Eisenbahn-Geschichte
Die slowakische 760-mm-Strecke Růžomberok (Rosenberg) – Korytnica (1908-1974)
Über die heute schon längst stillgelegte und abgebaute slowakische 760-mm-Schmalspurstrecke Ružomberok (Rosenberg) – Korytnica ist bisher recht wenig publiziert worden. Ursprünglich sollte sie die Städte Ružomberok und Banská Bystrica (Neusohl) verbinden, aber dann wurde nur der 23,6 km lange Streckenabschnitt von Ružomberok durch das Tal des Flüßchens Revúca bis zum Erholungsort Bad Korytnica gebaut. Der Verkehr wurde am 5. Juni 1908 aufgenommen, die Betriebsleitung oblag zunächst der privaten Kaschau – Oderberger Eisenbahn-Gesellschaft, seit 1. Februar 1921 dann den ČSD.
Auf der Strecke waren sowohl Personenzüge als auch Güterzüge unterwegs. Galt es im Reiseverkehr, die Kurgäste nach Korytnica und zurück zu bringen, so diente die Strecke im Güterverkehr vor allem dem Transport von Holz aus den angrenzenden Wäldern in das Sägewerk nach Ružomberok. Zur Betriebsaufnahme im Jahre 1908 lieferte die Budapester Lokomotivfabrik drei Loks der Gattung 51, gehörte die Slowakei doch damals innerhalb der Habsburger Doppelmonarchie zu Ungarn. Die drei Maschinen erhielten die Betriebsnummern 1 bis 3.
Der Erste Weltkrieg hatte auch für die Rosenberger Schmalspurbahn Folgen: So mußte zu Ende des Jahres 1915 die Lok 1 nach Südtirol zur Fleimstalbahn abgegeben werden, am 10. April 1916 folgte Lok 2. Die letzte verbliebene Maschine wurde kurz danach zur Grödnertalbahn umgesetzt. Als Ersatz verfügten die k. k. Heeresfeldbahnen 1916 die Tenderlok Iva 4051 der Gattung 70 nach Korytnica. Doch diese Lok wurde schon am 14. Juni 1916 nach Serbien abgegeben: Auf der Strecke nach Korytnica gab es damit keine einzige Lokomotive mehr! Erst nach längerer Zeit ohne Betrieb wurde schließlich von der Waldverwaltung aus Liptovský Hrádok ein kleiner Dreikuppler mit einer Leistung von 45 PS angemietet. Am 16. Februar 1917 traf dann erneut eine Lokomotive der Gattung 70 von den k. k. Heeresfeldbahnen in Rosenberg ein (Iva 4052). Diese Lok blieb auch lange Zeit nach Kriegsende unter der ČSD-Nummer U45.002 in Korytnica, erst am 29. Juli 1930 wurde sie zur Borža-Strecke in der „Podkarpatská Rus“ abgegeben. Die ursprünglichen Loks 1 bis 3 kamen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Italien zum Einsatz, sie verkehrten dort auf der Strecke Mori – Argo – Riva. Im Jahr 1921 setzten die ČSD die U37.006 (österreichische U) aus Jindrichuv Hradec (Neuhaus) und im Oktober 1929 die U37.011 aus Galizien nach Korytnica um. Zusätzlich kam 1922 die kleine U25.010 hierher. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfügten die ČSD im November 1951 die U37.003 aus Osoblaha (Hotzenplotz) nach Korytnica, allerdings kehrte diese Lok der österreichischen Gattung U schon im Juli 1953 dorthin wieder zurück.
Auch U37.008, die im Juli 1954 aus Frýdland (Friedland) nach Korytnica kam, blieb nicht lange. Sie kehrte im Januar 1956 zurück. Als Ersatz kam im gleichen Monat die zuvor in Frýdland eingesetzte U37.002, die schon von September 1953 bis Anfang 1954 einmal nach Korytnica verliehen war, auf die Rosenberger Schmalspurbahn. Gemeinsam mit U37.006 und U37.011 blieb diese Lok bis zum Ende des Dampfbetriebs im Jahr 1959 in Korytnica. U37.002 und U37.011 wurden in Februar 1959 nach Prešov überstellt, U37.006 wurde abgestellt. Schon im August 1958 sind die vier Dieselloks TU47.018 bis 021 nach Korytnica gekommen. Nach einer Verstärkung der Gleise sind diese seit 1959 im Einsatz. Im Jahr 1963 kam noch TU47.007 aus Frýdland, wohin im Sommer 1965 die TU47.019 abgegeben wurde.
Im Jahr 1966 wurde der Güterverkehr auf der Strecke Ružomberok – Korytnica eingestellt. Mit der Entwicklung des Individual-Autoverkehrs nahm die Bedeutung der Schmalspurbahn Anfang der siebziger Jahre immer mehr ab. Am 28. September 1974 wurde darauf der Betrieb gänzlich eingestellt. Ende 1974 wechselten TU47.018 und TU47.021 nach Jindrichuv Hradec, Anfang des Jahres 1975 auch TU47.007; die TU47.020 wurde hingegen nach Frýdland umgesetzt. Anschließend begann der Gleisrückbau.
Heute erinnern an die Schmalspurbahn Ružomberok – Korytnica nur noch wenige Gebäude, so z. B. in ???? , und die Dampflok U37.006. Sie steht bereits seit den sechziger Jahren auf einem Sockel neben dem Regelspurbahnhof Ružomberok, ist aber leider sehr stark von Rost zerfressen.
30.01.2005