicht erst seit Corona finanziell im Dauerstress. Eine gezielte Investition erfreut einerseits das Auge beim Anblick auf der Miniatureisenbahn und hilft andererseits natürlich auch den Herstellern. Bei der Suche nach etwas Neuem findet man bestimmt auch gleich Anregungen für die Nach-Corona-Zeit. Ein Beispiel für einen Anbieter aus dem Erzgebirge gefällig? Bei einem Blick in die Webseite www.auhagen.de wird man fündig!
Das Leben geht weiter und es ist zu kurz, um uns durch Corona in Pessimismus zu stürzen, Langeweile oder den Stubenkoller zu pflegen und dabei die schönen Seiten des Hobbies zu vergessen.
Wir wissen schon jetzt, dass uns in der nächsten Ausgabe des PK eine bisher unbekannte Leere bei den Meldungen der Aktivitäten der Vereine, Museen und Bahnen erwarten wird. Deshalb würden wir uns über Rückmeldungen freuen, welche unserer Tipps denn so (mit oder ohne unser Zutun) bei Ihnen in diesen Wochen zur Anwendung kommen oder wie unsere Leser sonst dem Hobby in Corona-Zeiten frönen. Bitte vergessen Sie dabei aber auch nicht unsere Anregung aus Tipp Nr. 3, uns mit historischen Episoden zu versorgen.
13.04.2020