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Rezensiert: Das Bahnbetriebswerk Wernigerode Westerntor
Dirk Endisch
Das Bahnbetriebswerk Wernigerode Westerntor
Verlag Dirk Endisch, Stendal 2009 160 Seiten mit 130 Schwarzweißaufnahmen, 50 Tabellen und 10 Zeichnungen, gebunden in Hartpappe, Format 170 x 240 mm ISBN 978-3-936893-51-9 Preis: 23,50 EUR
Über die Schmalspurbahnen im Harz ist bereits viel publiziert worden. Die Lokomotivbehandlungsanlagen wurden dabei oft mit angeschnitten – nun gibt es aber ein ganzes Buch, welches sich formal ausschließlich dem Bw Wernigerode Westerntor, seinen Vorgängern und seinen Außenstellen zwischen Nordhausen, Gernrode und Wernigerode Hbf widmet. Den Inhalt der Monographie allein darauf zu beschränken, war für Dirk Endisch – wieder einmal Autor und Verleger in einer Person – jedoch scheinbar zu wenig. So flocht er einen gelungenen Abriß der Geschichte des Harzes, der GHE und NWE sowie auch aller schmal- und regelspurigen Triebfahrzeuge der Dienststellen mit ein. Letzteres stellte für den Rezensenten eine erste Überraschung dar, war ihm doch bisher nicht bekannt, daß die NWE in Nordhausen auch regelspurige Dampfloks unterhielt und das Bw Wernigerode Westerntor in den sechziger und siebziger Jahren Maschinen der Baureihen 50 und 94 im Bestand führte und personell absicherte.
Mit der für Endisch typischen Akribie liefert das vermeintlich auf das Bw beschränkte Buch auch die Stationierungstabellen fast aller von der Reichsbahn im Harz eingesetzten Schmalspurlokomotiven – von den Malletloks über die Neubauloks bis hin zu Außenseitern wie 99 5001, 99 5201 oder 99 5811. Gleichwohl sind Informationen und Tabellen zu den meterspurigen Triebwagen und Dieselloks im Harz enthalten, einschließlich einer interessanten Liste zum Verbleib diverser „Harz-Kamele“. Der Wagenfreund findet Hinweise auf die Hilfszug- und Bahnhofswagen, wobei leider der Abgang von 99-01-81”, 99-01-95 sowie 99-03-15 zur IG Hirzbergbahn e.V. im Vorjahr nach Georgenthal fehlt (dort jetzt 99-62-68 und -65). Sehr sauber sind die Anfangsjahre der Reichsbahn zwischen 1920 (Reichseisenbahnen) und 1924 (Gründung der DRG) sowie der Übergang der Betriebsführung von GHE/NWE zur DR zwischen 1945 und 1949/50 dargestellt, passend dazu hätte der Autor aber auch korrekterweise von den Preußischen Staatsbahnen statt von einer „Preußischen Staatsbahn“ schreiben können. Viel Neues erfuhr der Rezensent hingegen über die Entscheidung, die Schmalspurloks aus dem Harz nicht mehr in Wernigerode oder Blankenburg (Harz), sondern im Raw Görlitz einer HU zu unterziehen. Nicht geläufig war ihm außerdem der katastrophale Start von 99 232 und anderer LKM-Neubauten.
In einem derartigem Fachbuch überflüssig, da auch nicht konsequent gehandhabt, sind die Angaben der jeweiligen Vor-EDV-Nummern in den Bildtexten. Mit anerkennendem Neid freute sich der Rezensent hingegen für Endisch darüber, auf Anhieb keinen Rechtschreibfehler gefunden zu haben. Enttäuscht könnten vor allem Modellbahner darüber sein, in dem Buch keinerlei Zeichnungen von den Hochbauten zu finden. Ob die Gleispläne und Grundrisse dies kompensieren können?
Fazit Das sauber gebundene und gedruckte Buch kann allen Freunden der Meterspur wärmstens empfohlen werden. Es bietet auf 160 Druckseiten eine beeindruckende Fülle an Informationen zu den Schmalspurbahnen im Harz, was für 23,50 EUR als „Schnäppchen“ bezeichnet werden kann. Modellbahner aber bitte aufpassen: Das Buch liefert keine Gebäudezeichnungen.
14.12.2009