Fahrzeuge im Porträt
Dampflokomotive IV K 99 1590-1
Der Lebenslauf der Lokomotive der sächsischen Baureihe IV K 99 1590-1 ist wie der vieler anderer dieses Typs durch ein ständiges Auf und Ab, Hin und Her gekennzeichnet. Aber er ist auch durch einen gewaltigen Unterschied zu diesen hervorzuheben. Viele Loks endeten unter dem Schneidbrenner - dieses für die 590 schon nahe Schicksal und die Aufstellung als „Sockellok“ besiegelten keineswegs ihren Lebensweg. Dieser Geschichte und den Gründen ihrer Wiederaufarbeitung nachzugehen, ist Grundgedanke dieser Seiten.
Nach Indienststellung der 180 K der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn am 19.4.1913 in Zittau verschlug es sie nun bereits als 99 590 ins Erzgebirge, wo sie den Bahnbetriebswerken Buchholz (Wolkenstein - Jöhstadt) und Kirchberg (Wilkau-Haßlau - Carlsfeld) und später dem Bw Aue abwechselnd zugeteilt war.
Am 14.11.1967 erhielt die Lok im Rahmen des Reko-Programms einen Neubaukessel des Raw Görlitz. Im Betriebseinsatz zuletzt vor allem auf der Preßnitztalbahn, half sie im Frühjahr 1979 kurzzeitig auch beim Streckenrückbau des letzten Abschnittes der Schönheider Schmalspurbahn zwischen Stützengrün und Schönheide-Süd (Wilzschhaus) aus. Wieder im Preßnitztal, lief am 18.09.1980 in Jöhstadt die Kesselfrist der Lokomotive ab. Da sie bis 2 Tage vor diesem Termin im Einsatz war, ist das Gerücht der ausgeglühten Feuerbüchse kaum haltbar. Doch damit begann erst die eigentliche Odyssee der Lok.
Abgestellt und Warten auf Raw Zuführung - 14 Jahre mußte sich die Lok gedulden, ehe sie doch endlich noch einmal an die Reihe kam.Aus Jöhstadt abgefahren, wurde sie in einem Kurzaufenthalt in Mügeln ihrer Dampfheizung beraubt, ehe sie in Oschatz aufs Abstellgleis kam. Nur kurzzeitig erregte die Lok noch einmal Aufmerksamkeit, als sie im Jahre 1981 zur 1000-Jahrfeier der Stadt Döbeln auf einem Wagen im Festumzug mitgeführt wurde. Nur knapp entging sie hier einem „Anstrichwahn“, allerdings rettete sie sich wieder nur aufs Abstellgleis in Oschatz, inzwischen aber ihrer wichtigsten Bedienelemente beraubt und gefleddert, da eine Aufstellung als Denkmal (in Oschatz vorgesehen) für eine noch betriebene Strecke nicht genehmigt wurde. Erst 1987 verschwand die Maschine im Raw Leipzig Engelsdorf und sollte dann als Spielplatzlok im Ferienobjekt des Raw in Oybin aufgestellt werden. Dies zerschlug sich wenig später und einer folgenden äußerlichen Farbauffrischung folgte am 10.Mai 1989 die Einweihung als Denkmal im Raw Engelsdorf.
Von der IG Preßnitztalbahn e.V. liefen seit Anfang 1990 Versuche, die Lok nach Jöhstadt zu bekommen, aber es mußte noch bis zum 13.August 1992 dauern, ehe sie das Werk in Richtung früherer Heimat verlassen konnte. Am 20.08.1992 traf sie in Jöhstadt ein und zierte hier als nichtbetriebsfähige Lok den im Aufbaubefindlichen Museumsbahnhof.
Am 20.Juli 1994 verließ die Lokomotive ihren Heimatbahnhof wieder - diesmal aber dahin, wohin es 14 Jahre für sie keinen Weg gab - ins Ausbesserungswerk Görlitz der nunmehrigen Deutschen Bahn AG.
Noch fehlen 10.000,- DM bis zum Jahresende für die Aufarbeitung der 99 1590-1. Helfen Sie mit, diese Summe durch Ihre Spende zu tilgen!
Commerzbank Chemnitz BLZ 870 400 00, Kto.; 20 90 017
Spendenbescheinigungen werden ausgestellt.
Für die Museumsbahn ist nach Ansicht des Vorstandes die Schaffung einer soliden Fahrzeugsubstanz Grundlage für die langfristige Erhaltung des Museumsbahnbetriebes. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Aufarbeitung der 99 1590-1 der IG Preßnitztalbahn e.V. zu sehen, die einerseits durch ein befristetes und außerordentlich günstiges Angebot des Aw Görlitz und andererseits durch zweckgebundene Spenden und Mittel für die Aufarbeitung möglich wurde.
Ein weiterer Aspekt in Zusammenhang mit der Substanzschaffung ist die ernsthafte und begründete Befürchtung, daß das Aw Görlitz als bisheriger Alleinunterhalter dieser Baureihe durch die Deutsche Bahn AG aufgelöst wird und damit als Instandsetzungsinfrastruktur verschwindet.
Bei der Aufarbeitung der Lok ab Anfang August wird nun ein Großteil der Bauteile erneuert, ausgebessert bzw. aufgearbeitet. Die Lok nach der Demontage der Kesselverkleidung im Abriß.
Am 5.Oktober 1994 wird die Lok über 14 Jahre nach Ihrer Außerdienststellung wieder vor einem Zug zu erleben sein. Auch wenn die Finanzierung der Aufarbeitung gesichert ist, werden zur direkten Abdeckung der Aufwendungen zur Aufarbeitung noch Spenden in Höhe von 10.000 DM benötigt, um die zur Absicherung festgelegten Mittel für den Gleisbau und die Reisezugwagenaufarbeitung nutzen zu können.
Wir setzen auf die Unterstützung durch die Freunde der Preßnitztalbahn.
11.08.1994