Regelspur- und Museums-Nachrichten
Zur Zukunft der Strecke Annaberg-Buchholz – Schwarzenberg (BSg)
Der anhaltend defizitäre Betrieb der Strecke Annaberg-Buchholz Süd – Schwarzenberg zwang die Erzgebirgsbahn, am 6. Februar 2014 die Strecke zur Abgabe auszuschreiben. Interessenten, die die Strecke im Ist-Zustand und ohne zeitliche Unterbrechung übernehmen und für den öffentlichen Verkehr in eigener Verantwortung weiter betreiben wollen, können bis spätestens 6. Mai 2014 ein Übernahmeangebot abgeben. Auf dieser Strecke findet kein regelmäßiger Schienenpersonennahverkehr statt, lediglich für den Zeitraum der Bauarbeiten im Erzgebirgsnetz bestand die Notwendigkeit zur Streckenvorhaltung. Da seit Ende der Bauarbeiten 2008 die Gefahr der Abgabe oder Stilllegung über dieser Infrastruktur schwebt, hat sich der VSE immer auch für eine Nutzung der einmaligen Strecke im Rahmen eigener Sonderzugfahrten oder nicht zuletzt auch der Erzgebirgischen Aussichtsbahn engagiert. Jedoch deckten bzw. decken diese gelegentlichen Fahrten nicht die aufgewendeten Streckenvorhaltungskosten.
Eine alleinige Streckenübernahme durch den Verein übersteigt die finanziellen, technischen, personellen und zeitlichen Kapazitäten der aktiven Vereinsmitglieder sowie des Vorstandes, da diese ausschließlich ehrenamtlich tätig sind. Der Verein wird jedoch im Sinne seines in der Satzung festgeschriebenen Zweckes alle Initiativen unterstützen, die eine weitere betriebsfähige Vorhaltung der Strecke zum Ziel haben und auch entsprechende Vorschläge unterbreiten.
Bereits am 19. Februar 2014 äußerten sich die Erzgebirgischen GRÜNEN in einer Presseerklärung zum angestrebten Streckenverkauf und forderten mehr Güterverkehr auf der Schiene: „BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Erzgebirge beobachten mit großer Sorge den von der DB Regionetz Infrastruktur GmbH geplanten Verkauf von Bahnstrecken im Kreisgebiet. Dazu Ulrike Kahl vom Kreisvorstand: Das Abstoßen von Schienenverbindungen ist letztendlich auf die konzeptionslose und verfehlte Verkehrspolitik der sächsischen Landesregierung zurückzuführen, die durch massive Kürzungen ein umweltfreundliches Verkehrsunternehmen wie die Erzgebirgsbahn in große wirtschaftliche Bedrängnis bringt. Während in anderen Bundesländern – wie beispielsweise Niedersachsen – Konzepte erarbeitet werden, etliche Bahnstrecken wieder zu reaktivieren, gehen wir hier in Sachsen den rückwärtsgewandten Weg der Zerschlagung eines leistungsfähigen Schienennetzes. Aus der Initiative „Via Wilzschhaus“, die über viele Jahre ein touristisches Bahnprojekt von Schönheide bis ins Vogtland verfolgte, wissen wir, dass einmal entfernte Schienen später bei neu erkanntem Bedarf wegen des enorm hohen Finanzaufwandes zum Scheitern verurteilt sind. Oft sind ehemalige Bahntrassen auch wegen Überbauung unwiederbringlich verloren. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich seit jeher für mehr Gütertransport auf der Schiene ein und appellieren an die Unternehmen in der Region, diese Transportmöglichkeit mehr ernsthaft ins Kalkül ziehen. So fragen wir uns, warum der in Hammerunterwiesenthal abgebaute Flußspat nicht per Güterzug in die Auer Nickelhütte zur Weiterverarbeitung transportiert werden kann? Die erzgebirgischen GRÜNEN bemängeln die falsche Schwerpunktsetzung in der Verkehrswegefinanzierung von Bund und Land. Statt in die Schiene zu finanzieren, werden die knappen öffentlichen Gelder immer noch vorrangig in den Neubau von Straßen gesteckt. Wir hoffen sehr, dass die Ausschreibungen im Sinne einer klimafreundlichen Mobilität erfolgreich verlaufen, sich seriöse Bewerber für einen zukunftsfähigen Weiterbetrieb der Bahnlinien finden und damit der bittere Kelch der dauerhaften Einstellung an uns vorüber gehe.“ Ulrike Kahl, Kreisgeschäftsstelle BÜNDNIS 90/DIE GRUENEN, Markt 14, 08340 Schwarzenberg, Telefon 0 37 74/26 97 659, www.gruene-erzgebirge.de.
