Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
vor zehn Jahren wurde die Ausstellungs- und Fahrzeughalle der Preßnitztalbahn eröffnet. „Schon so lange her“, werden die einen sagen, „erst zehn Jahre“ die anderen – doch aus dem Konzept der Museumsbahn im Erzgebirge ist sie nicht mehr wegzudenken. Da die Erwartungen sehr realistisch waren, kann man kaum eine Übererfüllung feststellen, auch wenn sicher noch längst nicht alle Potentiale ausgereizt sind. Ein vorab über mehrere Jahre währender Prozess der Formulierung von Zielen und Funktionen garantiert auch nach zehn Jahren Nutzung noch die korrekte Zweckentsprechung der eingesetzten Mittel. Viele Neugierige und Interessierte wurden in diesen zehn Jahren durch das Gebäude geführt, mancher ging mit eigenen Ideen wieder nach Hause und zahlreiche ähnliche Projekte der vergangenen Jahre wurden sicherlich von diesem Gebäude mit insgesamt rund 200 m überdachter Gleislänge inspiriert. Im Interesse der vielen historischen, einmaligen und unwiederbringlichen Stücke im Fahrzeugportfolio der zahlreichen (Museums-)Bahnen, Sammlungen und Vereine wäre eigentlich eine häufigere Duplizierung dieser Ideen zu wünschen. Doch kann die überdachte Abstellung von Fahrzeugen nicht das alleinige Ziel sein, die Kombination mit weiteren Nutzungsideen muss man bei den dafür erforderlichen Investitionsmitteln auch durchaus erwarten. Für die vielen Besucher der verschiedenen Veranstaltungen des vergangenen Jahrzehnts in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle der Preßnitztalbahn dürften sich die vielseitigen Nutzungspotentiale schon gezeigt haben – wer davon noch nicht überzeugt ist, kann gern bei der Jubiläumsfeier am 4. und 5. Juli in Jöhstadt vorbeischauen.
Dass gesellschaftliches Engagement, zielstrebiges Vorankommen mit gesetzten langfristigen Zielen und das Zusammenführen unterschiedlichster Ideen und Neigungen in eine Richtung durch die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt und an der richtigen Stelle praktiziert werden muss, ist keine neue Erkenntnis. Noch dazu in einem „Hobbyumfeld“, in dem die eigene Aktivität entscheidend durch die richtige Motivation und Vorbildwirkung beeinflusst wird. Dass Volker Dietel, langjähriger „Objektleiter“ des Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt-Wirsberg ein solcher Motivator und Multiplikator ist, dürfte vielen in der Eisenbahnszene in Deutschland nicht unbekannt sein. Bei Notwendigkeit Strippenzieher im Hintergrund genauso wie Stratege, operativer Planer und Lenker oder auch Freund, den man um Rat fragen konnte, auch wenn manche Zeitgenossen mit seiner fränkischen Lebensart schwer zurechtkamen. Andreas Petrak widmet dem Abschied von Volker in den „amtlichen Ruhestand“ einen Beitrag in diesem Heft. Doch mir ist noch ein weiterer Aspekt wichtig: Volker Dietels Ideen und Motivation beeinflussten viele Projekte auf schmaler und normaler Spur der Eisenbahnmuseen und Museumsbahnen im Osten Deutschlands ab den frühen 1990er Jahren. Mit strategischer Weitsicht beurteilte er Möglichkeiten, Chancen und Alternativen – er ist sich aber gleichzeitig nicht zu schade, sich zu korrigieren, wenn er Irrungen erkennt. Nein, das ist kein Nachruf – es macht einfach Spaß, mit ihm das Für und Wider von Ideen zu diskutieren, im Widerspruch zu streiten und dennoch zu wissen, in die gleiche Richtung zu ziehen – und das hoffentlich noch lange Zeit. Dass das neue DDM-Depot auch mit durch ein Gebäude in Jöhstadt inspiriert worden sein soll, ist Teil dieses Geben und Nehmens.
Nutzen Sie den Sommer mit den zahlreichen Angeboten der Bahnen und Museen Glück Auf
07.06.2015