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Rezensiert: Schmalspur-Album Sachsen 1 | Deutsche Reichsbahn 1945 – 1972
Ingo Neidhardt/Helge Scholz
Schmalspur-Album Sachsen 1
Deutsche Reichsbahn 1945 – 1972 | Döbeln-Gärtitz – Lommatzsch, Lommatzsch – Meißen Triebischtal (bis Leutewitz)
SOEG mbH Verlag SSB Medien
- Auflage, Zittau 2013. 200 Seiten, Format 29,7 x 24 cm, Hartpappeinband, ca. 250 Farb- und 200 Schwarzweißfotos ISBN-13: 978-3-00-042604-9 Preis: 48,00 EUR
Lange herbeigesehnt und mit hochgesteckten Erwartungen verknüpft, liegt seit Ende August 2013 der erste Band der „roten“ Schmalspur-Alben vor. Wir erinnern uns: Zwölf Bände mit Aufnahmen von der Frühzeit der sächsischen Schmalspurbahnen bis zum Jahre 1945 erfreuten seit 2001 im Jahresrhythmus erscheinend die Herzen und Augen mit ihren seltenen bis grandiosen Aufnahmen. Opulent waren jedoch nicht nur die Inhalte, großformatig und mit Schutzumschlag versehen, passten sie hervorragend zu einem guten Glas Rotwein. Und diesmal? Knallen die Sektkorken! Das rotweinfarbene Schmalspuralbum ist badewannengeeigneter, weil kleiner und robuster in der Ausführung, wie sie bereits vom SSB-Medien-Wagenbuch bekannt ist. Auch drinnen sind die Änderungen augenfällig: Farbaufnahmen überwiegen, selbstredend in grandioser Qualität. Die in die Bildbearbeitung geflossene Arbeit kann man mühelos nachvollziehen und schätzen lernen, indem man eine (der wenigen) bereits in anderen Büchern veröffentlichten Aufnahmen mit dem in diesem Band zu sehenden Abdruck vergleicht – das Ergebnis zeigt frappierend, was mit heutiger Technik und einer großen Portion Können möglich ist. Überwältigend ist auch die Anzahl der erstmalig veröffentlichten Bilder. Kaum ist zu glauben, wie oft in der Abgeschiedenheit der Lommatzscher Pflege der Auslöser in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts getätigt wurde – und das bei einem Fahrplan, der eine Zugfolge weit entfernt vom Stundentakt vorsah. Aber vielleicht ist es ja genau diese Entschleunigung, die so viele atmosphärische Fotos ermöglichte und uns nun in die Lage versetzt, Jahrzehnte später Situationen fast hautnah zu erleben. Zur Authentizität tragen sicher auch die Bildunterschriften bei, die uns detailreich auf den gut 25 Kilometern von Gärtitz nach Leutewitz begleiten. Leider sind diese aber auch Anlass zu Kritik – und das aus zweierlei Gründen: Zum einen sind dem Lektorat einige offensichtliche Fehler nicht aufgefallen (falsche Loknummern und Jahreszahlen). Oder aber (und das ist Kritikpunkt zwei und ein Erklärungsversuch) die Bildunterschriften sind etwas durcheinander geraten. Denn im Gegensatz zu den bisherigen Schmalspur-Alben und dem Bildnachweis am Ende des Buches ist eine eindeutige Zuordnung des Textes zum Bild nicht immer zuverlässig möglich. Fast 460 Kilometer Schmalspurbahnen gab es nach 1945 in Sachsen – da steigt die Vorfreude auf die restlichen 94 Prozent mittels zukünftiger Schmalspur-Alben. Zwölf weitere Bücher kündigen sich bei SSB-Medien schon an, womit noch nicht alle Strecken abgedeckt sind. Die Messlatte hängt dank des ersten „roten“ Albums hoch – und wird sicher mit einigen Überraschungen übersprungen werden können.
Fazit
Goldene Zeiten sind das für Freunde sächsischer Schmalspurfotokostbarkeiten: Für knapp 50 Euro bekommt man nicht nur ein technisch hervorragendes Fotobuch, sondern die Chance, stundenweise in eine vergangene Schmalspurpracht abzutauchen. Weihnachtsbaumtauglich!
18.10.2013