Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser, nachdem der vorjährige Jahresausblick im Heft 141 eine mit Ironie gespickte Sicht auf das Jahr 2025 bei Schmalspurbahnen und Eisenbahnmuseen zeigte und sich dadurch trotz erkennbarer Überzeichnung einige Zeitgenossen auf den sinnbildlichen Schlips getreten fühlten, haben wir in diesem Jahrgang das Zeitreisesprungziel im „Back to the Future“-Jahr auf 25 Jahre zurückgestellt und uns im Jahr 1990 umgesehen. Beschwerden über missliebige Deutungen der Vergangenheit sind noch nicht bei der Redaktion eingetroffen und willkürliche Änderungen der Zukunft ja dadurch ohnehin nicht zu erwarten gewesen. Nichtsdestoweniger ist auch im Jahr 2015 festzustellen, dass der Trend zur rückwirkenden Umdeutung von zukünftigen Ereignissen global anhält, was wir mit unserer Themenreihe jedenfalls nicht bezweckten. Deshalb würden wir auch gern diese Reihe mit Erlebnisreiseberichten unserer Leser fortsetzen. Mangels ausreichenden Platzes für eine umfassende Berichterstattung im Heft möchte ich dafür hier die regelmäßigen Erlebnisreisen des Eisenbahnfreundeskreises Westsachsen erwähnen. Die in Böhlen/Großsteinberg ansässige Vereinigung von Eisenbahnfreunden, die weit über die Landesgrenzen Sachsens hinaus mit unterschiedlichen Aktivitäten Aufmerksamkeit erlangt, veranstaltet jährlich eine große Herbstausfahrt. Von deren organisatorischer Komplexität sollten sich viele ambitionierte Reiseveranstalter eine ordentliche Scheibe abschneiden. Die diesjährige Fahrt, in der eigenen „Depesche EFK Westsachsen“ umfassend dokumentiert, verband einmal mehr die Nutzung historischer Transportmittel auf der Straße (Ikarus 250, Ikarus 55 und Ikarus 311) und der Schiene (Draisine, Dampfzug des Lößnitzdackels, Feldbahn) mit der Besichtigung musealer Einrichtungen (Wilsdruff, Radebeul, Herrenleite) und ist damit beispielgebend, wie man verschiedene Attraktionen der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen miteinander verknüpfen kann. Dass diese Art der Verknüpfung auch auf der Regelspur ein wünschenswertes, wenn auch Dank gleichzeitig wirksamen Konkurrenzdenkens manchmal schwer artikulierbares Ziel darstellt, ist bei einem Treffen der Kooperationspartner der DAMPFBAHN-ROUTE mit regelspurigen Bahnangeboten Ende November deutlich geworden. Der bereits 25 Jahre währende Ausgangskonflikt zwischen „miteinander Machen“ und „lieber Lassen“ scheint damit zumindest bewältigt, nun geht es an die konkrete Umsetzung gemeinsamer Aktivitäten. Insbesondere die gebündelte Wahrnehmbarkeit der Angebote in Sachsen und den angrenzenden Gebieten bei den politisch Verantwortlichen für eine Berücksichtigung in finanz- und verkehrspolitischen Planungen scheint eine konsensfähige gemeinsame Grundlage zu bilden, ohne in den fortwährend gefühlten Identitätskonflikt mit den schmalspurigen Kollegen immer wieder neues Öl gießen zu müssen. Ein anderes Konfliktfeld scheint nun auch erst einmal wieder ausgeräumt, denn mit einer Finanzierungszusage zu investiven Maßnahmen an der Strecke bekennt sich die sächsische Landesregierung auch zum Weiterbetrieb der Erzgebirgischen Aussichtsbahn. Nach bisherigen Forderungen aus dem DB-Konzern stand diese Strecke mit dem berühmten Markersbacher Viadukt unter massivem Stilllegungsdruck der Gleise. Das ist doch ein grundsätzlich optimistischer Ausblick, mit dem ich mich gern auch für Ihr Interesse an unserer Zeitschrift bedanke und Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen erholsamen Jahreswechsel wünsche. Glück Auf
14.12.2015