VSE-Nachrichten
Jubiläen rund um die Dampflok 94 2105-8
Am 28. Oktober war es auf den Tag genau 40 Jahre her, dass mit der 94 2105-8 letztmals eine sächsische Regelspurgüterzugtenderlok unter Dampf stand. Dieses Jubiläum ist Anlass, auf die Geschichte dieser Lok zurückzublicken. Von der Ablieferung im Jahre 1923 bis 1966 gehörte sie zum Betriebsbestand der Deutschen Reichsbahn und war auf sächsischen Nebenstrecken zu Hause. Danach sollte sie ihr „Gnadenbrot“ als Werklok 1 im Raw Zwickau verdienen und dann in den endgültigen Ruhestand treten. Doch wie so oft kam alles anders. Die Lokomotive 94 2136-3, langjährige Stammlok auf der Steilstrecke Eibenstock, musste im Sommer 1973 aufgrund eines Schadens vorzeitig aufs „Altenteil“ wechseln. Damit stand für den Steilrampenverkehr nur noch die 94 2080-3 zur Verfügung. Die im Bw Aue außerdem noch vorhandene 94 2043-1 durfte nur im Ausnahmefall auf der Steilstrecke zum Einsatz gelangen, verfügte sie doch über keine Gegendruckbremse, die im Steilstreckenbetrieb zwingend vorgeschrieben war. So entsann man sich im Raw Zwickau der im Einsatz stehenden Werklok und holte sie 1973 nach einem Aufenthalt im Raw Meiningen zurück in den aktiven Dienst. Hier konnte sie bis zur Betriebseinstellung noch einmal ihre ganze Kraft unter Beweis stellen. Wegen des Baus der Talsperre Eibenstock stellte die Reichsbahn am 27. September 1975 den Reiseverkehr zwischen Eibenstock unt Bf und Eibenstock ob Bf sowie auf dem Abschnitt Blauenthal – Schönheide Ost der Strecke Chemnitz – Adorf (CA-Linie) ein. Am 4. Oktober 1975 endete auf diesen Abschnitten auch der Güterverkehr. 94 2080-3 sowie 94 2105-8 verdienten sich danach ein letztes Gnadenbrot beim Rückbau der Strecke. Am 25. Oktober 1975 waren die Arbeiten abgeschlossen und am 28. Oktober stand 94 2105-8 letztmalig unter Dampf. Im Anschluss zunächst im Bahnhof Lauter als Reserve abgestellt, warteten die beiden Sächsinnen dann auf ihr weiteres Schicksal, das zumindest 94 2080-3 schnurstracks ins Stahlwerk führte, denn Schrott war auch in der DDR ein wertvoller Rohstoff. Der „2105“ sollte dies erspart bleiben, denn ein rühriger Eisenbahner der Industriebahn Dresden wurde auf die Lok aufmerksam, erwarb sie im Tausch gegen die entsprechende Menge Schrott und rettete sie somit über die folgenden Zeiten. Im Jahre 1983 kehrte sie zur Betreuung durch ein Pflegekollektiv nochmals ins Bw Aue zurück und wurde von der Deutschen Reichsbahn, obwohl ihr nicht mehr gehörend, zu vielen Ausstellungen präsentiert. In den Jahren nach der politischen Wende in der DDR kam sie dann als Leihgabe in den Bestand der VSE-Fahrzeugsammlung und kann seither in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer ehemaligen Einsatzstrecke besichtigt werden.
Technische Daten:
- Dienstgewicht: 75,8 t
- Vmax: 45 km/h, nach Vergrößerung der Ausgleichsgewichte an der Treibachse 60 km/h
- Leistung (indiziert): 860 PS
- Kesseldruck: 12 bar
- Wasserkasteninhalt: 8,5 m3
- Kohlevorrat: 2,2 t
Stationierungsgeschichte:
- Hersteller: Sächsische Maschinenfabrik vormals Richard Hartmann AG Chemnitz
- Fabriknummer: 4561
- Baujahr: 1923
- Ablieferung: 25. April 1923
- Abnahme: 28. April 1923
- z-Stellung: 30. Juni 1977
- Verkauf an Industriebahn Dresden: 30. November 1978
Kesselverzeichnis:
- Nr. 4521: SMF 1923, geliefert mit Lok
- Nr. 4549: SMF 1923, ab 12. Januar 1931, aus 94 2131
- Nr. 4488: SMF 1921, ab 8. Januar 1963, aus 94 2036
Beheimatungen:
- 1923–1925: Bw Dresden-Altstadt o. A. Bw Hilbersdorf
- 1929–1935 Bw Flöha
- 1935–1946 Bw Aue
- 1946–1955 Bw Werdau
- Okt–Nov 1955 Bw Aue
- 1955–1960 Bw Werdau
- 1960–1963 Bw Zwickau
- 1963–1966 Bw Falkenstein
- 1966–1973 Raw Zwickau Werklok 1
- 1968–1969 zeitweise Weitervermietung an den VEB Steinkohlenwerk „Martin Hoop“ Zwickau
- 1973–1978 Bw Aue
14.12.2015