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Rezensiert: Eisenbahn in der Sächsischen Schweiz, Band 2
Johannes Raddatz
Eisenbahn in der Sächsischen Schweiz, Band 2
272 DIN-A4-Seiten mit ca. 500 Abb. teils farbig VBN Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2010. ISBN: 978-3-941712-11-9 Preis: 36,80 EUR
Seit November 2010 ist mit dem Band 2 der Reihe „Eisenbahn in der Sächsischen Schweiz“ ein Buch im Handel, welches auf dem Titel Porträts der Müglitztalbahn, der von Pirna abzweigenden Neben- und Hauptbahnen sowie der Bahnhöfe Pirna und Königstein ankündigt. Letztendlich enthält das Kompendium jedoch noch zahlreiche weitere Kapitel, so u. a. Berichte über betriebliche Abläufe des Bahnhofes Kurort Rathen aus der DDR-Zeit, zur Königsteiner O-Bus-Linie oder zu Bahnpostkursen auf der BD-Linie sowie den davon abzweigenden Strecken. Markant ist die reiche Bebilderung und Illustration aller Themen. Allerdings wiederholen sich mehrere Motive von der Bildaussage extrem – wodurch nicht wenigen Lesern der Spruch „weniger ist manchmal mehr“ durch den Kopf gehen wird. Hauptautor Johannes Raddatz legt mit dem Band 2 eine interessante Materialsammlung zu den behandelten Themen vor, die aufzeigt, was man mit Liebe zum Detail und Ausdauer in Archiven und privaten Sammlungen zu finden vermag. So lebt das Buch vor allem von den Reproduktionen wertvoller Originaldokumente und den vielen Gleisplänen, die erneut mit großem Herzblut vom Autor selbst gezeichnet worden sind. Enttäuscht war der Rezensent von den Beschreibungen der von der BD-Linie abzweigenden Strecken. Sowohl hinsichtlich Aktualität als auch Tiefe (und Gliederung!) sind diese Texte mangelhaft. Zur Müglitztalbahn wird der Forschungsstand Ende der achtziger Jahre wiedergegeben, wobei sich durch das ganze Buch widersprüchliche Angaben zum Ende des Schmalspurbetriebes ziehen, die teils merkwürdige Stilblüten schießen. Ohne auf diese Pannen näher einzugehen, hier die korrekten Daten: Reiseverkehr gab es auf der Schmalspurbahn im Müglitztal bis zum 14. August 1938 noch komplett bis Altenberg und bis zum 18. September 1938 noch bis Lauenstein. Danach wurden die 750-mm-Gleise im oberen Bereich noch kurze Zeit für Bauzwecke sowie zwischen Heidenau und Köttewitz immerhin noch bis zum Juli 1939 für den regulären Güterverkehr genutzt. Wenigstens letzteres erwähnt Raddatz korrekt. Das Kapitel über den Lokomotiveinsatz im Müglitztal (S. 40/41) ist hingegen indiskutabel. Die Darstellung der Anschlüsse und ihrer Bedienung stellt insgesamt eine große Stärke von Raddatz dar. Die Fülle an Material zum Beispiel zu den Betrieben in Königstein verdient Anerkennung. Ein dickes Lob steht ihm auch für die Gleispläne der Betriebe zu. Gefreut hat sich der Rezensent ebenfalls über die Auflistungen der Lokomotiven des Bw Pirna (alle Tabellen für die Zeit nach 1945). Sie helfen ihm, seine eigenen Fotos aus Schulzeiten besser zeitlich einordnen zu können. Unverständlich ist, warum in einer Streckenmonographie eine ganze Seite dem neuen Schaltgetriebe von LVT gewidmet wird. Negativ fällt des weiteren die Anzahl der Tippfehler und „Verdrehungen“ auf. So kippte 86 868 eben nicht im Februar 1962 (Seite 141), sondern im März 1963 um, wie auf Seite 136 ganz richtig angeführt.
Fazit: Mit dem Band 2 liegt eine umfangreiche – und vor allem bildreiche – Materialsammlung vor, die viele Details liebevoll beleuchtet, insgesamt aber nicht übersehbare Mängel aufweist. Die möglicherweise zu hoch gesteckten Erwartungen des Rezensenten erfüllt das Buch nicht. Als Fundgrube kann es dennoch zum Kauf empfohlen werden.
10.04.2011