Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Arbeitskreis Mülsengrundbahn
Der Anfang 2011 als Sparte des Heimatvereines Mülsen St. Jacob gegründete Arbeitskreis Mülsengrundbahn ist im Sommer 2015 in Mosel auf den Kasten eines Schmalspurwagens hingewiesen worden, der auf einem Privatgrundstück zum Abriss anstand. Vor Ort stellte sich heraus, dass es sich um den Aufbau eines der ersten für die sächsischen Schmalspurbahnen gebauten zweiachsigen Güterwagens handelt. An einer Stirnwand entdeckten die Eisenbahnfreunde die Postwagennummer 1017, was Anschriften an den Langträgern bestätigten. Damit ist die Betriebsnummer des Wagens ab April 1901 bekannt. Unbekannt ist hingegen, welchen 1881 für die erste sächsische Schmalspurbahn, die Strecke Wilkau – Kirchberg, gebauten zweiachsigen gedeckten Güterwagen die Deutsche Reichspost 1901 die Betriebsnummer 1017 zuwies. In Frage kommen die drei Gw mit den niedrigsten Betriebsnummern:
Nr. ab 1881 | Nr. ab 1896 | Nr. ab 1899 |
---|---|---|
K.101 | K.501 | 1501K |
K.102 | K.502 | 1502K |
K.103 | K.503 | 1503K |
Diese als Güterwagen von den K.Sächs.Sts.E.B. ab 1899 innerhalb der lfd. Nr. 762 geführten Fahrzeuge erwarb im April 1901 die Reichspost und teilte ihnen danach die Postwagennummern 1017, 1019 und 1106 zu – in welcher Reihenfolge ist jedoch nicht überliefert! Die Post-interne Gattung der drei Wagen lautete anschließend Post Ib. Da auch die nicht im Eigentum des sächsischen Staates befindlichen, aber auf den Schmalspurbahnen in Sachsen eingesetzten „Fremdwagen“ in den „bildlichen Verzeichnissen“ der K.Sächs.Sts.E.B. registriert worden sind, legten die dafür zuständigen Beamten der Staatsbahnverwaltung für die drei Postwagen ein neue Seite an – die lfd. Nr. 710. Dort listeten die Eisenbahner die drei Postwagen als 1881 von den Eigenen Werkstätten der K.Sächs.Sts.E.B. gebaut auf – ohne auf die ursprüngliche Betriebsnummern hinzuweisen. Im Vorfeld der im vorigen PK vorgestellten Veranstaltung „130 Jahre Mülsengrundbahn“ bargen die Mitglieder des Arbeitskreises den Kasten und präsentierten ihn in Ortmannsdorf auf einem Tieflader. Die Besucher des Festes konnten dort die Anschriften am Rahmen in Augenschein nehmen – zum Beispiel ein Untersuchungsdatum von 1924 sowie „Postamt Geyer“ und auf der anderen Seite „Postamt Mosel“. Das ist der Beweis dafür, dass die Reichspost den Zweiachser nach seinen fotografisch belegten Einsätzen im Thumer Netz bis Mitte der 1920er Jahre noch im Mülsengrund nutzte. Aktuell ist der wertvolle Kasten neben dem in äußerlicher Aufarbeitung befindlichen vierachsigen Personenwagen 970-492 am ehemaligen Haltepunkt Niedermülsen aufgestellt, wo er jederzeit besichtigt werden kann.
14.12.2015