Preßnitztalbahn aktuell
Sonderveranstaltung am 13./14. Januar: 20 Jahre Einstellung des Reiseverkehrs nach Jöhstadt
20 Jahre ist es her, daß am 13. Januar 1984 in eisiger Kälte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und einer Vielzahl von Schmalspurfreunden das Ausfahrsignal des Bahnhofs Wolkenstein zum letzten Male „Fahrt frei“ für einen planmäßigen Personenzug nach Jöhstadt anzeigte.
Dem endgültigen „Aus“ der von vielen als landschaftlich schönste Schmalspurstrecke Sachsens bezeichneten 23 km langen Kursbuchstrecke 422 Wolkenstein – Jöhstadt war den Freunden der im Oktober 1990 als e. V. neugegründeten IG Preßnitztalbahn eine Erinnerung an das Geschehen vor 20 Jahren wert.
Deshalb organisierten sie für die Nacht vom 13. zum 14. Januar 2004 eine Sonderveranstaltung, die die Mitglieder und Freunde der Schmalspurbahn für nahezu elf Stunden im Bann hielt. Nachdem zum Sammeln ab 18 Uhr am Lokschuppen in Jöhstadt eingeladen worden war, setzte sich der gemütlich warme Sonderzug, bestehend aus Wagen der gleichen Bauart wie damals 1984, 19.05 Uhr in Jöhstadt zu seiner Fahrt durch das verschneite Preßnitztal nach Steinbach in Bewegung. Leider verursachte der am Nachmittag einsetzende Regen ein häßliches Glatteis, was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat.
Trotzdem gelangten alle Teilnehmer, mit ihnen der Landrat des Kreises Annaberg und der Bürgermeister von Jöhstadt, gut in den Güterschuppen in Steinbach – dazu auch ein Urlauber-Ehepaar aus der Nähe von Hildesheim, die mit besonderem Stolz die Fahrkartennummern 01 und 02 vorweisen konnten.
Im Güterschuppen hatte der Wirt der Raststätte „Am Wildbach“ einen kulinarischen Abend-Imbiß vorbereitet, dem gut zugesprochen wurde. (Anmerkung der Redaktion: Es gab dazu sogar Aluminium-Besteck und alte DDR-Speisekarten).
Gemütlich beisammensitzend, begann kurz nach 21 Uhr die Vorführung von Lichtbildern aus der jüngeren und älteren Vergangenheit der Preßnitztalbahn, wobei die Schwarzweiß-Aufnahmen aus den sechziger bis achtziger Jahren manchen Ausbruch von Heiterkeit hervorriefen. Aber auch die Aufnahmen von der Festwoche „Steinbach 2000“ fanden großen Anklang. Aufgelockert durch kurze Pausen und Vorlesungen des Inhalts alter Karl-Marx-Städter Raw-Brigadetagebücher dauerte dieser Programmpunkt länger als vorgesehen. So konnte der Sonderzug erst 0.55 Uhr seine Rückfahrt nach Jöhstadt beginnen.
Übrigens: Es ist nicht eindeutig geklärt, wann der letzte Zug in jener denkwürdigen Nacht im Jahre 1984 den Bahnhof Jöhstadt verließ. Zwischen 2.29 Uhr und 2.46 Uhr schwanken die Angaben. So wurde in diesem Jahr in Jöhstadt am Zug im Gedenken an das Ende der alten Preßnitztalbahn vor 20 Jahren und deren Wiederauferstehung in den vergangenen Jahren um genau 2.29 Uhr angestoßen. Mit lautem Glockengeläut, übertroffen nur vom Explodieren einiger Silvesterknaller, begann der Sonderzug schließlich 2.31 Uhr seine historische Fahrt nach Steinbach. Unter ständigem Läuten der Latowski-Glocke war Steinbach um 3.07 Uhr erreicht. Die historische Fahrt hatte ihr Ende gefunden.
Wegen Müdigkeitserscheinungen wurde von den Teilnehmern auf der Rückfahrt nach Jöhstadt dem dargebotenen Kaffee rege zugesprochen. Die Teilnehmer der Fahrt danken den Organisatoren, Mitgliedern und Freunden der ehemaligen Schmalspurbahnstrecke Wolkenstein – Jöhstadt für das Gelingen dieser Sonderveranstaltung. Wir sehen uns bestimmt im Jahre 2009 wieder, wenn sich die Stillegung des Reiseverkehrs nach Jöhstadt zum 25. Mal jährt.
Das Ende des Reiseverkehrs nach Jöhstadt Auszüge aus dem Buch zur „Die Schmalspurbahn Wolkenstein - Jöhstadt“ von Andreas Petrak, 4. Auflage S. 90f.: Begleitet wurde der Mittagszug 14287 am 13. Januar 1984 von einer langen Pkw-Kolonne. Die Vertreter der „Staatsmacht“ erkannte man dabei daran, daß sie im Auto sitzen blieben, während die anderen zum Fotografieren ausstiegen. Aber auch vor der Abfahrt des Zuges hatten sie sich schon zu erkennen geben: Sie unterbanden das Anbringen eines Abschiedskranzes an der letzten Wagenbühne – schließlich sollte es sich doch nur um einen vorübergehenden Schienenersatzverkehr – nicht um eine Stillegung handeln… Der Zug 14292 verkehrte an jenem 13. Januar mit zwei Lokomotiven und führte zur Beräumung des Jöhstädter Bahnhofes alle lauffähigen Wagen mit.
28.01.2004