Editorial
Liebe Preß´-Kurier-Leser,
das Titelbild dieser Ausgabe bietet nach zwanzig Jahren eine echte Premiere: Erstmals ist auf dem Titel eine Eisenbahn außerhalb Deutschlands abgebildet. Dass dies nun gerade die Wassertalbahn in den rumänischen Waldkarpaten geworden ist, mag vielleicht eher ein Zufall sein und wahrscheinlich wird es auch nicht zur Regel werden. Aber gerade dieses Motiv und die Aussage des Bildes haben mich bei der Auswahl besonders angesprochen. Bei der Wassertalbahn ist die Erkenntnis gewachsen, daß eine dampflokbetriebene Schmalspurbahn zur entscheidenden touristischen Attraktivität einer Region geworden ist. Rund 20000 Besucher pro Jahr bei der Bahn sorgen inzwischen für einen nicht unerheblichen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung - ohne diese Bahn würde sicherlich nur ein Bruchteil der Touristen in die Region kommen.
Einerseits scheinen die Musiker in ihrer festlichen Kleidung nicht in dieses Umfeld zu passen, fast möchte man an eine Fotomontage denken. Andererseits stellt dieses Bild die Realität und die Kontraste auf besondere Weise dar.
Warum jetzt diese Einleitung? Weil die Parallelen zu Sachsen doch sehr deutlich sind, weil auch hier im Osten Deutschlands Regionen auf die besondere anziehende Wirkung der Eisenbahnen setzen, die in der Lage ist, Tausende Menschen im Jahr herbeizurufen. Nur sind wir eben nicht so einzigartig, wie mancher das gern glauben machen möchte.
Zwar können wir sicher den Anspruch erheben, die meisten dampflokbetriebenen Strecken in Europa vorweisen zu können. Doch muß dieser Anspruch qualitativ mit Inhalt untersetzt, müssen neue Ideen entstehen und umgesetzt werden.
Die Marke „Dampfbahn-Route“ ist dafür ein gutes Beispiel - das Aufgeben des bisherigen einprägsamen Logos mit der Silhouette einer markanten sächsischen Lok zugunsten einer aussagearmen Karte des Freistaates zur Dampfbahn-Route mit der Begründung „… die Bahnen seien mittlerweile in der Unterzahl - ein Logo muß repräsentativ sein …“ ist das glatte Gegenteil eines guten Beispiels. Warum beteiligen sich denn so viele touristische Attraktionen, Kommunen, Gastronomen und Hoteliers an der Dampfbahn-Route? Weil die Bahnen das Zugpferd dafür sind!
Ein eisenbahntechnisch anstrengendes und abwechslungsreiches Jahr biegt in das letzte Viertel, zahlreiche „Anziehungspunkte“ werden in den kommenden Wochen noch geboten. Die „Saure-Gurken-Zeit“ für viele Museen und Bahnen ist der Monat November, dementsprechend werden vielerorts wichtige Bauarbeiten in dieser Zeit ausgeführt. Es wäre schön, wenn Sie an den grauen Herbsttagen einmal dort vorbei schauen, wo ehrenamtlich tätige Menschen Ihnen gern Abwechslung bieten wollen.
Glück Auf
10.10.2010