Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
I K Nr. 54 in Unfall verwickelt
Seit ihrer Indienststellung im Jahr 2009 ist die I K Nr. 54 – wie ursprünglich von den Initiatoren des Projektes und der an der Entstehung der Lok maßgeblich beteiligten sächsischen Wirtschaftsunternehmen auch beabsichtigt – als Aushängeschild der sächsischen Schmalspurbahnen im Einsatz. Das Einsatzfeld erstreckte sich dabei bisher vor allem auf die sächsischen Schmalspurbahnen, aber auch außerhalb Sachsens ist der C-Kuppler schon mehrfach zu erleben gewesen. So sollte im Rahmen des Mügelner Bahnhofsfestes vom 9. bis 11. September 2022 ein länger geplanter weiterer Einsatz der I K auf der Döllnitzbahn stattfinden.
Nach den Feierlichkeiten zur Einweihung der in Oschatz neu errichteten Eisenbahnbrücke über die Döllnitz befand sich die Lok am Abend des 9. September mit ihrer aus mehreren zweiachsigen Wagen des I K-Zuges gebildeten Garnitur auf der Rückfahrt nach Mügeln. Dabei kollidierte die Lok zwischen Naundorf und Schweta beim Passieren eines Bahnüberganges mit einem Traktor, der mit einem Ernteanhänger unmittelbar vor dem Zug das Gleis überqueren wollte. Der genaue Ablauf des Unfalls wird derzeit noch polizeilich ermittelt, aber es steht bereits fest: Die Voraussetzungen für ein rechtzeitiges Erkennen von Zug und Bahnübergang waren gegeben. Bei der Kollision erlitten zwei Personen schwere Verletzungen. So befindet sich der Lokführer der Preßnitztalbahn mit mehreren Beinfrakturen im Krankenhaus, da die Lok entgleiste und sich der nachfolgende Gepäckwagen in den Führerstand gedrückt hatte. Außerdem wurde ein Zugbegleiter der Döllnitzbahn, der auf dem Perron hinter der Lok gestanden hatte, auf die Straße geschleudert und dabei im Gesicht verletzt. Der wie der Lokführer von der Preßnitztalbahn stammende Lokheizer sowie mehrere Fahrgäste erlitten leichte Verletzungen. Während der Lokführer Ende September auf dem Weg der Genesung noch im Krankenhaus lag, war der Zugbegleiter bereits entlassen.

Die Lokomotive wurde bei dem Unfall erheblich beschädigt. Der Dampferzeuger erlitt dabei keine sichtbare Beschädigung, allerdings sind das Triebwerk, der Führerstand sowie ein Großteil der Außenanbauten beschädigt oder zerstört. Bei der polizeilichen Unfallaufnahme wurden die Schäden an Lok und Wagen auf eine Größenordnung von 700 000 bis 1 Mio. Euro taxiert, die konkreten Kosten zur Wiederherstellung der Fahrzeuge sind erst nach einer gutachterlichen Bewertung und Schadenaufnahme feststellbar.
Zur Wahrung ihrer Rechte auf Schadensbehebung und Schadensersatz haben die Geschädigten sowie die beteiligten Bahnen Döllnitzbahn (ausführendes Bahnunternehmen), Preßnitztalbahn (einstellendes Bahnunternehmen der I K Nr. 54) sowie die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen als Eigentümer der Lok ein Rechtsanwaltsbüro eingesetzt.
Noch in der Nacht vom 9. zum 10. September wurden die verunfallten Fahrzeuge durch eine von der PRESS organisierte Kranverladung auf Tiefladern von der Unfallstelle geborgen. Daran beteiligt war u. a. auch ein Großaufgebot von Feuerwehren aus der Region sowie neben den Vertretern der Döllnitzbahn, die als Teilnehmer der Sonderfahrt bereits im Zug waren, auch unmittelbar alarmierte Mitglieder von Vorstand und Betriebsleitung der Preßnitztalbahn sowie der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen.

Daran, dass die beschädigten Fahrzeuge wieder hergestellt werden, gibt es keine Zweifel. Jedoch werden vor der Instandsetzung zunächst versicherungsrechtliche Fragen zur Finanzierung der Arbeiten geklärt werden müssen. Der Neubau der I K und der Wiederaufbau der Wagen, die diesen besonderen Zug bilden, sind ein Gemeinschaftswerk, an dem auch viele sächsische Eisenbahnvereine beteiligt sind. Der I K-Zug war seit 2016 bis zur Pandemie und seit dem Frühjahr 2022 wieder unterwegs und zeugte von einem besonderen Kapitel sächsischer Verkehrs- und Technikgeschichte. Das ist nun bis auf weiteres nicht mehr möglich. Dazu kommt, dass die Fahrzeugfristen auch ohne die bereits geplanten Einsätze unablässig weiter- und ablaufen. Schon im Jahr 2024 müssen die meisten Wagen des I K-Zuges untersucht werden.
Aus diesem Grund hat sich die Stiftung Sächsischer Schmalspurbahnen entschlossen, eine Spendenaktion für den dauerhaften Erhalt des I K-Zuges als Repräsentant der Epoche der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen ins Leben zu rufen. Die vielen Menschen und Unternehmen, die zwischen 2006 und 2009 die I K Nr. 54 erschaffen haben, werden in dem Aufruf der Stiftung gebeten, sich erneut für dieses schöne Beispiel sächsischen Gemeinsinns zu engagieren.
Spenden können unter Angabe des Verwendungszwecks „Dauerhafter Erhalt I K-Zug“ auf folgendes Konto eingezahlt werden: Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen IBAN: DE24 1203 0000 1020 1953 58 BIC: BYLADEM1001 Die Spenden werden nicht dazu dienen, die Schädiger zu entlasten, sondern sollen zweckgemäß für den langfristigen Erhalt der Fahrzeuge des I K-Zuges und dessen nachhaltiger Erlebbarkeit als Zeitzeuge sächsischer Schmalspurbahngeschichte verwendet werden.
Der Preß’-Kurier wird in den nächsten Ausgaben über die weiteren Entwicklungen informieren.
06.10.2022