In diesem Sinne verweist der VSE auf eine Massenpetition des Kreisverbandes:
„Der Kreisverband Erzgebirge von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN startete eine Massenpetition an den Sächsischen Landtag, um sich für den Erhalt der Bahnstrecke zwischen Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz einzusetzen. Die Deutsche Bahn AG hat diese Strecke derzeit im Internet zum Verkauf ausgeschrieben. Findet sich kein Interessent, droht die Stilllegung der Verbindung. Die Strecke ist besonders traditionsreich und wird seit Jahren touristisch für Ausflugszüge genutzt. Dazu Ulrike Kahl, Vorstandsmitglied der Erzgebirgs-GRÜNEN: „Mit der Stilllegung der Bahnstrecke ginge ein für den Tourismus in der Region unwiederbringlicher Besuchermagnet verloren. Nicht zuletzt das stählerne Eisenbahnviadukt in Markersbach ist Wahrzeichen der 125-jährigen Geschichte dieser Bahnstrecke. Wir glauben, dass es viele Bürger in der Region gibt, die das nicht einfach so widerstandslos aufgeben wollen.“ Aus Sicht der Erzgebirgs-GRÜNEN ist die drohende Stilllegung der Bahnstrecke eine mittelbare Folge der Kürzungen im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs durch die CDU/FDP-Landesregierung in den vergangenen Jahren. Diese Kürzungen haben die Verkehrsverbände massiv unter finanziellen Druck gesetzt. Dazu Ulrike Kahl weiter: „Daher ist es aus unserer Sicht zwingend, dass sich auch der Protest gegen eine drohende Stilllegung der Strecke gegen Dresden richtet. Sowohl der Landtag als auch die Landesregierung sind aufgerufen, geeignete Mittel zu ergreifen, um die Existenz der Bahnstrecke zwischen Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz zu sichern.“ So könnte es aus Sicht der GRÜNEN beispielsweise eine Möglichkeit sein, die im Landeshaushalt noch eingestellte eine Million Euro für die gescheiterte Reaktivierung der vogtländischen Strecke zwischen Muldenberg und Schönheide Ost dafür zu verwenden, um die erzgebirgische Strecke zunächst über Wasser zu halten. Die Petition der GRÜNEN läuft zunächst bis zum 30. April 2014. Unterschriftenlisten können auf gruene-erzgebirge.de heruntergeladen und in der Kreisgeschäftsstelle … abgeholt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Petition unmittelbar im Internet auf www.gruene-erzgebirge.de zu unterzeichnen.“
Auch wenn der VSE unabhängig von politischen Vereinigungen tätig ist, unterstützt der Verein in diesem Fall die Petition im Sinne der in der Vereinssatzung gefassten Betätigungsfelder. Es freut den Verein, dass zumindest eine der im Freistaat tätigen Parteien sich nicht mit der entstandenen Situation abfindet und mittels demokratischer Aktionen für die Abwendung einer drohenden Streckenstilllegung eintritt. Der VSE bittet alle Besucher seines Internetauftritts um ihre Unterschrift, sollten sie mit dem Inhalt der Petition einverstanden sein. TSD
Fahrbetrieb der EAB 2014 gesichert
