Regelspur- und Museums-Nachrichten
Ehemaliges Bw Pockau-Lengefeld im Eigentum der PRESS
Bei einer Fahrt mit der DB-Erzgebirgsbahn auf der KBS 519 von Chemnitz nach Olbernhau kann man nach dem Halt im Bahnhof Pockau- Lengefeld in Fahrtrichtung rechts die Gebäude und Anlagen des ehemaligen Bahnbetriebswerkes (Bw) sehen. Dort waren bis zur Auflösung Mitte der 1990er Jahre eine Außenstelle des Betriebshofes Chemnitz und ein Werkstattstandort des Geschäftsbereiches Werke der DB AG angesiedelt. Die relativ kleine Grundfläche dieser Bw-Anlage wird wie bei einem rechtwinkeligen Dreieck östlich durch das Hauptgleis nach Olbernhau, südlich durch den Fischereiweg und westlich durch das Hauptgleis nach Marienberg begrenzt. Seit der Auflassung der Anlage entstand dort ein regelrechtes Birkenwäldchen und man konnte die Gebäude kaum mehr erkennen. Umso überraschender kam die Meldung über den Freischnitt sowie die ersten Aktionen zur Sicherung des Geländes – und natürlich ganz besonders über den neuen Eigentümer. Denn nach einer eher unverbindlichen Anfrage an die DB Immobilien über die Zukunft der Liegenschaft des ehemaligen Bahnbetriebswerkes im Jahre 2015 wurde im Spätsommer des vergangenen Jahres die Geschäftsführung der PRESS dann doch vergleichsweise plötzlich mit einem konkreten Kaufangebot zu einem symbolischen Preis konfrontiert. Neben dem günstigen Preis für den Erwerb war auch ausschlaggebend, dass auf relativ kleiner Grundfläche eine in Summe große überdachte „Gleislänge“ existiert und wegen dem felsigen Untergrund keine Altlasten zu erwarten sind. Hauptzweck soll im Laufe der Zeit natürlich wieder die Beheimatung von Eisenbahnfahrzeugen sein. Hauptsächlich vorerst nur für Abstellzwecke gedacht, soll noch dieses Jahr ein Gleisanschluss zur Infrastruktur der Erzgebirgsbahn entstehen. Nachdem das Verkaufsangebot der DB Immobilien im Spätsommer des Jahres 2017 bei der PRESS eingegangen war, erfolgten sofort Objektbegehungen mit umfangreichen Fotodokumentationen. Dabei war festzustellen, dass in den vergangenen beiden Jahren pure Zerstörungswut deutliche Spuren hinterlassen hatte und auch die Schädigung der Gebäude durch eindringendes Wasser deutlich zugenommen hatte. Die Birken waren nun schon so hoch und standen so dicht, dass ein nahezu geschlossenes Blätterdach nur spärlich Licht zum Boden durchließ. Daran hatte sich die untere Vegetation bereits angepasst – die „Verwaldung“ hatte also begonnen. Nach Unterzeichnung des Kaufvertrages fand am 17. November 2017 die Übergabe des Objektes statt, zehn Tage später startete der Freischnitt. Dafür wurde der Aufwand zunächst etwas unterschätzt, denn die Arbeiten erforderten Umsicht und Geschick. Interessenten für das Feuerholz gab es aber mehr als genug … Eine weitere wichtige Arbeit war das Entfernen der Eisenelemente vor den Fenstern und Türen durch die Sicherheitsfirma von DB Immobilien sowie das nachfolgende eigene Sichern der Gebäude. Ebenso wurden die größten Schäden an den Dächern zunächst mittels Planen abgedeckt. Als nächstes werden die Medien (Wasser, Strom etc.) wieder angebunden, außerdem ist das Herrichten eines oder zweier Aufenthaltsräume und einer Waschgelegenheit geplant.
Bei der vorgesehenen Anbindung an die Gleise der Erzgebirgsbahn wird auf eine vorliegende Studie aufgebaut, die eine 190er Rechtsweiche im Streckengleis der Linie Pockau – Neuhausen (PN) gleich nach dem Abzweig der RF-Linie (Reitzenhain – Flöha) vorsieht. Diese Weiche ist dann zukünftig die Anschlussweiche. Hinter dieser soll eine weitere 190er Weiche folgen, allerdings in Linksausführung. Damit wären der Rechteckschuppen und die Drehscheibe wieder angebunden. Wenn danach die Drehscheibe zumindest im Handbetrieb wieder nutzbar wäre, könnten Fahrzeuge wieder in den Ringlokschuppen gelangen. Alle weiteren Dinge wird „die Zeit“ mit sich bringen; auf jeden Fall stellt die Nutzung des Bw als sichere Abstellfläche für das EVU PRESS und die Bewahrung einer eisenbahn-historisch wertvollen Bausubstanz eine gelungene Kombination dar.
09.04.2018