Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V. (FHWE), Carlsfeld
99 606, die der Dresdner Verein zur Förderung sächsischer Schmalspurbahnen e.V. (VSSB) im September 2005 vom Nürnberger DB-Museum erworben hat (siehe PK 86), wurde am 13./14. Oktober 2005 ins Westerzgebirge nach Carlsfeld gebracht. Der VSSB entschied sich, die Lok bis auf weiteres als Leihgabe im dortigen Heizhaus beim FHWE zu hinterstellen. Damit würdigt der VSSB die Bemühungen des FHWE um die Reaktivierung des Streckenteils Schönheide Süd - Carlsfeld der ehemaligen Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau -Carlsfeld (WCd-Linie).
Den Straßentransport von 99 606 übernahm die PRESS GmbH. In Nürnberg mußten im Vorfeld zunächst die Stangen der IV K demontiert werden, da diese nach rund zwölf Jahren Abstellzeit im Freien so stark korrodiert waren, daß Kreuzkopf, Gleitbahnen usw. Schäden genommen hätten, wenn diese Teile während des Transports an der Lok verblieben wären. Denn die IV K mußte sich sowohl in Nürnberg als auch in Carlsfeld auf ihren Rädern fortbewegen, wenn auch von einer Winde bzw. einem Lkw gezogen. Nach Beendigung der Verladung startete der Tieflader mit 99 606 am Donnerstag, dem 13. Oktober, gegen 15.30 Uhr in Nürnberg. Kurz vor 21 Uhr kam die „Fuhre“ in Carlsfeld an. Am nächsten Morgen wurde 99 606 abgeladen und „betrat“ damit erstmals seit 30 Jahren wieder die Gleise der WCd. Bis 1975 war 99 606 viele Jahre hier im Einsatz gewesen. Herrlicher Herbstsonnenschein ohne eine einzige Wolke am Himmel begleitete die anschließende Übergabezeremonie der Lok. Vor den Kameras von Presse, Fernsehen und zahlreichen Eisenbahnfreunden hielten Dr. Andreas Winkler, 1. Vorsitzender des VSSB, sowie Marco Drosdeck, 1. Vorsitzender des FHWE, jeweils eine kurze Ansprache. Geschmückt war 99 606 mit einer Sachsenflagge sowie mit einem Schild „S’ geht heeme!“, was so viel bedeutet wie „Es geht heim!“ Anschließend erhielt die IV K ein erstes Nummernschild „99 606“ an der Rauchkammer, denn bisher war sie in Nürnberg mit ihrer seit dem 1. Januar 1992 gültigen Betriebsnummer 099 712-2 ausgestellt, mit der sie jedoch bis 1993 nur selten in Freital-Hainsberg im Einsatz gewesen war. Mindestens bis Ende 2006 wird 99 606 nun in Carlsfeld bleiben. Auch beim fünften sächsischen Schmalspurfestival entlang der ehemaligen WCd vom 20. bis 22. Oktober 2006 – anläßlich des Jubiläums „125 Jahre Schmalspurbahnen in Sachsen“ – soll sich die Maschine in Carlsfeld der Öffentlichkeit präsentieren. Mittelfristig plant der VSSB sogar die betriebsfähige Aufarbeitung von 99 606. Als zeitlicher Rahmen dafür wurde am 14. Oktober 2005 in Carlsfeld ein einstelliger Jahresbetrag genannt. Die Lok soll später auf verschiedenen sächsischen Schmalspurbahnen unterwegs sein. Auch in Carlsfeld bzw. zwischen Schönheide Süd und Carlsfeld wird man die IV K in den kommenden Jahren dann sicherlich öfter unter Dampf erleben können. Erstmals in einem optisch aufgebesserten Zustand konnte 99 606 bereits am 29./30. Oktober 2005 zum Tag der offenen Tür des FHWE besichtigt werden. Geputzt sowie mit einem kompletten Lokschildersatz und mit Loklaternen versehen, präsentierte sie sich auf dem Carlsfelder Bahnhof. Auch an diesem Tag schien im Westerzgebirge die Herbstsonne nach vollen Kräften, so daß rund 700 Besucher kurzfristig die Möglichkeit zur Besichtigung der Lok nutzten.
Obwohl das größte öffentliche Interesse in der Museumsbahnszene nach wie vor den Fahrzeugen gilt, ging es im Sommer 2005 auch bei den Infrastrukturvorhaben des FHWE zügig voran. Im Mittelpunkt stand dabei die Sanierung des Empfangsgebäudes Schönheide Süd. So wurde das Dach des Hauses inzwischen komplett instandgesetzt, ebenso das Dach des Stellwerkvorbaus. Die Dachentwässerungs- sowie die Blitzschutzanlagen wurden vollständig neu installiert. Bereits abgeschlossen wurde auch die Fassadensanierung, die im Wesentlichen das Abwaschen der Klinker-Fassade umfaßte, des weiteren das Austauschen zahlreicher nicht mehr verwendbarer Ziegel, das Neuverfugen aller Klinker, das Reinigen des Granitsockels des Gebäudes und die Entfernung alter, nicht mehr benötigter Außenkabel. Außerdem wurde der an drei Seiten des Gebäudes in Frakturschrift angebrachte Schriftzug des Bahnhofsnamens „Schönheide Süd“ erneuert. Durch all diese Maßnahmen zeigt sich das Empfangsgebäude Schönheide Süd inzwischen wieder in einem hervorragenden Zustand wie schon jahrzehntelang nicht mehr. In einer Tischlerei in Schönheide ist inzwischen auch die Neuanfertigung diverser Türen und Fenster für das Bahnhofsgebäude Schönheide Süd angelaufen. Denn alle Türen sowie fast alle Fenster des Erdgeschosses werden nach den alten Vorlagen neu gefertigt, während die Fenster in den Obergeschossen weiter verwendungsfähig sind und daher aufgearbeitet werden. Zum Einbau kommen die Fenster und Türen aber erst 2006.
28.11.2005