Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Weißeritztalbahn
Wie im PK 149 auf Seite 31 berichtet, wird seit März 2016 der Abschnitt Dippoldiswalde – Kurort Kipsdorf wiederaufgebaut. Eisenbahnfreunde, die weniger als 14 Jahre alt sind, haben auf dem oberen Teil der Weißeritztalbahn noch nie durchgehenden Zugverkehr erlebt, gab es nach dem August-Hochwasser 2002 doch nur auf dem unbeschädigten Abschnitt Obercarsdorf – Schmiedeberg vereinzelte Sonderfahrten. Zu den wenigen Gremien, die in den vergangenen knapp 14 Jahren nie aufgehört haben, die vollständige Wiederherstellung der ab 1883 HK-Linie genannten Schmalspurbahn zu fordern, gehört die IG Weißeritztalbahn e. V. (IGW). Dieser Verein veröffentlicht auf seinem Internetauftritt www.weisseritztalbahn.de regelmäßig neue Aufnahmen vom Fortschritt des Wiederaufbaus nach Kipsdorf. Mit Freude nahmen die Vereinsmitglieder im vorigen Jahr das Ausschreiben der Bauleistungen zur Kenntnis – und freuten sich im März 2016, dass der damals angekündigte Baubeginn (Frühjahr 2016) eingehalten worden ist. Seitdem legen die am Bau beteiligten Unternehmen ein Tempo vor, als gebe es kein Morgen, urteilt ein Vorstandsmitglied der IGW und konstatiert: „So, wie es jetzt entlang der Strecke zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf aussieht, steht einer Eröffnung Ende dieses Jahres nichts mehr im Wege.“ Trotzdem hält sich die Vorfreude nicht nur vieler Vereinsmitglieder in Grenzen. Das Vorstandsmitglied fragt seine Vereinskameraden: „Warum ist es so ruhig im Umfeld der Strecke? Wo ist die Euphorie über die anstehende Eröffnung des oberen Abschnittes?“ Er selbst gibt in der Mitgliederinformation die Antwort: „Betriebskonzept heißt der Stimmungskiller“ und berichtet: „Es wird beraten, es wird diskutiert, es wird gestritten – die Grundlage für alle zu treffenden Entscheidungen in der Region in Verbindung mit dem oberen Streckenabschnitt fehlt. Es ist auch ein halbes Jahr vor der geplanten Eröffnungsfahrt nicht bekannt, ob und wie oft am Tag 1 des neuen Zeitalters der Weißeritztalbahn ein fahrplanmäßiger Zug den Bahnhof Kipsdorf erreicht.“
Betriebskonzept fehlt!
Von SDG, Landkreis, Kommunen oder Verbänden ist bisher kein Betriebskonzept bekannt. Trotzdem werden die seit 2002 für die Weißeritztalbahn reservierten 15 Mio. Euro von Bund und Land verbaut – „Und dann ist für einen planmäßigen Betrieb auf dem Abschnitt kein Geld da?“, fragt das IGW-Mitglied und urteilt: „Das nächste Kapitel der Peinlichkeiten beim Wiederaufbau der Weißeritztalbahn ist damit aufgeschlagen!“ Er berichtet: „Sinkende Regionalisierungsmittel vom Bund, nicht vollständige Weitergabe dieser Mittel durch den Freistaat an die Verkehrsverbünde, nicht getroffene Vorsorge in Form von Rückstellungen aus der bisherigen km-Finanzierung durch den Betreiber – die Liste der Argumentationen, mit welchen sich die Verantwortlichen für einen regelmäßigen Betrieb den schwarzen Peter immer wieder reihum gegenseitig zuschieben, wird regelmäßig mit neuen Absurditäten gefüttert. Der angebliche Ausweg: Einzugbetrieb auf über 26 km Strecke mit späterem Betriebsbeginn und zeitigerem Betriebsende unter Zugrundelegung der aktuell für den Abschnitt Freital-Hainsberg – Dippoldiswalde bestellten (vom VVO finanzierten) Kilometer. Dazu sollen Früh- und Spätzug zugunsten des Betriebes nach Kipsdorf eingespart werden.“ Ein solches „Betriebskonzept“ mit dem daraus zu entwickelnden Fahrplan wäre für den Tourismus entlang der Weißeritztalbahn eindeutig ein Schritt zurück, urteilt das IGW-Mitglied. Er fragt: „Wie oft könnte der eine Zug bei einer Fahrzeit von 1,5 Stunden für die einfache Fahrt bis nach Kipsdorf fahren und wie oft fährt dann ein Zug auf dem unteren Abschnitt?“ Wer sich die Zeit zum Erstellen eines Grobfahrplanes auf der Grundlage der wenigen bekannten Eckdaten nimmt, wird schockiert sein, sagt er: „Auf der Grundlage eines solchen Sparplanes können sich Gastronomie und touristische Angebote entlang der Strecke wohl kaum entwickeln!“ Von einem Saisonbetrieb nach Kipsdorf hält das IGW-Mitglied wenig: „Wann ist im Einzugsgebiet von Schmiedeberg und Kipsdorf Saison?“
Fazit:
Es bestehen also weiterhin viele konzeptionelle Baustellen. Freistaat, VVO und Betreiber sind aus Sicht der IGW in der Pflicht, schnellstens die Grundlagen für einen regelmäßigen Betrieb von Freital-Hainsberg bis Kurort Kipsdorf ab Dezember 2016 zu schaffen. Das dürfe aber nicht zu Lasten des regelmäßigen Verkehrs im unteren Abschnitt gehen. Die IGW ist überzeugt: „Die einzige Lösung für einen den Erfordernissen entsprechenden Fahrplan auf 26 km Gesamtstrecke ist und bleibt der Zweizugbetrieb! Was auf den Strecken im Zittauer Gebirge und im oberen Erzgebirge finanzierbar ist, muss auch im Weißeritztal möglich sein.“
14.06.2016