Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Historische Feldbahn Dresden e. V./ Feldbahnmuseum Herrenleite
Das letzte größere kommerzielle Einsatzgebiet für Feldbahnen ist in Deutschland der Torfabbau. Die meisten Torfwerke befinden sich in Niedersachsen, doch der Torfabbau ist allgemein rückläufig. Aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes sollen möglichst viele Moore wieder vernässt werden, weshalb kaum noch Abbaugenehmigungen erteilt werden. Viele der noch bestehenden Torfwerke nutzen zumindest innerhalb der Moore oft kilometerlange Feldbahnnetze, weil die Flächen mit Lkw und Traktoren nicht immer und überall befahrbar sind. Der Großteil der meist mit 600 mm Spurweite angelegten Torfbahnen ist recht modern ausgestattet, die Lokomotiven besitzen teils sogar Funkfernsteuerung. Auch viele Wagen wurden in den vergangenen Jahren modernisiert oder durch Neubauten ersetzt. Klassische Torfloren mit hölzernen Aufbauten finden sich auf diesen Feldbahnen kaum noch – und wenn, dann höchstens als Wracks. Historische Torfbahnfahrzeuge werden in Deutschland nur an wenigen Stellen systematisch erhalten. Während es für Lokomotiven fast immer Abnehmer gibt, gelangten über viele Jahrzehnte für derartige Feldbahnen typische Torfwagen in der Vergangenheit nur selten ins Eigentum von Museen und Vereinen. Hoffnung zum langfristigen Erhalt ganzer Zuggarnituren, die eine imposante Länge annehmen können, gibt es in Deutschland nur an zwei, drei Stellen – so bei der Torfbahn Himmelmoor in Quickborn bei Hamburg oder im Ainringer Moos bei Freilassing in Bayern.
Das Feldbahnmuseum Herrenleite hat vor einigen Jahren bereits zwölf hölzerne Wagen aus dem Torfwerk Wietinghausen geborgen und anschließend neu aufgebaut. Vor wenigen Monaten ergab sich nun eine weitere Möglichkeit, Torfwagen zu erwerben. Das Torfwerk Moorkultur Ramsloh Werner Koch GmbH & Co. KG verkaufte zum Schrottpreis eine größere Anzahl an Loren einer klassischen Bauart mit schrägen Seitenklappen. Doch nur ein Teil der Holzteile ist noch verwendbar und auch die eisernen Fahrzeugteile benötigen eine Restaurierung. Die neun im März 2022 in die Herrenleite geholten Wagen sollen in den nächsten Jahren Stück für Stück restauriert werden und dann die Ausstellung sowie den Fahrbetrieb des sächsischen Vereins bereichern.
In der HFD-Werkstatt laufen aktuell Arbeiten an drei der vier Dampfloks der Sammlung. Wie bereits in PK 183 berichtet, ist an der betriebsfähigen Krauss-Bn2t 7790 (HFD-Lok Nr. 14) ein Rohrsatzwechsel notwendig. Durch Korrosion gab es beginnende Undichtigkeiten, die nur noch wenige Fahrtage tolerabel gewesen wären. Inzwischen sind die alten Rohre demontiert. Im Frühjahr sollen neue Rohre durch Einziehen und Aufweiten der Rohrenden für den Einbau vorbereitet werden. Dieser wird nicht bis zum Saisonstart Ende April beendet sein, so dass diese Dampflokomotive voraussichtlich zu Pfingsten 2022 erstmals wieder Züge bespannen wird.
An der zweiachsigen Dampflok vom Henschel-Typ „Riesa“ (HFD-Lok 12) demontierten Vereinsmitglieder in den vergangenen Wochen auf der Lokführerseite Stangen, Lager, Kolben und Schieber, um alle Teile zu reinigen und den aktuellen Zustand zu befunden. Voraussichtlich im Herbst werden diese Arbeiten auch an den Bauteilen auf der Heizerseite ausgeführt. Eine betriebsfähige Instandsetzung dieser Bn2t ist zwar langfristiges Ziel, jedoch sind bis dahin viele aufwändige und kostspielige Arbeiten notwendig, wobei diese soweit wie möglich in Eigenleistung erbracht werden.
Bei der dritten Dampflok, an der in der Herrenleite derzeit gearbeitet wird, handelt es sich um die 750-mm-spurige Henschel-Bn2t vom Typ „Helfmann“ (HFD-Lok 13). Deren Demontage zog sich über mehrere Jahre hin, da nach der mehr als 40-jährigen Standzeit dieser Lokomotive fast alle Teile festgerostet waren. Nachdem das Gestänge, die Bremsanlage, die Radsätze und die Federung bereits vor mehreren Monaten ausgebaut und inzwischen bereits instandgesetzt wurden, haben die Vereinsmitglieder in den vergangenen Wochen nun auch das Führerhaus, die Wasserkästen, die Kesselverkleidung und die Bodenbleche demontiert. Vieles davon kann nur als Vorlage für einen Nachbau dienen, auch wenn möglichst viel alte Substanz erhalten bleiben soll. Über das Frühjahr sollen die nun zugänglichen Partien des Rahmens sowie der Kessel entrostet werden, danach kann die Lok eingeachst werden. Eine betriebsfähige Aufarbeitung dieser Lok ist nicht vorgesehen, sondern es soll lediglich die Rollfähigkeit hergestellt werden.
Die Saison 2022 startet im Feldbahnmuseum Herrenleite planmäßig mit den Bahnerlebnistagen am 23. und 24. April. Zwischen 10 und 18 Uhr fahren dann neben dem Besucherzug auch Feld- und Grubenbahnzüge. Zum Einsatz kommen verschiedene Diesel- und Akkuloks, darüber hinaus werden zahlreiche Fahrzeuge ausgestellt. Für das leibliche Wohl wird gesorgt, daneben gibt es einen Bastelstand sowie Literatur- und Souvenirangebote. Ab 30. April ist das Museum jeden Sonnabend von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Fahrbetrieb findet dann nach Bedarf statt.
Die nächste große Veranstaltung ist zu Pfingsten vom 4. bis 6. Juni jeweils zwischen 10 und 18 Uhr geplant. Der Verein bittet darum, die geplanten Programmpunkte und konkreten Randbedingungen jeweils auf der Homepage www.feldbahnmuseum-herrenleite.de abzufragen.
20.04.2022