Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
IG Spreewaldbahn e.V.
Im Spreewald fand in den vergangenen Monaten ein Ringtausch von zwei Wagenkästen statt. Ihren Anfang nahm die Aktion im Mai 2012. Damals erfuhren die Mitglieder der IG Spreewaldbahn e.V., dass der Kasten des ehemals vierachsigen gedeckten Güterwagens der Spreewaldbahn 99-52-57 an einen Revierförster verkauft worden war. Dieser wollte den GGw an einer früheren Laderampe der Spreewaldbahn hinter Byhlen in Richtung Lieberose aufstellen, um an die Verladung von Holz auf die Schmalspurbahn zu erinnern. Da es sich bei 99-52-57 jedoch um den letzten erhaltenen vierachsigen Güterwagen der ehemaligen Lübben-Cottbuser Kreisbahnen (LCK) handelt, hatten die Mitglieder des Eisenbahnvereins bereits selbst mehrfach Interesse am Kauf des Kastens am Neuzaucher Weinberg angemeldet. Überrascht von der Nachricht, dass nun ein anderer den Wagenaufbau gekauft habe, suchten sie nach einer Lösung, um das Unikat doch noch zu bekommen. In einem offenen Gespräch mit dem Revierförster aus Byhlen zeigte sich dieser kooperativ. Er sagte zu, den Kasten von 99-52-57 der IG Spreewaldbahn e.V. zu überlassen, wenn der Verein ihm dafür einen adäquaten Ersatz beschaffen würde.
Nach Hinweisen von Freunden der IG Wagen fanden die Spreewaldbahner in Hörlitz bei Senftenberg ein geeignetes „Tauschobjekt“: den Kasten des zuletzt im Thumer Netz und auf der Preßnitztalbahn eingesetzten 750-mm-GGw 97-13-00 (Werdau 1929, DRG „Dresden K3438“). Dieser Kasten war von der Deutschen Reichsbahn am 28. September 1965 an das BKW Brieske verkauft worden und diente in Hörlitz als Lagerraum. Eine Bergung dieses Wagenkastens kam dem Eigentümer passend, da dieser ihn selbst längst verschrotten wollte!
Nachdem der Abtransport des sächsischen GGw-Kastens im Oktober 2012 vorbereitet worden war, ließen ihn die Mitglieder der IG Spreewaldbahn e.V. am 21. Dezember nach Byhlen zur Holzverladestelle mit dem früheren Namen „Rampe 6“ überführen. Diese Stelle in der Lieberoser Heide befindet sich am einstigen Streckenast der Spreewaldbahn nach Lieberose, etwa 3,4 km nordöstlich von Byhlen. Auch wenn auf der Spreewaldbahn einst nur zwei mit einer Bühne versehene Einheits-GGw aus Sachsen beheimatet waren, so ist nun mit diesem Wagenkasten auch dem Streckenabschnitt von Byhlen nach Lieberose ein würdiges Denkmal gesetzt. Der Förster möchte den Wagenkasten in diesem Jahr noch äußerlich aufarbeiten.
Anfang Januar machten sich die Mitglieder der IG Spreewaldbahn e.V. an die Vorbereitung der Bergung des Spreewälder GGw 99-52-57. Als problematisch erwies sich dabei, dass der Wagenkasten einerseits beidseitig zugebaut und anderseits nur über eine Weidefläche erreichbar war. Deshalb konnte die Bergung nur nach längerem Frost erfolgen, wenn der Boden für einen Kran und Tieflader eine ausreichende Tragfähigkeit bietet. Die niedrigen Temperaturen im Januar schufen diese Voraussetzung, so dass die Verladung des Wagenkastens am 26. Januar ohne Probleme möglich war. Anschließend gelangte er per Tieflader vom Neuzaucher Weinberg zum Bahnhof Straupitz. Dort hob der Autodrehkran gleich mehrere bereits vorhandene Wagenkästen auf neue Stellplätze. Die ehemals zweiachsigen Personenwagen 901-213 und 901-214 stehen nun gemeinsam mit den Güterwagen 99-52-12 (Gw-Kasten) und 99-53-30 (kompletter Ow) am Bahnsteiggleis. Der geborgene 99-52-57 steht hingegen neben den Kästen des ehemals vierachsigen Personenwagens 900-221 und des zweiachsigen Güterwagens 99-52-14 auf dem ehemaligen Gleisfeld zur anderen Grundstücksgrenze hin. Der GGw 99-52-57 war 1908 von der Hannoverschen Waggonfabrik AG (ab 1925 Hawa) gebaut worden und hatte eine Tragfähigkeit von 10 Tonnen. Seine LCK-Nummer lautete 703. Bis zu seiner Ausmusterung im Jahr 1966 stand er ausschließlich bei der Spreewaldbahn im Einsatz. 1967 wurde er an den Neuzaucher Weinberg gebracht und fortan als privater Lagerschuppen genutzt. Nach nunmehr 45 Jahren ist der Wagenkasten nun perspektivisch für eine betriebsfähige Aufarbeitung gesichert. Die Mitglieder der IG Spreewaldbahn e.V. danken der Firma Krantrans und der Spedition Grötchen. Mitstreiter bei der Aufarbeitung der geborgenen Wagen sind dem Verein jederzeit willkommen.
09.02.2013