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Rezensiert: Der Eisenbahnknoten Cottbus | Band 2, Dienststellen und Anlagen
Harald Großstück/Christoph Thiel
Der Eisenbahnknoten Cottbus
Band 2, Dienststellen und Anlagen
176 Seiten im Format A4 mit Festeinband und ca. 390 Abbildungen (schwarzweiß und farbig) VBN Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2019. ISBN: 978-3-941712-71-3 Preis: 25,80 EUR
In den 1980er Jahren hatte der Eisenbahnknoten Cottbus seinen Zenit erreicht – seitdem ist seine Bedeutung zwar rückläufig, aber der Blick auf die Entwicklung zum Knotenpunkt und auf die Ereignisse nach 1990 sind deshalb nicht minder spannend. Nachzulesen ist der „Aufstieg und Fall“ von Cottbus als Eisenbahnknoten in zwei von Harald Großstück vor allem mit Unterstützung von Christoph Thiel verfassten Bänden, die im März bzw. im November 2019 erschienen sind. Da der Band 1 bereits verlagsseitig vergriffen ist, soll hier im Schwerpunkt der Band 2 vorgestellt sein, der mit seinen Kapiteln zur Spreewaldbahn und zur Parkeisenbahn auf 30 Buchseiten auch das Interesse von Schmalspurbahnfreunden bedient.
Erstellt worden ist das Manuskript zu dem zweibändigen Werk über mehrere Jahrzehnte und mit Unterstützung vieler Eisenbahner. Das Anerkennenswerte beider Bände ist ihre inhaltliche Vielschichtigkeit, so stehen einmal nicht nur Lokomotiven und Streckeneröffnungsdaten im Mittelpunkt, sondern z. B. auch Dinge wie Eisenbahnerwohnungen, die soziale Betreuung der Eisenbahner, die Bahnhofsmission oder der Eisenbahnersport. Trotzdem kommen technische Aspekte wie das Signal- und Fernmeldewesen einschließlich der Stellwerke, die Strom- und Wasserversorgung der Cottbuser Eisenbahnanlagen sowie das Bahnbetriebswerk und die Werkstätten nicht zu kurz. Erfreulich ist zudem die Würdigung der vom Lausitzer Dampflok-Club erbrachten Leistungen zur Traditionspflege in der Region Cottbus. Sowohl das 14-seitige Kapitel zur Parkeisenbahn als auch die 18 Seiten zur Spreewaldbahn werden durch Gleispläne, Tabellen und aussagekräftige Aufnahmen aufgelockert. Die Texte bieten einen Überblick zur Entwicklung im Strecken- und Fahrzeugbereich, aber auch zur Betriebsgeschichte allgemein. Da das Manuskript ursprünglich für eine Einzelveröffentlichung gedacht war, werden alle Themen eher kurz behandelt – tiefgreifende Analysen und Hintergründe zu Einzelaspekten fanden keine Berücksichtigung. Daher sind leider auch zahlreiche unter Experten inzwischen längt bekannte neue Forschungsergebnisse beispielsweise zur Dampflok 99 5633 etc. außen vor geblieben. Die Stärke beider Bücher liegt daher eindeutig im Überblickscharakter zu einer Vielzahl an Themen. Als schade empfindet es der Rezensent, dass es dem Autor und Verleger nicht möglich gewesen ist, das Manuskript vor dem Druck gründlich auf Rechtschreib- und andere Tippfehler zu kontrollieren. So stören z. B. Buchstabendreher unnötig den Lesefluss für das ansonsten eher salopp und leicht lesbar geschriebene Werk. Die Wiedergabequalität der Illustrationen entspricht dem Zustand der eingereichten Vorlagen – sie ist durchwachsen. Aktuelle Farbaufnahmen können jedoch ausnahmslos mit Freude betrachtet werden.
Fazit: Wer sich einen Überblick zur Entwicklung des Eisenbahnknotens Cottbus verschaffen will, der möge sich getrost diese Veröffentlichung zulegen. Schmalspurbahnfreunde erwartet in den Kapiteln zur Spreewaldbahn und zur Parkeisenbahn Cottbus nichts Neues, aber es gibt nette Illustrationen. Für die vorhandenen Rechtschreibfehler entschädigt der Verlag mit einem für ein 176-seitiges Buch äußerst niedrigen Kaufpreis.
10.02.2020