Regelspur- und Museums-Nachrichten
Eisenbahnfreunde Kötzschau e.V.
Seit der Vereinsgründung im Jahr 2007 kümmern sich die „Eisenbahnfreunde Kötzschau e.V.“ mit Sitz im gleichnamigen Ortsteil von Leuna (rund 20 km westlich von Leipzig gelegen) um die Bewahrung der regionalen Eisenbahngeschichte. Dabei fühlen sie sich besonders der Strecke Leipzig – Großkorbetha verpflichtet, schließlich steht das zukünftige Vereinsdomizil – das gerade in Sanierung befindliche Kötzschauer Empfangsgebäude – an eben jener 1856 eröffneten Hauptstrecke. Noch harrt die umfangreiche Sammlung des Vereins in einem Interims-Domizil dem Abschluss der Bauarbeiten.
Am 1. August 2012 begann der zweite Bauabschnitt am Empfangsgebäude Kötzschau, nachdem schon Anfang 2011 das Dach neugebaut wurde. Die Arbeiten begannen an der Fassade, deren Gestaltung wieder an das Aussehen des Gebäudes vor 1933 angepasst werden sollte. So wurde der kleine Vorbau auf der Bahnsteigseite abgebrochen und das dort einst vorhandene Fenster wieder hergestellt. Gleichzeitig entstand nach Abbruch des alten Zugangs das frühere Zwillingsportal vom Bahnsteig zur Empfangshalle im Mittelrisalit wieder. Parallel dazu erfolgte der Einbau neuer Fenster und Türen. Abschließend wurden durch den Verein in Eigenregie sowohl an der Gleis- als auch an der Vorplatzseite neue Schriftfelder angebracht, welche sich an der Gestaltung der originalen Emailbeschilderung orientieren. Abschließend wurde die vom Nachbarbahnhof Großlehna übernommene und von Vereinsmitgliedern restaurierte Bahnsteiguhr am Gebäude angebracht.
Auch im Gebäudeinneren wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen ergriffen. Hier mussten Wände teilweise entfernt und der Fußboden mitsamt Bodenplatte erneuert und teilweise gefliest werden. Viele historische Elemente wie der reichverzierte Windfang aus der Empfangshalle, die hölzernen Doppeltüren und die alte Fahrkartenausgabe wurden durch eine Fachwerkstatt restauriert. In einem Teil der ehemaligen Diensträume entstand der neue Wartebereich für den Fahrgastverkehr, dessen Ausstattung mit modernen Toiletten und Sitzmöglichkeiten aufgewertet wurde. Die Wasser-, Heizungs- und Elektroinstallationen wurden ebenfalls neu eingebaut. Für die Heizung kommt nun eine moderne Luftwärmepumpe mit Solarunterstützung zum Einsatz.
Die Neuinstallationen von Elektro- und Datenleitungen orientieren sich auch an der zukünftigen Nutzung des Empfangsgebäudes für das durch den Verein betreute Museum zur Geschichte der Eisenbahn Leipzig – Großkorbetha. Dem Lehrstellwerk „Leipzig-Leutzsch“ wurde im Westflügel ein großzügiger Raum geschaffen. Von dort aus sollen die Besucher später mittels Drahtzügen die im Außengelände aufgestellten Signale bedienen können. Im Dezember 2012 fanden die Arbeiten für diesen Bauabschnitt weitestgehend ihren Abschluss. Am 9. Dezember hatte das Museum am alten Standort im Kötzschauer Ortsteil Schladebach das letzte Mal geöffnet, bevor in den ersten Monaten des Jahres 2013 der Umzug ansteht. Am Empfangsgebäude wird dann noch der 3. Bauabschnitt folgen, der vor allem den Ausbau des Obergeschosses (hier sollen die Vereinsräume entstehen) beinhaltet.
In den vergangenen Monaten übernahmen die Eisenbahnfreunde mehrere neue Ausstellungsstücke: Durch die Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks (ESTW) Leipzig-Leutzsch/Großlehna wurden acht Stellwerke überflüssig, so dass sich die Gelegenheit ergab, dort wertvolle Eisenbahntechnik für die Nachwelt zu retten. Neben den Schrankenanlagen der Bahnübergänge in Großlehna und Markranstädt wurden unter anderem auch eine hölzerne Fernsprechbude (noch aus Zeiten der KPEV), ein alter Geldschrank vom Bahnhof Großlehna (der einst im Bayerischen Bahnhof in Leipzig Dienst tat) und eine Rangierfunkanlage vom Bahnhof Merseburg. Auch ein Formvorsignal – eine Schenkung der Thüringischen Eisenbahn GmbH – wird die Sammlung zukünftig ergänzen. Mit einem Informationsstand waren die Eisenbahnfreunde 2012 auch wieder häufig zu Ausstellungen und Festumzügen vertreten und warben für ihr künftiges Schmuckstück: Dem Empfangsgebäude Kötzschau.
09.02.2013