Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
IG Hirzbergbahn e. V.
Am 3. August 2016 hat der meterspurige Gelenktriebwagen 528 (Düwag 1962, ZR-GT6, ex Thüringerwald- und Straßenbahn Gotha, werksneu Bogestra Bochum) das Freigelände der IG Hirzbergbahn e. V. (IGHB) in Georgenthal verlassen. Ein Privatmann aus Hessen hat den Straßenbahnwagen an diesem Tag nach Pfungstadt bringen lassen. Was der neue Eigentümer mit dem Fahrzeug genau plant, ist nicht bekannt. Beim zweiachsigen Sitzwagen 901-252 (ex GMWE Nr. 6, Gera-Pforten – Wuitz-Mumsdorf) begann im Sommer auf dem Gelände der Bahnwerkstatt Georgenthal der Innenausbau. Dazu entfernten die Vereinsmitglieder die Wagendecke von alten Farbschichten und vervollständigten die hölzerne Innenverkleidung, wo diese während der Nutzung als Lagerschuppen entfernt worden war oder erneuert werden musste. Dazu fertigte ein Vereinsmitglied neue Wartungsklappen, die unter den Fensterbänken vor allem zur Kontrolle der Wasserabläufe dienen. Außerdem hat der Neubau der fehlenden Bremsteile begonnen. Den Kasten des zweiachsigen gedeckten Güterwagens 99-61-04 (ex Gera-Pforten – Wuitz-Mumsdorf) bugsierte die Firma Herzog-Bau im Oktober von seinem bisherigem Abstellort im Freigelände der Bahnwerkstatt vor die Halleneinfahrten. Am ersten Novemberwochenende setzten die Vereinsmitglieder den Kasten auf Behelfsachsen und schoben ihn danach ins Trockene. Nun wettergeschützt untergebracht, kann er in den nächsten Monaten auf seine Aufarbeitung vorbereitet werden. Das Hochregal im Freigelände hinter der Bahnwerkstatt erhielt im Herbst ein Dach.
Die Modellbahnfreunde der IGHB arbeiteten in den vergangenen Monaten in Georgenthal weiter an der vereinseigenen Spur-0-Anlage. So verlegten sie ein zweites Gleis und trieben die Landschaftsgestaltung voran. Die neuen Segmente waren ein wichtiger Teil der Modellbahnausstellung in Emleben am 29./30. Oktober. An diesem Wochenende pendelte der Triebwagen 772 345 der Erfurter Bahnservice GmbH als Zubringer zwischen Gotha und Emleben. Seinen Einsatz wickelte die IGHB mit ihren Betriebseisenbahnern in Eigenregie ab. Zuwachs erhielt in den vergangenen Monaten auch die Regelspurfahrzeugsammlung der IGHB. Der Verein übernahm im September vom Verein „Steinhuder Meer-Bahn e. V.“ (StMB) den regelspurigen Triebwagen T 101. Dabei handelt es sich um den 1934 unter der Fabriknummer 26052 von der Waggonfabrik Gotha AG gebauten zweiachsigen dieselmechanischen Triebwagen, der am 13. Mai 1935 zwischen Bremervörde und Oerel seine Probefahrt absolviert hatte und anschließend von der Kleinbahn Bremervörde-Osterholz (KBO) als T 1 in Dienst gestellt worden war. Dieser Betrieb firmierte ab 1942 unter der neuen Firmenbezeichnung Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn (BOE). Ab 1949 führte die BOE den Zweiachser als T 101. In den Jahren 1955/56 ließ die BOE den ab Werk sehr kurzen und dadurch nur über wenige Sitzplätze verfügenden Triebwagen umbauen. Dabei wurde das Fahrzeug deutlich verlängert, wobei es auch neue Stirnfronten erhielt. Drei Jahre später gelangte der T 101 im Jahr 1959 von der BOE zur Ankum-Bersenbrücker Eisenbahn, einem lediglich 5,32 km langen Eisenbahnbetrieb nördlich von Osnabrück, ebenfalls in Niedersachsen gelegen. Nach Aufgabe des Personenverkehrs wechselte der Triebwagen nach drei Einsatzjahren von dort auf Vermittlung der Bentheimer Eisenbahn (BE) zur Ahaus-Enscheder Eisenbahn (AEE) im westlichen Münsterland, wo das Fahrzeug nach einer Aufarbeitung in der BE-Werkstatt Neuenhaus von 1963 bis zur Einstellung des Personenverkehrs 1966 als T 10 zum Einsatz kam. Im Jahr 1967 übernahm ein niederländischer Eisenbahnfreund den Triebwagen zum Schrottpreis, übereignete ihn aber später der Stiftung „Museum Spuurtspoorweg“ in Enschede. Von 1972 bis 1986 kam das inGotha gebaute Fahrzeug als M21 auf der niederländischen Museumsbahn Haaksbergen – Boeckelo (MBS) zum Einsatz. Ende Januar 1998 übernahmen die südlich von Bremen aktiven Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunde e. V. (DHEF) den Triebwagen. Diese gaben ihn im September 2004 an den Steinhuder Meer-Bahn-Verein nach Wunstorf ab. Da auch dort eine Aufarbeitung langfristig nicht möglich war, stand das Fahrzeug mehrere Jahre zum Verkauf. In dieser Zeit wurde die IGHB auf den in Gotha gebauten Zweiachser aufmerksam. Nachdem der Verein in Niedersachsen in diesem Sommer den Preis reduziert hatte, entschloss sich der Vorstand der IG Hirzbergbahn e. V. kurzerhand zum Kauf des Fahrzeuges. Am 19. September 2016 traf der T 101 in Gotha ein – siehe auch PK 152 Seite 37. Am 17. Oktober besichtigte Gothas Oberbürgermeister den Neuzugang und bot an, den Kontakt zu Bildungsträgern zu vermitteln, bei welchen das Fahrzeug schrittweise aufgearbeitet werden könnte. Nach einer Wiederinbetriebnahme wären damit regelmäßige Sonderfahrten zum Beispiel auf der Ohratalbahn von Gotha über Emleben und Geogenthal in Richtung Ohrdruf und Gräfenroda vorstellbar.
07.12.2016