Rettet die Bahnzeit!
„Rettet die Bahnzeit“ – Aber welche?
Ein erklärtes Ziel der Aktion ist von Anfang an, die Präsenz der Eisenbahnthemen im Fernsehen, insbesondere im öffentlich-rechtlichen Programm des Mitteldeutschen Rundfunks zu erhalten – quasi „Zeit für die Bahn im Fernsehprogramm“.
Ein Blick zurück soll die Wirkung von Sendungen im Fernsehen zu diesem Thema unterstreichen. Im November 1994 – und danach in unzähligen Wiederholungen bis heute in beinahe allen Programmen der ARD – sendete der MDR erstmals den Film „Glück Auf – Kleine Bahn“. Schon damals war das Ansinnen, einen halbstündigen Film über den Aufbau der Preßnitztalbahn zu produzieren, im Haus von einigen „Meinungsmachern“ eher abfällig betrachtet worden. Mit großem Engagement ist das Filmteam mit Kameramann Thomas Schlechte und Redakteurin Babett Hartmann auf Spurensuche im Schwarzwassertal (das Preßnitztal mit Schmalzgrube wurde ja erst 1995 erreicht) nach den „Verrückten“ gegangen. Es ist ihnen gelungen, ein liebevolles Bild über die Aktiven zu zeichnen, die hier ihre Freizeit verbrachten, um etwas Bleibendes zu erschaffen.
Der Fernsehbeitrag hat Türen geöffnet, Verständnis für das Vorhaben geschaffen und Neugier geweckt. Noch heute fragen Besucher nach den „Darstellern“ aus dem Film und wundern sich, wenn man auf die inzwischen vergangenen mehr als 16 Jahre seit dem Dreh verweist. Thomas Schlechte ist dem Verein (wie auch mancher anderen schmalspurigen Aktivität in Sachsen) übrigens bis heute verbunden.
Die Wirkung dieses Sendebeitrages ist quantitativ nicht zu beziffern. Allein schon die Tatsache seiner Ausstrahlung hat der Museumsbahn und damit auch der touristischen Wirtschaftsstruktur im oberen Erzgebirge regelmäßig wiederkehrendes Interesse gebracht.
Einen neuerlichen Beweis der Wirksamkeit von Fernsehberichterstattung brachte im vergangenen Jahr die Ausstrahlung von fünf Kurzbeiträgen im Nachmittagsprogramm des MDR vor Pfingsten. Der auf diesen Programmbeiträgen basierende Besucherzuwachs war spürbar und im Vergleich der vergangenen Jahre statistisch klar erkennbar.
Nein, es geht (nicht mehr) um ein Sendeformat namens „MDR Bahnzeit“. Zu konsequent haben die verantwortlichen Programmacher in den letzten Monaten erkennen lassen, daß sie kein Interesse an der Korrektur ihrer Absetzungsentscheidung haben.
Neue Hoffnung
Die ab Oktober 2011 neu besetzte Stelle des Direktors des MDR-Landesfunkhauses Sachsen scheint erste „Frühblüher“ zu bewirken. Der Protest gegen die Abbestellung der ÖPNV-Leistungen bei der Döllnitzbahn hat insbesondere im „Sachsenspiegel“ eine sehr regelmäßige Präsenz in der Berichterstattung bekommen. Die Aktivitäten des Vereins, der Bahngesellschaft und vielfältige Unterstützungsaktionen finden erstaunlich viel Platz – mit entsprechender kritischer Kommentierung der Aktivitäten der Landespolitik. Hoffnungen, die im Sommer 2010 geweckt wurden, bekommen neue Nahrung. Danke MDR – und bitte weitermachen!
Neuer trimedialer Chefredakteur
Inzwischen ist auch die Person, die zum 1. November die Arbeit als neuer Chefredakteur des MDR aufnehmen wird, der Öffentlichkeit bekanntgegeben worden. Inwieweit Stefan Raue tatsächlich „Trimedialität“ als innovative Neuerung seines Aufgabengebietes für sich reklamieren kann – gemeint ist die enge Verzahnung von Fernseh-, Hörfunk- und Online-Berichterstattung – muß der MDR selber bewerten. Als Zuschauer hatte man diese Verknüpfung in einer zusammengehörigen Steuerung von einem Medienunternehmen ja bisher schon erwartet – aber wahrscheinlich war auch da der Anspruch höher als umsetzbar. Der gern proklamierte Anspruch, als „Heimatsender“ tätig zu sein, hat jedenfalls nicht zuletzt mit dem Ausdünnen von heimatverbundenen Programmteilen gelitten.
Herrn Raue eilt nicht der Ruf voraus, eisenbahninteressiert zu sein. Vielleicht können wir ihn für die Reichhaltigkeit des Angebotes in Mitteldeutschland in diesem Bereich begeistern. Dem Anspruch der „Trimedialität“ kann das ja eigentlich nur nützen.
10.04.2011