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Rezensiert: Friedliche Kriegslok - Die Dampflokomotive 99 651
Helga Becker, Wolfram Berner, Hans-Joachim Knupfer:
Friedliche Kriegslok - Die Dampflokomotive 99 651, Steinheim an der Murr und die Bottwartalbahn
36-seitige geklammerte Broschüre im Format A5 mit 30 Farb- und Schwarzweißaufnahmen sowie drei Grafiken hrsg. von Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer im Eigenverlag, Marbach am Neckar/Leonberg 2016. ISBN: (keine) Preis: 5,– Euro
Was kommt dabei heraus, wenn Historiker und Medienprofis gemeinsam eine Publikation erarbeiten? Lesegenuss pur! Mit diesen Worten als Einstieg sei eine Broschüre vorgestellt, die sich im Schwerpunkt mit der sächsischen Dampflok 99 651 und ihrem langjährigen Domizil in Steinheim an der Murr beschäftigt. Anlass für die Veröffentlichung war die Rückkehr der letzten erhaltenen „Ur-VI K“ nach Ochsenhausen. Dorthin war die 1918 von Henschel in Kassel für die deutsche Heeresfeldbahnverwaltung gebaute Lok nach knapp zehn Einsatzjahren in Sachsen 1928 von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft verfügt worden. Ihre letzten drei Betriebsjahre absolvierte die Maschine ab 1965 auf der Bottwartalbahn. Nach Einstellung des dortigen Schmalspurbetriebes ließ die Stadtverwaltung von Steinheim an der Murr die Lokomotive im August 1969 neben dem ehemaligen Empfangsgebäude als Denkmal aufstellen. Die Broschüre stellt in herzerfrischend gutem Deutsch die Einsatzgeschichte vor allem von 99 651 in Württemberg dar. Andere Kapitel stellen die Geschichte der Bottwartalbahn als Schmal- und später als Regelspurstrecke sowie speziell den Steinheimer Bahnhof vor. Wie die Lokomotive letztendlich gegen anfänglich massivste Widerstände aus der Region am 11. Juni 2016 doch zum „Öchsle“ zurückfand, liest sich so packend und spannend wie ein Krimi! Die Publikation liefert vor allem zahllose Details und Hintergründe zur württembergischen Zeit der VI K 99 651. Ihr Einsatz auf der Müglitztalbahn in den 1920er Jahren ist lediglich am Rande erwähnt, die Existenz der Nachbaulokomotiven 99 713 und 99 715 in Sachsen klammern die Autoren bewusst aus. Sie bedienen absichtlich allein das Interesse an der Lok aus (Baden-)Württemberg. Sowohl Papier als auch Druck gefallen dem Rezensenten, die Broschüre wirkt hochwertig. Durch die unbearbeitete Wiedergabe vergilbter Schwarzweißfotos und verblichener Farbaufnahmen gewinnen die Aufnahmen an Authentizität, die in anderen Druckwerken als Unprofessionalität die Qualität beeinträchtigt – in diesem Fall hingegen kein bisschen. Die Tippfehler in den Bildunterschriften (Seite 3 „… der Sächsischen VI K …“ mit großem anstatt kleinen s; vergessene Leerzeichen und übersehene Trennfehler) zeigen, dass die Broschüre letztendlich unter großem Zeitdruck vollendet worden ist. Dem Rezensenten ist allerdings nur ein richtiger „Fehler“ aufgefallen: Auf Seite 8 wird von der „Bauart sächsische VI K“ geschrieben. Doch bei „VI K“ handelt es sich um keine Bauart, sondern um eine Gattung! Die Bauart dieser Loks ist mit Eh2t bzw. K55.8 benannt. In den Textkapiteln ist hingegen keiner der traditionellen Fehler zu entdecken, so wird auch die Bedeutung des K von VI K völlig korrekt mit „Kleinspur“ (anstatt Kleinbahn) wiedergegeben – das erfreut natürlich den Puristen!
Fazit: Die Broschüre stellt überdurchschnittlich gute Arbeit dar! Sowohl vom Druck als auch vom Inhalt her wird das liebevoll erstellte Heftchen jeden Interessenten an der VI K-Geschichte in Württemberg begeistern. Dabei sind die Texte derart geschickt geschrieben, dass sie sowohl Anwohner und Laien als auch Puristen und Interessenten z. B. aus Sachsen in ihren Bann ziehen werden. Meine Empfehlung: Zum Schnäppchenpreis unbedingt gleich kaufen!
Bezugsmöglichkeiten:
Verein „Öchsle Schmalspurbahn e. V.“, Postfach 1228 in 88412 Ochsenhausen (innerhalb Deutschlands mit 1,– Euro Porto) oder über berner@bottwartalbahn.de
12.08.2016