VSE-Nachrichten
Bahnhof Schwarzenberg: Instandsetzung Gleis 2
Was lange währt, wird gut – diese alte Weisheit soll wohl auch die Daseinsberechtigung von Behörden und Ämtern stärken. Ein Beweis gefällig? Der VSE besitzt in seiner Anschlussbahn des Eisenbahnmuseums ein Gleis, das bis zum Bahnhofsgebäude führt. Es wurde nach relativ kurzen Verhandlungen im Jahre 2002 der Deutschen Bahn abgekauft. Nun war es beim Kauf schon vom vielen Verkehr zu DDR-Zeiten ziemlich abgewirtschaftet. Deshalb versuchten die Eisenbahnfreunde mehr schlecht als recht, das Gleis zu erhalten. Da die vorhandenen Holzschwellen altersbedingt zum „biologischen Zerfall“ neigen (amtliche Bezeichnung für vermodern), musste das Gleis im Jahr 2011 aus Sicherheitsgründen als nicht befahrbar erklärt werden. Eine Instandsetzung erschien kostenmäßig utopisch. Plötzlich gab es einen vermeintlichen Lichtblick – ein Gleisanschluss-Förderprogramm des Bundes. Doch beim näheren Betrachten wurde es gleich wieder dunkel – das Programm wirkt nur, wenn darauf auch jahrelang nachweisbarer Güterumschlag betrieben wird. Dafür interessiert sich im Raum Schwarzenberg allerdings außer in Grünstädtel keine Firma mehr. Und der VSE wollte doch nur Menschen (Gäste) vom Bahnhof zum Lokschuppen befördern. Bei einem zufälligen Besuch in Berlin im Bundestag riet eine Politikerin: „Beantragen sie doch einfach mal was, manchmal klappt es auch so.“ Den beträchtlichen Aufwand scheute der VSE-Vorstand, auch weil die Förderrichtlinie genau studiert worden war. Dann im Dezember 2011 ein neuer schüchterner Versuch: Die Stadt hatte das Gebiet inklusive Museum und Gleisanlagen als Bereich „Umstrukturierungsgebiet“ definiert, wo Förderung in einem Programm möglich sein könnte. Nun wurden die Vereinsfreunde wieder aktiv und stampften drei Projekte aus dem Boden. Das ging aufgrund heimlicher Vorarbeiten recht schnell. Und drei mussten es aus altbewährter Praxis auch sein: Drei Mal bestellt, vielleicht ein Mal bekommen. Dann gab es einen Vor-Ort-Termin mit Stadt und Fördermittelstelle zur dritten (aber noch lange nicht letzten) Version der Projektbeschreibung. Dabei kam völlig überraschend eine vorläufige Zusage: „So eine Förderung von Eisenbahn haben wir zwar noch nicht gemacht, aber es könnte vielleicht klappen.“ Nun hieß es, das Projekt noch einmal zu überarbeiten, die Fördermittelstelle zu überzeugen, dass hier nicht die Bau-Norm gilt, sondern Eisenbahnvorschriften, so gab es noch drei kleine Änderungen und, und, und … Sehr positiv – ein einstimmiger Stadtratsbeschluss zum Projekt – das ist auch ein Ausdruck der Wertschätzung der Vereinsarbeit.
Nun zur Umsetzung: Der Bescheid über Fördermittel trifft ein, der Vertrag mit der Stadt wird unterschrieben, drei Angebote von Gleisbaufirmen werden eingeholt, es herrscht Zeitdruck. Die Fördermittelstelle erhält einen Antrag, die Arbeiten verschieben zu dürfen, da der Baubeginn im Herbst 2012 nicht möglich ist. Alle in Frage kommenden Firmen sind ausgelastet und bei Frost könne wirklich nicht gebaut werden. Nach einigen Rückfragen gibt es endlich Zustimmung; Baubeginn müsse aber spätestens am 1. April 2013 sein. Es folgt der lange Winter – frostiger Stillstand. Der Vorstand vergleicht die Angebote der Firmen und bewertet – dann fällt die Entscheidung am 30. März 2013 und damit Baubeginn! Das bemängelt die Behörde aber trotzdem, weil ein Amt bei der Bewertung dabei sein wollte, das aber nach Rückfrage keinerlei Sachkenntnis von Gleisbauarbeiten hatte … Immerhin, die Begründung der Vergabe des VSE wurde akzeptiert. Es folgen Abstimmungen mit der siegreichen Baufirma aus der Region, viel Arbeit, der Abgabetermin letzte Juniwoche – es gelingt – Glück gehabt! Schnell noch die erforderlichen Anträge an die Ämter der Stadt gegeben, ein persönliches Abstimmungsgespräch (im Rathaus und nicht auf der Baustelle), noch ein Anschreiben …
Nach der Rückkehr aus dem 1,5-wöchigen Urlaub ist noch keine Antwort eingegangen – etliche Telefonate mit Ämtern und Firmen sind notwendig. Ein Erfolg: Am Freitag vor dem Umbau wurden die entsprechenden Schilder gestellt und der Stadtbauhof unterstützt am Montag früh bei der Baustelleneinrichtung. Die Firma war auch pünktlich da und kämpfte bei Hitze und Kälte mit dem Material. Noch ein paar Restarbeiten (planmäßig) und in Kürze ist Abnahme. Endlich fertig? – Noch lange nicht, denn dann kommen erst einmal die Abrechnung, Prüfung, der Fördermittelabruf, sicher Nachfragen und Papier, Papier, Papier. Natürlich muss alles erst einmal zwischenfinanziert werden, da geht’s an die Rücklagen des Vereins. Und die Eigenmittel sind auch beträchtlich, aber ohne die gibt es keine Förderung. Immerhin, es war wieder mal ein Erfolg, denn sonst hört man immer nur: Eisenbahn? Dafür gibt es Nichts – oder Millionen, wie im Vogtland. Doch dort ist bekanntlich noch nichts Praktisches losgegangen … Also lieber kleine Projekte umsetzen. Als Nebeneffekt lernt man den Umgang mit Ämtern und Behörden und wird leidensfähig, aber auch erfolgreich.
Übrigens: Zum Tag der Sachsen fährt der Pendelzug vom Bahnhof ins Museum auf dem sanierten Gleis! Die Abnahme erfolgt am 9. Juli 2013, Restarbeiten werden sich allerdings noch bis Ende August hinziehen.
11.08.2013