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Rezensiert: Auf Sachsens stählernen Spuren
Thomas Böttger
Auf Sachsens stählernen Spuren
272 Seiten mit ca. 450 Farb- und 30 Schwarz-weißfotos (darunter 25 histor. Postkarten) Format 16 x 24 cm mit Hartpappeinband Bildverlag Böttger GbR, Witzschdorf 2010. ISBN: 978-3-937496-35-1 Preis: 26,50 EUR
Wann ist ein Buch gut? Wenn es auch nach einem Jahr noch aktuell ist? Nun, dahingehend sind Printprodukte dem Internet natürlich ganz klar unterlegen. Aber es spricht entsprechend für sich, wenn ein bereits im Frühjahr 2010 erschienenes Werk beim ersten Durchblättern Anfang 2011 trotzdem einfach nur Freude bereitet. Autor und Verleger Thomas Böttger hat für seine „Spurensuche“ eine nicht zu unterschätzende Fleißarbeit geleistet. Die Aufstellung von mehr als 200 für Eisenbahnfreunde relevanten Orten in ganz Sachsen verdient uneingeschränktes Lob und große Anerkennung!
Mit großer Akribie trug er wirklich alle Schmalspurbahnen, museale Feld-, Bergwerks- und Grubenbahnen, aber auch Straßen- und Seilbahnen sowie museale Einrichtungen mit Eisenbahnexponaten zusammen. Der Rezensent gesteht, nicht jede der über 60 vorgestellten Denkmalloks im Freistaat gekannt zu haben. Ebenso dankbar las er die Kurzbeschreibungen über 26 markante Eisenbahnbrücken – auch solcher, die sonst nicht im „Rampenlicht“ stehen“. Die Existenz der „Streichholzbrücke“ bei Neuklingenberg war dem Rezensenten zudem bisher überhaupt nicht bekannt – nun ist sie in seinen Wanderplan für 2011 fest integriert. Mit seinen Fototips sollte das stabil gebundene Buch für jeden sächsischen Eisenbahnfreund als Reiseführer unverzichtbar sein.
Wer sich für Modellbahnschauanlagen begeistern kann, findet in Böttgers Nachschlagewerk alle Adressen und Öffnungszeiten – ebenso wie von sämtlichen Eisenbahnmuseen (einschließlich Telefonnummern). Erfreulicherweise hat das Buch seit 2010 an Aktualität kaum verloren. Nur wenige Uhrzeiten dürften sich geändert haben. Außerdem gab es in den vergangenen zwölf Monaten kaum Umsetzungen von Loks, so daß selbst die mit großer Genauigkeit und noch größerer Geduld zusammengetragenen Fahrzeugtabellen getrost weiterhin als „aktuell“ bezeichnet werden können. Diese Listen enthalten bei den Schmalspurloks sogar jeweils die ungeliebten 099-Nummern. Nichtsdestotrotz haben sich in die Aufstellungen zwei, drei Ungenauigkeiten eingeschlichen. So befinden sich sowohl E77 10 als auch der SVT „Bauart Hamburg“ 137 225 im Eigentum des DB-Museums – nicht aber in dem des Verkehrsmuseums Dresden (falsch auf S. 10 und 162) bzw. der BSW-Gruppe Leipzig (S. 17). Vom DB-Museum an die SDG übergegangen sind hingegen bereits 2004 die Schmalspurdampfloks 99 564 und 99 713 (S. 56).
Eine andere „Baustelle“ ist der Buchstabe „K“. „Gebetsmühle ein“: Sowohl in Kombination mit Wagen als auch mit Lokomotiven muß er in Sachsen immer groß geschrieben werden („Gebetsmühle aus“) – falsch auf Seite 186. Auf dieser Seite wird außerdem dem 750-mm-Rollfahrzeug 97-01-27 aus Versehen die Angabe „regelspurig“ zugesprochen. Berichtigt werden sollte bei einer Zweitauflage jedoch auch die Spurweite der Péchot-Bourdon-Dampflok im Dresdner Johanneum: Sie beträgt nicht 1000, sondern 600 mm. Auch wenn die Aufzählung derartiger Fehlerchen damit nicht vollständig ist, so ist es dem Rezensenten wichtig, dem Autor ein Kompliment für seine geleistete Arbeit auszusprechen: Das vorliegende Buch ist einfach klasse geworden! Selbst die vom Böttger-Verlag wie gewohnt „nicht ganz so brillante“ Wiedergabe vieler Farbaufnahmen kann dieses Urteil nicht umstoßen.
Fazit: Eine phantastische Zusammenstellung voller Überraschungen mit unschlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer das Buch noch nicht erworben hat, sollte jetzt zuschlagen!
10.04.2011