Die Projektpartner der Erzgebirgischen Aussichtsbahn (EAB) informierten im März, dass alle Fahrttage der EAB für die Saison 2014 gesichert sind. Die beabsichtigte Abgabe der Eisenbahnstrecke beeinträchtigt bzw. gefährdet die diesjährigen Fahrten nicht. Der Saisonstart der EAB erfolgt am 3. und 4. Mai unter dem Motto „Mit Volldampf in den Frühling“. In Ergänzung zu den Zugfahrten – es kommen die Dampflok 52 8079-7 und der VSE-Museumszug zum Einsatz – besteht erstmalig die Möglichkeit, eine EAB-Fahrt am 3. Mai mit der Besichtigung des Pumpspeicherkraftwerkes Markersbach und am 4. Mai mit einem Besuch der Privatbrauerei Fiedler zu verbinden. Auskünfte zu den Fahrtwochenenden von Mai bis Oktober sowie Fahrkarten im Vorverkauf sind erhältlich in den Tourist-Informationen der Anliegerkommunen von Annaberg-Buchholz bis Schwarzenberg. In diesen Tagen geht auch der neue Internetauftritt der EAB an den Start. Unter www.erzgebirgische-aussichtsbahn.de gibt es aktuelle Informationen zum Fahrbetrieb. PM TVE
Erste Fahrt 2014 von Schwarzenberg nach Annaberg-Buchholz
Die erste Fahrt des Jahres auf der einstellungsbedrohten Strecke von Schwarzenberg nach Annaberg-Buchholz organisierte der Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde. Am 27. Februar 2014 hatte eine Gleisbaufirma aus Zwickau einen Sonderzug als „Erzgebirgsrundfahrt“ für ihre Mitarbeiter bestellt. Der VSE bot dafür aus seinem Museumsbestand einen Reisezug- und den Speisewagen an, die PRESS GmbH stellte die Lok einschließlich Personal und sorgte für die Fahrplanbestellung. Mit dieser kleinen, aber feinen Garnitur ging es von Zwickau über Aue nach Schwarzenberg. Nach der Stärkung der Fahrgäste (durch ein zweites ausgiebiges Frühstück) wurde den Reisenden eine Führung durch den Schwarzenberger Lokschuppen angeboten. Dazu fuhr der Sonderzug bis ins Eisenbahnmuseum.
Anschließend führte die Tour über Markersbach nach Schlettau, dort standen der Besuch des Museumsbahnhofes und des Schlosses auf dem Programm. Vorher war das Mittagessen im Speisewagen organisiert. Nach knapp zweistündigem Aufenthalt ging es über Annaberg-Buchholz weiter bis nach Wolkenstein – stets von zahlreichen Fotografen verfolgt. Während die Gäste zur dortigen Burg wanderten, um das Abendessen und ein Programm zu genießen, fand das Lok- und Zugpersonal die Zeit für eine Pause. Pünktlich 19.51 Uhr erfolgte die Rückfahrt von Wolkenstein über Flöha, Chemnitz und Glauchau nach Zwickau. Die Fahrgäste verabschiedeten sich sichtlich zufrieden von den VSE-Eisenbahnern, die noch die Leerrückfahrt nach Schwarzenberg, das Wagenentwässern und das Ausräumen des Speisewagens vor sich hatten. Viel Arbeit, auch in der Vorbereitung, und Organisationstalent für die Sonderfahrt an einem Wochentag hatten sich gelohnt. Den Mitarbeitern der Firma hatte der Organisator bis auf den Treffpunkt in Zwickau vor der Fahrt keinerlei Details bekanntgegeben, für sie war es eine Fahrt ins Blaue! Vielleicht ist diese Tour auch eine Anregung für andere Firmen oder Gruppen, einmal eine etwas andere Freizeit-Aktivität zu planen. Und der in letzter Zeit mehr ins Licht der Öffentlichkeit geratenen BSg-Linie (Buchholz – Schwarzenberg) tut es auch gut. ASS
06.04.2014