Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Prignitzer Kleinbahn-Museum Lindenberg e.V.
Traditionell in den neun Tagen rund um „Himmelfahrt“ lockten auch in diesem Jahr wieder die Dampfwolken über dem Prignitzkreis unzählige Schmalspurbahnfreunde, Gäste und Einheimische an die 750mm-spurige Kleinbahnstrecke zwischen Mesendorf und Lindenberg. Die diesjährige Dampfveranstaltung beim „Pollo“ wurde in das 625jährige Jubiläum der Gemeinde Lindenberg eingebunden. Die heutige Jöhstädter und ehemalige Prignitze Lok 99 4511 zog dabei sehr zur Freude der zahlreichen Fotografen eine Zuggarnitur mit original „Pollo“-typischen Fahrzeugen, wie sie bis zur Einstellung des Bahnbetriebes vor genau 40 Jahren - am 31. Mai 1969 - in Lindenberg tagtäglich anzutreffen waren. Als Besonderheit verkehrten erstmals zwei Dampflokomotiven auf der Museumsbahn. In dem von 99 574 der Döllnitzbahn gezogenen zweiten Zug war der offene Aussichtswagen der Museumseisenbahn eingestellt, welcher sich dank des überwiegend schönen Wetters an allen Tagen großer Beliebtheit erfreute. Der idyllisch im Wald gelegene Bahnhof Brünkendorf wurde bei den stündlich stattfindenden Zugkreuzungen teilweise regelrecht von Besuchern überlaufen, bevor nach Abfahrt der beiden Züge dort wieder beschauliche Ruhe einzog. Am ersten Samstag feierten die Kameraden der Feuerwehr Mesendorf auf dem Bahnhof des Ortes ihr 85jähriges Bestehen mit einem Festumzug und einem Handdruckspritzentreffen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten in Lindenberg begannen am Mittwochnachmittag sportlich mit einer Fahrradtour entlang der Museumsbahnstrecke. Am Abend brachte der „Pollo“ die Besucher während einer Mondscheinfahrt zu dem in diesem Jahr seit 100 Jahren bestehenden und bei Eisenbahnfreunden aus ganz Deutschland bekannten Gebäudeensemble - Gaststätte, Sparkasse und Apotheke - am ehemaligen Bahnhof in Lindenberg. Turner zeigten dort, wie vor 80 Jahren an historischen Geräten geturnt wurde und auch eine Jagdhornbläsergruppe bot Kostproben ihres Könnens. Am Himmelfahrtstag wurden die Kleinbahnwagen von den Besuchern regelrecht gestürmt und es waren zeitweise keine freien Sitzplätze mehr zu bekommen. Für den Nachmittag war in Lindenberg ein Überraschungsgast angekündigt, der natürlich mit dem Schmalspurzug anreiste. Mit schwarzer Sonnenbrille, den Hut tief ins Gesicht gezogen und einer Zigarre in der Hand verließ Udo Lindenberg (natürlich ein Double) den Führerstand der 99 574 und begrüßte die grölenden Massen mit einem lockeren „Hallo, alles klar, alles cool soweit…“ Selbstverständlich sang er als erstes Lied den bekannten Sonderzugsong. Am Freitag nach Himmelfahrt trafen sich 100 Schmalspurbahnfreunde am Morgen in Mesendorf und konnten erstmals drei Dampflokomotiven in der kleinen Einsatzstelle bewundern. Ständig wechselnde Garnituren und sogar eine Doppelbespannung boten den angereisten Foto- und Filmfreunden ein abwechslungsreiches Programm. In Lindenberg spielte sich am Nachmittag eine Zeitreise in die sechziger Jahre ab, bei der unter anderem Kartoffeln, Milchkannen und Harken, selbst ein kleines Kälbchen, von historisch gekleideten Statisten in die Schmalspurwagen verladen wurden. Pferdefuhrwerke und Treckergespanne brachten die Transportgüter an die Wagen, wo sie von kräftigen Händen umgeladen wurden. Genauso wie 2007, als die Eröffnung des Streckenabschnitts von Vettin nach Lindenberg gefeiert wurde, war ganz Lindenberg von seinen Einwohnern herausgeputzt und mit viel Liebe auch für die kleinen Details geschmückt worden. Die Verbundenheit der Prignitzer mit ihrer Kleinbahn war überall zu sehen. Am zweiten Sonnabend um 10 Uhr begann in Lindenberg der große Festumzug zum 625jährigen Jubiläum, und wer mit dem ersten Zug von Mesendorf angereist war, kam gleichzeitig mit dem Festumzug auf dem Bahnhof in Lindenberg an und konnte dessen Vorbeifahrt genießen. Der Umzug aus mehr als 60 Bildern war eine Reise durch sechs Jahrhunderte. Während die beiden betriebsfähigen Gastlokomotiven im Rampenlicht standen, mußte die von 1965 bis 1969 in der Prignitz eingesetzte 99 4644 ihren beiden Schwestern tatenlos bei ihrer Arbeit zusehen. Ihre betriebsfähige Aufarbeitung ist noch nicht absehbar, auch wenn der eine oder andere Euro während der Dampfwoche gespendet wurde. Wenn 99 4644 eines Tages wieder durch die schöne Prignitz dampfen soll, ist die Hilfe noch vieler „Pollo“-Freunde notwendig. Die Mitglieder des Prignitzer Kleinbahnmuseums Lindenberg e.V. möchten allen Mitstreitern danken, welche zum Gelingen der Dampftage 2009 beigetragen haben: der Preßnitztalbahn, der Döllnitzbahn, den unterstützenden Eisenbahnern anderer Vereine, der Gemeinde Lindenberg und allen nicht genannten, die während der Vorbereitung und Durchführung außerordentliches geleistet haben.Vom 16. bis zum 24. Mai wurden über 3200 Fahrkarten verkauft und etwa 5500 Besucher nahmen an den verschiedenen Veranstaltungen teil. Zu den nächsten Fahrtagen werden die Museumszüge wieder ausschließlich von der Diesellok des Vereins gezogen. Termine dafür sind am: 4./5. Juli, 1./2. August, 5./6. September, 3./4. Oktober sowie am 5./6. Dezember (Nikolausfahrten).
15.06.2009