Schmalspurbahnen in Europa
Kindereisenbahn in Jekaterinburg
Seit September 2016 sind bei der „Swerdlowsker Kindereisenbahn“ im russischen Jekaterinburg ein neuer Zentralbahnhof und ein neues Depotgebäude in Betrieb. Auf dieser 750-mm-Schmalspurbahn kommt seitdem auch die zuvor im August schadhaft abgestellte ehemalige Lok 9 der Mansfelder Bergwerksbahn wieder zum Einsatz, welche die MaLoWa GmbH am 8. Mai 2014 nach Russland verkauft hatte. Als zweite Dampflok steht seit September die russische WP4-1425 (Baujahr 1956) zur Verfügung. Sie war im Oktober 2014 nach Jekaterinburg gekommen und befand sich bis vor Kurzem noch in Aufarbeitung. Die 2,5 km lange Kindereisenbahn wurde am 9. Juli 1960 eröffnet und erhielt am 9. Mai 1961 den Namen „Nikolaj Ostrovski“. Neben dem neuen Zentralbahnhof (Zentralnaja) gibt es die Stationen Solnetschnaja, Pionerskaja und die in der Wendeschleife liegende Station Jubilejnaja. Da das Gleis am Zentralbahnhof stumpf endet, wird für die jeweils nächste Fahrt eine andere Lok an den Zug gesetzt. Neben der auch in Jekaterinburg als Lok 9 eingesetzten O & K-Dampflok aus Deutschland stehen dafür zum Beispiel die Dieselloks TU7A-3355 und TU10-013 zur Verfügung. Die TU7A-3355 entstand 2008 in der Maschinenbaufabrik Kambarka, sie trägt eine grob einer Dampflok nachempfundene Verkleidung. Die Lok der Reihe TU10 gehört zu einer 30 Lokomotiven umfassenden Serie aus der Maschinenbaufabrik Kambarka aus den Jahren 2010 bis 2015. Diese Lokomotiven kommen auf verschiedenen russischen Kindereisenbahnen zum Einsatz, die TU10-013 kam im Jahre 2012 nach Jekaterinburg. Gefahren wird mittwochs bis sonntags. Montag und Dienstag sind Ruhetage, da bis vor einiger Zeit auch die anderen Attraktionen im Park der Kultur und Erholung (vom Karussell bis zum Tierpark) an diesen Tagen nicht in Betrieb waren, was inzwischen aber nur noch im Winter gilt. Eine Fahrt mit der Kindereisenbahn dauert knapp 30 Minuten. Der Fahrplan sieht drei Rundfahrten am Vormittag und nach einer Mittagspause sechs Rundfahrten am Nachmittag vor. Die Saison beginnt im Mai und endet Anfang Oktober. In der Zwischenzeit ist Theorieausbildung. Die Kinder arbeiten in sechs Gruppen mit jeweils 12 bis 20 Mitgliedern und übernehmen je nach Ausbildungsstand verschiedene Tätigkeiten (ähnlich wie bei der Parkeisenbahn in Dresden und anderswo). Die ab 2003 geplante Rekonstruktion der Kindereisenbahn in Jekaterinburg begann 2013. Sie umfasste die Erneuerung der Gleisanlagen und den Bau moderner Sicherungstechnik sowie den Neubau des Zentralbahnhofes neben dem bisherigen Zentralbahnhof und ein neues Depotgebäude. Die 2007 geplante Erweiterung der Strecke fand nicht statt. So ist die Streckenführung bis auf den Anschluss des neuen Zentralbahnhofes und Depots seit 1960 unverändert. Der neue Zentralbahnhof ist wesentlich größer als der alte und enthält zahlreiche Einrichtungen für die Ausbildung und Erholung der Kinder. So gibt es im Erdgeschoss ein Fitnessstudio, Geschäftsräume und ein Computerkabinett. In der zweiten Etage befinden sich eine Bibliothek und mehrere Schulungsräume, in der dritten Etage der Warteraum für die Reisenden, die Fahrkartenausgabe, ein Kinder-Café, ein Arztraum und die Eisenbahnbüros. Der Zugang zum Bahnsteig erfolgt von der dritten Etage. Der vierte Stock beherbergt einen Konferenzsaal, einen Wintergarten und eine Ausstellungshalle. Im zwischen dem neuen Zentralbahnhof und dem Haltepunkt „Solnetschnaja“ gebauten neuen Depotgebäude befinden sich neben den Abstellgleisen und Werkstatteinrichtungen auch Schulungsräume zum Thema Fahrzeugtechnik. Im bisherigen Depotgebäude soll ein Schmalspurbahn-Museum eingerichtet werden. Die Ausstellung wird etwa 50 Fahrzeuge (Lokomotiven, Wagen und Spezialfahrzeuge) umfassen. Dazu gehören unter anderem:
- der Schienenbus PD-1 843, Ende 2013 vom Torf-Unternehmen Wassilewski Mokh bei Twer angekauft
- die Diesellok TU-2 236 (Kaluga 1959)
- die Diesellok TU-2 141
- die Diesellok T47.021 (CKD 1959), im Mai 2015 von tschechischer JHMD gekauft
- Personenwagen vom russischen Typ PW-40
- Personenwagen vom russischen Typ 3Aw (Typ „Malachit“, hergestellt 1960 von Pafawag in Polen) Der offizielle Name der 750-mm-Bahn in Jekaterinburg lautet seit 1960 „Swerdlowsker Kindereisenbahn“. Die Stadt Jekaterinburg trug den Namen Swerdlowsk von 1924 bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 zu Ehren des bolschewistischen Revolutionärs Jakow Swerdlow. Er war mitverantwortlich für die Ermordung der Zarenfamilie und den „roten Terror“ in der Zeit vor etwa 100 Jahren. Der heutige Regierungsbezirk (russischer Begriff Oblast) um Jekaterinburg nennt sich bis heute Swerdlowsk, ebenso die betreffende Direktion der Russischen Eisenbahnen – sowie letztlich die Kindereisenbahn …
07.12.2016