Nachrichten von der Insel Rügen
Neues vom Rasenden Roland
Neuausschreibung des Verkehrsvertrages für die Rügensche Schmalspurbahn Lauterbach Mole - Putbus - Göhren
Anfang Dezember 2007 gab das Verkehrsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern in einer öffentlichen Mitteilung die Absicht bekannt, der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH (Press GmbH) den Zuschlag für diese Leistung erteilen zu wollen. Die Ausschreibung nach öffentlicher Bekanntgabe im Frühjahr 2007 war notwendig geworden, nachdem der bisherige Verkehrsvertrag mit der Rügenschen Kleinbahn GmbH & Co. ausgelaufen war und eine Verlängerungsoption im Vertrag nicht wahrgenommen wurde.
Im Verlaufe des Sommers 2007 beteiligten sich mehrere Bieter, darunter auch der bisherige Vertragsinhaber, an dieser EU-konformen Ausschreibung. Nach einem umfangreichen Angebots- und Bewertungsprozeß mit Darlegung der Kalkulation, der fachlichen Qualifikation und eigener Vorschläge für die künftige Arbeit als Vertragspartner für die Durchführung des öffentlichen Personenverkehrs auf der Schmalspurbahn zwischen Lauterbach und Göhren entschied das Ministerium auf der Grundlage der Vergabeempfehlung der landeseigenen Verkehrsgesellschaft.
Für die Press GmbH war die Entscheidung des Ministeriums eine Bestätigung für die positive Beurteilung von Angebot, fachlicher Eignung und weitreichender Perspektive für die Schmalspurbahn auf Rügen. Seitens der Press GmbH wurde unverzüglich mit der Vorbereitung erster Aktivitäten für eine kurzfristige Betriebsaufnahme begonnen.
Wechselvolle Geschichte
Mit der Eröffnung der Strecke Putbus – Binz im Juli 1895 begann eine bis heute abwechslungsreiche Geschichte der Rügenschen Schmalspurbahnen, die in ihrer Blütezeit insgesamt fast 100 Kilometer Strecke umfaßten. Nach 1949 wurde die zuvor als Privatbahn geführte Eisenbahn durch die Deutsche Reichsbahn übernommen, die ihrerseits 1995 die Verantwortung als Eigentümer und Betreiber an den Landkreis Rügen abgab. Nach einer Entscheidung der Kreisräte des Landkreises wurden der Betrieb der Strecke und das Eigentum an Fahrzeugen und Anlagen zum 1. Januar 1996 an die neu gegründete Rügensche Kleinbahn GmbH & Co. übertragen. Der Verkehrsvertrag, mit dem aus Landesmitteln zur Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs eine Kofinanzierung für die Durchführung des täglichen Dampfzugbetriebes sichergestellt werden soll, wurde auf 12 Jahre abgeschlossen und beinhaltete eine Verlängerungsoption. Die mehrfachen Eigentümerwechsel beeinflußten diesen Vertragszustand jedoch nicht.
Im Zusammenhang mit dem Auslaufen des Verkehrsvertrages kündigte auch der Landkreis seinen Pachtvertrag mit dem bisherigen Betreiber über die Eisenbahninfrastruktur. Seitens des Landkreises wurde beabsichtigt, zusammen mit dem neuen Verkehrsvertrag neue Möglichkeiten zur Einflussnahme auf Investitionen und Instandhaltung der Fahrzeuge und Anlagen im Vertragswerk einzubauen und später durchzusetzen.
Stillstand seit 1. Januar 2008
Mit dem Auslaufen des bisherigen Verkehrsvertrages mit der RüKB zum Jahresende 2007 erhält diese keine Zuschüsse mehr für ihre Eisenbahnverkehrsleistungen. Gleichwohl ist die RüKB GmbH & Co. weiterhin noch Eigentümer der Mehrzahl der auf der Schmalspurbahn befindlichen Fahrzeuge.
Laut den Ausschreibungsbedingungen beabsichtigten Landkreis und Landesregierung, dem neuen Betreiber die Fahrzeuge und Bahnanlagen zur Verfügung zu stellen. Durch den gleichzeitigen Einspruch des bisherigen Betreibers bei der Vergabekammer, wurde der Zeitrahmen für einen reibungslosen Betreiberwechsel ordentlich durcheinander gebracht. Die Nachprüfung der Vergabekammer ergab zwar keine anderslautende Ansicht zur Rechtmäßigkeit des Verfahrens, jedoch mussten rechtliche Fristen eingehalten werden, die erst am 12.2.08 zum endgültigen Zuschlag an die Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH führten. Der bisherige Betreiber signalisierte daraufhin Verhandlungsbereitschaft über Fahrzeuge und Anlagen, so dass von einer Betriebsaufnahme zu Ostern 2008 ausgegangen werden kann.
11.02.2008