Feldbahnmuseum Herrenleite/Historische Feldbahn Dresden e. V.

Die Saison 2022 im Feldbahnmuseum Herrenleite endete mit der traditionellen großen Herbstausstellung am langen ersten Oktoberwochenende. Über diese hatten auch zwei Radio-Beiträge von MDR Sachsen und der „MDR Sachsenspiegel“ im Fernsehen berichtet. Mit den knapp 1400 Besuchern an drei Tagen sind die Mitglieder des Vereins „Historische Feldbahn Dresden e. V.“ (HFD) zufrieden.

Neben dem Fahrbetrieb mit dem Personenzug und wechselnden authentischen Feldbahnzügen waren auch die Vorträge zur „Dresdner Trümmerbahn“ sowie die geführten Rundgänge durch das Feldbahnmuseum stark nachgefragt. Ein Bastelstand mit Sandstein- und Naturmaterialien sowie eine große Modellbahnanlage mit Echtdampflokomotiven in der Museumshalle stellten weitere Anziehungspunkte für die Gäste dar. Während der moderierten nachmittäglichen Fahrzeugparaden kamen bis zu zwölf Feldbahnloks zum Einsatz.

Der Star der Fahrzeugparaden war die 600-mm-AEG-Ellok mit der HFD-Nr. 2, die der Verein nach jahrzehntelanger Abstellzeit aus Anlass ihrer Indienststellung vor 100 Jahren erstmals wieder betriebsfähig präsentierte. Die Oberleitungs-Elektrolok war bis zur Stilllegung des Werkes 4 der Hohenbockaer Glassandwerke 1987 in Hosena bei Senftenberg eingesetzt. Hauptzweck der ehemals umfangreichen Feldbahnanlage war der Transport von Quarzsand aus den Tagebaugruben in die Sandwäsche dieses Werkes. Dabei kamen anfangs mehrere von der AEG gebaute Feldbahnlokomotiven zum Einsatz, später wurden sie von Dieselloks aus DDR-Produktion ersetzt. Zwei AEG-Elloks dienten noch bis zur Betriebsstilllegung als Treidelloks an der Bahnverladung. Mit ihrer Leistung von 47 kW bei 550 V Gleichspannung und einem Eigengewicht von 6 t verschoben sie mit einem Stahlseil vom parallel liegenden Feldbahngleis bis zu acht regelspurige Güterwagen. Mit Betriebseinstellung kamen neben einer Diesellok vom LKM-Typ Ns3f beide AEG-Loks inklusive der Stromversorgungsanlage 1988 zur Feldbahnsammlung nach Dresden, wo sie die HFD-Nr. 2 und 3 erhielten.

Im Vorfeld der Herbstausstellung 2022 untersuchten die Feldbahner, ob mit der Jubilarin ein Demonstrationsbetrieb mittels externem Akku möglich sein würde. Es folgten an der Lok umfangreiche Arbeiten – allerdings auch mit dem Ziel, die Spuren der Einsatzzeit zu bewahren. So kamen nach dem Ausbau und der Reinigung der vier Achslager bei der Montage die originalen Schmierkissen wieder zum Einbau. Der originale Fußboden in einer Art „schwimmender Konstruktion“ aus Einzelbrettern gebildet, hatte sich vermutlich durch die häufigen Rangierfahrten und Transporte der Lok völlig verschoben, der AEG-Schleifringfahrschalter war von der Wandbefestigung gelöst und saß weitgehend auf mehreren Kabelsträngen auf. Ausgehend vom Anspruch, möglichst alle Bauelemente zu erhalten, konnte die Fußbodenkonstruktion mittels zweier neuer Auflagebalken gesichert und damit dem Fahrschalter neuer Halt gegeben werden. Teile des vorhandenen Plattenrostes unter den Einstiegsschwellen wurden mit einem Nagler vorsichtig gelöst und die Oberflächen mit Leinölfirnis konserviert. Beim Prüfen der elektrischen Anlage einschließlich des Fahrschalters waren keine Mängel feststellbar, so dass der Wiederinbetriebnahme der Lok nichts im Wege stand. Mangels Fahrleitung erfolgt die Einspeisung des Fahrstromes über einen auf einem Wagen mitgeführten Akku der Bergbaulok EL 8 (Fabrik-Nr. 14028, ex Zinnerz Altenberg, elektrische Leistung 2 x 8,5 kW bei einer Spannung von 112 V). Auf diese Weise bewegte sich die Ellok wenige Tage vor der Herbstausstellung nach 35 Jahren erstmals wieder selbstständig.

Bei schönem Herbstwetter fanden bis Ende Oktober noch mehrere bestellte Führungen im Feldbahnmuseum statt. Anfang November begann das Winterfestmachen der Sammlung. Neben dem alljährlichen Laubbeseitigen in den Dachrinnen der Gebäude und im Freigelände, konzentrierten sich die Außenarbeiten auf das Fällen alter Pappeln und Birken, die anschließend in Brennholzstücke zu teilen waren. Über den Winter liegt der Arbeitsschwerpunkt der Vereinsmitglieder in den beheizbaren Werkstätten.

Weitere Informationen zum Verein gibt es im Netz unter www. feldbahnmuseum-herrenleite.de.

Michael Lenk

12.12.2022