Kommentar
Zur Situation und Strategie des VDMT - Herbsttagung November 2012
Der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen (VDMT) nutzte die turnusmäßige Herbsttagung, die Anfang November diesmal durch den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) in Zusammenarbeit mit der Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) und dem Straßenbahnmuseum Dresden e.V. ausgerichtet wurde, um seinen Vorstand zu komplettieren, obwohl bereits bei der Frühjahrstagung in Gerolstein eine Wahl stattfand. Notwendig wurde dies, da dem Dachverband der deutschen Museums- und Touristikbahnen der halbe Vorstand abhanden gekommen war. Über Hintergründe kann man trefflich spekulieren. In einem Vorstand eines Vereins sollte ein grundsätzlicher Konsens gemeinsamer Arbeitsrichtung bestehen, so daß ein Rücktritt und damit eine verbundene Neubesetzung der Aufgabenfelder per se die bessere Alternative darstellt, als sich möglicherweise jahrelang aneinander vorbei zu betätigen. Dem neuen Verbandsvorsitzenden Günter Steinhauer (Selfkantbahn) kann von mir jedenfalls nur Erfolg in seiner Arbeit gewünscht werden. Das Risiko für den Verband ist aber bekanntermaßen gering, da er bereits über viele Jahre als Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorsitzende gewirkt hatte.
Worüber die derzeitige Situation des VDMT jedoch nicht hinwegtäuschen kann, daß ist die nicht erkennbare Außenstrategie. Nach innen zu den Mitgliedsvereinen mag die Rolle des Dachverbandes noch aus Zeiten, da man sich unter der Haube des BDEF als Museumsbahner organisierte, unbestritten in einer Koordinierungsfunktion liegen. Gemeinsame Interessen zu „synchronisieren“ und bei Erfordernis gegenüber Dritten zu vertreten, mag ein bewährter Inhalt der Arbeit sein.
Doch, da muß man dem im Juli vom Vorsitz zurückgetretenen Wolfram Bäumer Recht geben, die Langzeitstrategie des Verbandes bedarf einer umfassenden Diskussion. Man mag seiner undiplomatischen und wenig integrativen Herangehensweise in Gerolstein mit seiner Analyse des Zustandes und der Perspektiven der Museumsbahnszene beispielhaft die Schuld geben, daß er als Verbandsvorsitzender scheitern mußte. Doch ohne persönliche Emotionen betrachtet, ist das Thema insbesondere der Reaktion von Vereinen und Museen auf demographische Veränderungen in der Gesellschaft, auf das Ausbleiben der notwendigen jungen Nachrücker in vielen Vereinen oder die diskontinuierliche Unterstützung der öffentlichen Hand ein sehr wichtiges Problem. Hier sollte, ja muß, der Verband aktiv werden. Die Aufgabe der Vernetzung von Bahnen untereinander bringen, mit Verlaub, die meisten Vereine inzwischen selber (z. B. Einkauf von Kohle, Arbeitskleidung, Waschlukendichtungen). Wer mit einem anderen Verein (auf der persönlichen Ebene) kooperieren kann, der kooperiert. Wer das nicht will, macht es auch über einen Dachverband nur unwillig. Die oben angerissenen Aspekte der mittelfristigen Perspektive jedoch, (da solle man einfach den Namen des Autors abdecken, wenn der ein rotes Tuch darstellt) sollte man aus Wolfram Bäumers Analyse und erstem Wurf einer Antwort noch einmal nachlesen.
Aber wenn man konkret über Betätigungsfelder eines Dachverbandes nachdenken will, dann fällt mir sofort die aktive Lobbyarbeit außerhalb des „eigenen Saftes“ ein. Nein, nicht die Schnittstellensuche mit der Deutschen Bahn, dem EBA, dem VDV etc. ist da gemeint. Das sind notwendige Verbandsbeteiligungen an thematisch zwingend wahrzunehmenden Prozessen und mit Sicherheit zeitraubend.
Ich meine die aktive Werbung mit dem „Humankapital“ der Museumsbahnen. Diese geballte Begeisterung für Technik und Maschinen, das Potential, „spielend“ an technische Herausforderungen herangeführt zu werden, die Möglichkeit, bereits Schüler zu integrieren – mehr denn je ist der Maschinenbau als Aushängeschild der deutschen Wirtschaft darauf angewiesen, interessiertes Personal zu bekommen. VDMA, VDA, VDB und weitere Branchenverbände müssen das Ziel für den VDMT sein. Und das ist dann bei weitem keine Einbahnstraße, sind die Unternehmen erst einmal von der Begeisterung der Museumseisenbahner überzeugt, wirkt sich das auch in materieller und finanzieller Unterstützung aus.
Zweifel? Liebe Kollegen, genau so hat der Aufbau der sächsischen I K Nr. 54 funktioniert. Da hat erfolgreiche Lobbyarbeit zahlreiche Unternehmen begeistern können, auf einem Feld zu „investieren“, das die meisten Firmenchefs vorher gar nicht kannten.
09.12.2012