Regelspur- und Museums-Nachrichten
Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn e.V.
Seit 1896 erschloss die regelspurige Halle-Hettstedter Eisenbahn die Region zwischen den Städten Halle (Saale) und Hettstedt im Mansfelder Land. Einen Streckenast gab es zusätzlich von Gerbstedt bis Friedeburg an der Saale. Infolge der Motorisierung in den sechziger Jahren gingen die Verkehrsleistungen zurück. Ab 1962 erfolgte ein Sterben auf Raten in Form von Teilstreckenstillegungen, bis die endgültige Betriebseinstellung 2002 erfolgte. Im Februar 2007 wurde nun der Verein „Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn“ gegründet. Er hat sich die Reaktivierung der noch vorhandenen Eisenbahnabschnitte Halle-Nietleben – Schochwitz (Landkreis Saalekreis) und Heiligenthal – Gerbstedt – Hettstedt (Landkreis Mansfeld/Südharz) für den Museums- und Traditionsverkehr an Wochenenden und ausgewählten Feiertagen zum Ziel gesetzt.
Für das fehlende Zwischenstück (15 km) zwischen Schochwitz und Heiligenthal ist ein Schienenersatzverkehr eines an der Strecke liegenden Vereins, der Rottelsdorfer Schlepperfreunde e.V., mit seinen historischen Bussen vorgesehen. Als künftigen Eisenbahninfrastrukturbetreiber konnte die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) GmbH gewonnen werden, die um die Übernahme der Strecke im Rahmen eines Pachtvertrages mit der DB AG verhandelt.
Den zukünftigen Fahrgästen, vornehmlich aus der Region Halle/Leipzig, sollen mit moderierten Programmangeboten angelockt werden, in deren Rahmen sie die Region unter dem Aspekt ihrer kulturlandschaftlichen Besonderheiten und den landschaftlichen Schönheiten in Bezug auf Fahrrad- und Wandertourismus entdecken und erleben können. Als erste Synergieeffekte entstanden die Projekte „Museum Waggonfabrik Gottfried Lindner/Waggonbau Ammendorf – HHE“ in Zusammenarbeit mit dem Nachfolgeunternehmen MSG GmbH Ammendorf sowie das Projekt „Der Gerbstedter Lokschuppen als multifunktionale Ausbildungs-, Begegnungs- und Wirkungsstätte“.
Dieses Projekt wurde in das „Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept“ (ILEK) des Landkreises Mansfeld/Südharz aufgenommen. Am 29. Oktober 2007 hat die DB AG dem künftigen Eisenbahninfrastrukturbetreiber einen Nutzungsvertrag zur Verfügung gestellt, der in Vorbereitung der Reaktivierung des ersten Streckenabschnittes Halle-Nietleben – Halle-Dölau die Beräumung dieser Teilstrecke von Bewuchs zum Inhalt hat. Seit November 2007 führen die Vereinsmitglieder Grünschnittarbeiten durch. Ziel ist es, den ersten Abschnitt Halle-Nietleben – Halle-Dölau im Jahr 2009 in Betrieb zu nehmen. Der künftige Museumszug soll sich überwiegend aus Fahrzeugen der Waggonfabrik Gottfried Lindner zusammensetzen. Dabei erhalten die Eisenbahnfreunde großzügige technische und technologische Unterstützung durch das Nachfolgeunternehmen MSG GmbH Ammendorf.
Inzwischen konnten zwei historische Waggons durch den Verein erworben werden, die mit großzügiger Unterstützung der Pressnitztalbahn GmbH nach Ammendorf überführt worden sind. Es handelt sich um einen Personenwagen der Gattung Cd21b, ex Bayerischer Localbahnverein e.V. Landshut, DB-Nr. 99-28342-6, ex DRG „44 689 Augsburg“, Waggonfabrik Gottfried Lindner 1923; sowie um den Steuerwagen VS 144 001 (MAN 1936) aus Treysa von den Eisenbahnfreunden Schwalm-Knüll e.V. (ex DK 5 Kahlgrundbahn). Beide Fahrzeuge befinden sich bereits in Aufarbeitung. Inzwischen wurde ein Netzwerk von Kooperationspartnern geschaffen, zu denen u.a. die Firma MSG GmbH Ammendorf (Waggonbau Ammendorf), die IG Metall, Verwaltungsstelle Halle (Saale), die Traditionsgemeinschaft Bw Halle P e.V., die Pressnitztalbahn GmbH, die Firma Romonta GmbH Amsdorf, Ausbildungswerke und die Eisenbahnfreunde Staßfurt e.V. gehören.
Als aktuellstes Ereignis fand am 7. Januar ein ca. einstündiges Arbeitsgespräch mit dem Minister für Landesentwicklung und Verkehr (MLV) Sachsen-Anhalt, Herrn Dr. Daehre, statt. Da momentan die Übergabe der Eisenbahninfrastruktur ins Stocken geraten ist, hat der Minister zugesagt, sich persönlich bei der DB AG dafür einzusetzen, dass die Infrastrukturübergabe an die DRE GmbH zeitnah vollzogen werden kann.
Herr Dr. Daehre griff die Idee auf, mit verschiedenen Museums- und Traditionsbahnen auf unterschiedlichen Spurweiten im Rahmen eines Mehrtagesprogramms von Leipzig/Halle bis zum Brocken zu fahren und so eine Verzahnung der in dieser Region vorhandenen Eisenbahnstrecken zu erreichen. Er bekundete sein Interesse, das Projekt der Wiederbelebung von Abschnitten der HHE seitens des Landes zu unterstützen. Im Ergebnis könnte sich diese Aneinanderreihung als Marke „Eisernes Band“ (vorläufiger Arbeitstitel) der Eisenbahn-, Verkehrs-, Bergbau- und Industriegeschichte ähnlich dem Pendant in der Architekturgeschichte, der „Straße der Romanik“, landesweit und überregional etablieren und sich in die „Europäische Route der Industriekultur“ integrieren.
Weitere Informationen gibt es auf den Seiten des Vereins im Netz unter www.halle-hettstedter-eisenbahn.de oder werden per Post vom Verein „Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn e.V.“, Buchenring 10 in 06120 Lieskau, versandt.
06.04.2008