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Rezensiert: Heinz Finzel und Georg Otte | Eisenbahn-Fotografien 1925 – 1945
Andreas Knipping/Matthias Hengst
Heinz Finzel und Georg Otte | Eisenbahn-Fotografien 1925 – 1945
Mit der Kamera durch Deutschland und das besetzte Europa
208 Seiten im Format 22,5 x 29 cm im Hardcover-Einband mit mehr als 250 Schwarzweißfotos und einer farbigen Übersichtskarte Nord Süd Express, Gröbenzell 2022. ISBN: 978-3-949665-05-9 Preis: 39,95 Euro
Ernsthaften und älteren sächsischen Eisenbahnfreunden sind die Namen Heinz Finzel und Georg Otte natürlich ein Begriff – sie stehen für wertvolle Eisenbahnaufnahmen, weil beide bereits vor dem Zweiten Weltkrieg mit der Kamera unterwegs waren und auch schon in den 1950er Jahren wieder ihrem Steckenpferd frönten. Den Nachlass beider Herren hat seit wenigen Jahren der Dresdner Eisenbahnfreund Matthias Hengst in seinem Eigentum. Er war durch die in den vergangenen Jahren von einem badischen Verlag veröffentlichten Otte-Aufnahmen sowie durch die von Ottes Schwiegersohn Gerhard Grundmann vertriebenen Abzüge auf den 1914 in Dresden geborenen und dort 1984 gestorbenen Georg Otte aufmerksam geworden. Den 1912 in Mittelbach geborenen und dort 1998, ein Jahr vor der Eingemeindung nach Chemnitz, gestorbenen Heinz Finzel kannte Matthias Hengst hingegen noch persönlich.
In den „Corona-Monaten“ stieß er in den beiden erworbenen Nachlässen auf eine große Anzahl sehr alter Aufnahmen, vor allem auch aus dem Zweiten Weltkrieg. Für deren Verortung trat er mit dem in Bayern lebenden Andreas Knipping in Kontakt. Rasch wurde beiden klar, diesen fotografischen Schatz heben zu müssen! Bei den im noch jungen „Nord Süd Express“-Verlag mit Sitz in Gröbenzell bei Fürstenfeldbruck vereinten Verlagsfachmännern der „alten VGB“ fanden sie rasch Gehör – und hervorragende „Buchmacher“. Mitte Oktober 2022 erschien vorliegender Titel – und trumpft kräftig auf!
In edler Aufmachung präsentieren sich zunächst sagenhaft schöne Eisenbahnaufnahmen aus den „Goldenen Zwanzigern“ sowie aus den 1930er Jahren. Der regionale Schwerpunkt liegt dabei auf Sachsen, aber auch auf umliegenden Ländern. Bemerkenswert sind die Schärfe der Plattenkamera-Aufnahmen und die Motivvielfalt. Diese reicht von Lokporträts über Personalporträts auf Führerständen bis hin zu Streckenaufnahmen. Auf diesen ziehen sächsische Schnellzugloks, moderne Einheitslokomotiven wie auch Dieseltriebzüge an den Fotografen vorbei.
Zwei Drittel des Buches widmen sich dann Aufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg. Natürlich befinden sich darunter Fotos zerstörter Fahrzeuge, aber es sind eher die Aufnahmen der intakten Lokomotiven, die den Betrachter fesseln. Neben dem Ostfeldzug stellt Textautor Andreas Knipping auch den Eisenbahnbetrieb in den besetzten Ländern West-, Nord- und Südeuropas vor. Als großer Kenner sowohl des Kriegsablaufes als auch der Rolle der Eisenbahn in dieser Zeit hat er die ausführlichen Bildtexte wie auch seine Begleitkapitel voller Wissen gepackt.
Fazit: Ein brillantes Buch mit überraschend hohem Anteil bisher unveröffentlichter Aufnahmen. Alle Illustrationen sind aufwendig bearbeitet und werden exzellent wiedergegeben. Wer sich für Eisenbahngeschichte aus dieser Zeit interessiert, dem kann das Buch uneingeschränkt empfohlen werden!
12.12.2022