Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Schweres Zugunglück beim Festival „125 Jahre Lößnitzgrundbahn“
Für das Wochenende 12./13. September hatten die Veranstalter VVO, SDG, Traditionsbahn Radebeul und SSB Museum zu einem großen Fest aus Anlaß der 125-Jahrfeier der Schmalspurbahn Radebeul Ost – Radeburg eingeladen. Neben einem Großaufgebot aller betriebsfähigen Fahrzeuge aus Radebeul waren mit der Lok 20 des Mansfelder Bergwerksbahn e.V. und der IV K 145 (99 555) der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft auch Gastfahrzeuge nach Radebeul gebracht worden, um einen attraktiven Zugbetrieb bieten zu können. Für das Festival waren neben Radebeul Ost auch Veranstaltungen in Moritzburg und Radeburg vorgesehen. Nach einem vielversprechenden Auftakt am Sonnabendvormittag bei schönem Wetter sowie zahlreichen Besuchern der Veranstaltungen und gut gefüllten Zügen ereigneten sich jedoch am Samstagnachmittag bzw. am frühen Abend zwei Unfälle auf der Strecke. Das Festival wurde daraufhin von den Veranstaltern am Sonnabendabend abgebrochen.
Zunächst übersah ein Autofahrer gegen 14.30 Uhr den mit den beiden grünen IV K’s 145 (99 555) und 176 (99 586) bespannten Traditionszug an einem Radebeuler Bahnübergang. Der Pkw wurde dabei stark beschädigt, der Fahrer kam ohne größere Verletzungen davon. Trotz eingeleiteter Notbremsung beschädigte der Pkw auch noch mehrere Wagen des Zuges und die beiden Loks. Nach der Unfallaufnahme wurde der Zug nach Radebeul Ost gefahren, inzwischen war dadurch jedoch eine mehrstündige Verspätung im vorgesehenen Fahrplanablauf entstanden.
Nach mehrstündiger Streckensperrung wurde am späten Nachmittag die Strecke wieder freigegeben. Gegen 17.45 Uhr ereignete sich rund 300 Meter oberhalb des Haltepunkts Friedewald ein weiterer Unfall. In diesem windungsreichen Abschnitt des Lößnitzgrundes kam es zu einer frontalen Kollision von zwei Zügen. Neben der auf der Lößnitzgrundbahn beheimateten „VII K“ 99 1789-9 vor dem in Richtung Radebeul fahrenden Zug war Lok 20 der Mansfelder Bergwerksbahn mit ihrem Zug in Richtung Radeburg betroffen. Rund 250 Fahrgäste befanden sich zusammengenommen in beiden Zügen. Wenige Minuten nach dem Unfall waren erste Rettungskräfte vor Ort und nahmen die Erstversorgung von Verletzten auf. Während zunächst die Rede von rund 50 Verletzten war, meldeten sich in den Folgetagen noch weitere Reisende mit Verletzungen bei den Ärzten, so daß bis Mitte Oktober die Zahl der Verletzten auf 120 anstieg. Glücklicherweise sind keine Schwerstverletzten oder Tote zu beklagen gewesen.
Die Strecke wurde daraufhin zur Untersuchung der Unfallursache, zur Bergung der Fahrzeuge sowie Untersuchung der Gleisanlagen gesperrt. Die beiden beteiligten Loks sowie 17 Wagen mußten abtransportiert werden. Die Lok 20, die bei der Kollision augenscheinlich am meisten gelitten hatte, wurde nach ihrer Überführung per Diesellok nach Radebeul Ost rund eine Woche später per Straßentieflader zur Untersuchung in die Werkstatt der SDG nach Oberwiesenthal gefahren. Die entgleisten Wagen, bei denen an einigen Fahrzeugen besonders die Bühnenbereiche zerstört worden waren, wurden mit Hydraulikhebern eingegleist und dann mit der Diesellok nach Radebeul Ost geschleppt.
Ab Mittwoch, dem 16. September, wurde die Strecke wieder für den planmäßigen Verkehr freigegeben, wobei an den ersten beiden Tagen aufgrund laufender Untersuchungen an den Druckluftwagen die IV K 99 564 mit einem aus SDG- und TRR-Wagen gebildeten saugluftgebremsten Zug den Plandienst übernahm.
Die Untersuchungen zur Unfallursache werden noch eine Weile in Anspruch nehmen. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen. In den Medien sowie in Internetforen wurde in den folgenden Tagen sehr intensiv und wild über mögliche Ursachen spekuliert. Als wenig hilfreich erweisen sich dabei insbesondere Aussagen selbsternannter Experten und Wissenschaftler, die sofort mit allgemeingültigen Pauschalisierungen oder technischen Lösungsvorschlägen bei der Hand waren.
Quellen: Presseinformationen VVO/SDG v. 13.9., 14.9. und 18.9. sowie Augenzeugenberichte
18.10.2009