Schmalspurbahnen in Europa
Aktuelles von der Bregenzerwald-Museumsbahn
Eine Einladung zu einer Geburtstags-Sonderfahrt und die Jahreshauptversammlung des Bregenzerwaldbahnvereins in Bezau waren für mich Gründe, dem „Wälderbähnle“ am Sonntag, dem 22. Mai 2022, wieder einmal einen Besuch abzustatten und mich über die aktuellen Aktivitäten zu erkundigen.
In den vergangenen Monaten war der Verein vor allem bei der Streckenunterhaltung aktiv. Größtes Bauprojekt stellt die Erneuerung des noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammenden Streckengleises zwischen der Sporeneggbrücke und dem Bahnübergang beim Bahnhof Schwarzenberg dar. Hier wurden neue Schienenprofile der Bauform Xa und altbrauchbare Betonschwellen der SLB-Pinzgaubahn eingebaut. Der Verein entschied sich zur Erneuerung in Form des traditionellen „Stoß-Lücken-Gleises“ und hatte dazu von den NÖVOG von der Mariazellerbahn die notwendigen Laschen gebraucht erworben. Für den Transport der Schienen vom Abladeort zur Baustelle liehen die Museumsbahner drei der in Götzis gelagerten zweiachsigen ex STLB-Plattformwagen – die Jkrm 215, 226 und 270 – vom privaten Eigentümer aus. Diese bildeten einen Schienenzug. Der Museumsbahnverein erwägt nun, den gebremsten Jkrm 270 für die Bregenzerwaldbahn (BWB) zu erwerben und für Baudienstzwecke zu behalten; die beiden ungebremsten Wagen Jkrm 215 und 226 werden nach Abschluss der Bauarbeiten an den Eigentümer zurückgegeben. Den früheren STLB-Getreidewagen Tdm 577 hat der BWB-Verein zum Schotterwagen Tm 225 umgebaut und neu lackiert. Bei den Gleisbauarbeiten leistete er bereits wertvolle Dienste. Eine vierachsige Gleisstopfmaschine stopfte in diesem Frühjahr den Neubauabschnitt und einige nachgeschotterte Abschnitte der übrigen Strecke. Ende Mai bestand noch die Baustelle im Bereich der Sporeneggbrücke, auf der die Schwellen und Hölzer der Bedielung erneuert werden. Ziel war es, vor Pfingsten alle Gleisbauarbeiten abzuschließen, damit der in Österreich für die Sicherheit zuständige „Paragraph-40-Mitarbeiter“ des Landes Vorarlberg die Strecke noch vor dem Saisonstart der BWB am Pfingstsonnabend auf ihre Betriebssicherheit kontrollieren kann.
Die eingangs erwähnte Geburtstagssonderfahrt fand entsprechend nur zwischen Bezau und der Sporeneggbrücke statt. Dabei zog die Diesellok 2095.13 die Zweiachsergarnitur bis zur Baustelle. Von dort holte die nachfolgende Dampflok Uh.102 (ex ÖBB 498.08) die Wagen ab und brachte sie nach Bezau zurück. Dort stand die zweite Streckendiesellok des Vereins, die 2091.08, vor dem Heizhaus. Im Schuppen stand die BWB-Originaldampflok U.25 (ex ÖBB 298.25), die dort eine umfassende Hauptausbesserung erhält. Im Freien stand die Diesellok D 1 „Hilde“, unter dem Flugdach befanden sich die drei nicht betriebsfähigen Lokomotiven U.24 (ex ÖBB 298.24), 2092.01 und 2091.04 des BWB-Vereins. Von diesen soll zumindest die 2092.01 mittelfristig betriebsfähig aufgearbeitet werden.
Aus Platzgründen kommt es vermutlich zur Rückgabe des „Fiebig-Tiefladewagens“ an die Vorarlberger Illwerken. Diesen Vierachser hatte die Kurt Fiebig KG in Waldenburg in Schlesien für die einstige Höhenbahn Tromenir – Vermunt der Illwerke gebaut, wo er bis zu deren Stilllegung Anfang der 1970er Jahre verblieb und danach in Tschagguns hinterstellt war.
Im Freigelände stehen in Bezau zudem die Reste der Dampflok U.14 bzw. 298.14, die zu Beginn der 1970er Jahre von der Steyrtalbahn zur Waldenburgerbahn in die Schweiz kam, wo sie grün-schwarz lackiert gemeinsam mit drei von der „Krumpe“ stammenden Haubendach-Personenwagen für einige Jahre den dortigen Nostalgiedampfzug bespannte. Nach der Ablösung durch die WB-Originallok Nr. 5 „Gedeon Thommen“ gelangte der WB-Dampfzug zur Öchsle-Museumsbahn nach Ochsenhausen, wo allerdings nur die drei ex ÖBB-Personenwagen – bis heute – zum Einsatz kommen. Die U.14 wurde von den Eigentümern zur Jagsttalbahn gebracht, wo sie noch im Oktober 2021 als „Bausatz“ im Bahnhof Bieringen zu finden war. Nun befinden sich die Teile dieser 1898 mit der Fabriknummer 3816 im Krauß-Werk Linz für die Strecke Röwersdorf – Hotzenplotz gebauten Maschine wieder in Österreich, wohin die nach dem Anschluss des Sudetenlandes in 99 7843 umgezeichnete Lok vor 1945 gekommen war. Der BWB-Verein prüft, ob die genieteten Wasserkästen noch für eine der beiden Schwesterloks U.25 oder U.24 aufgearbeitet werden könnten. Mit der U.14 kamen auch zwei Rollböcke württembergischer Bauart aus dem Jagsttal nach Bezau. Es handelt sich um die Rollböcke Nr. 102 und 142.
14.06.2022