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Rezensiert: Auf der Strecke geblieben | Brandenburgischen Kleinbahnen
Auf der Strecke geblieben
Brandenburgischen Kleinbahnen
Erschienen als Heft 56 der Schriftenreihe „Die Mark Brandenburg“ Lucie Großer Edition, Marika Großer Verlag 46 Seiten, über 20 farbige und etwa 40 SW-Fotos sowie zahlreiche andere Abbildungen ISSN 0939-3676 Preis: 4 € (ohne Versand)
Was hat Bahnchef Hartmut Mehdorn mit Kleinbahnen zu tun? Im Vorwort zum aktuellen Heft „Die Mark Brandenburg“ befindet sich die Antwort! Doch was so allgemein plaudernd beginnt, entpuppt sich recht schnell als exzellente Aufsatzsammlung für Eisenbahnkenner - und solche, die es werden wollen. Das Heft 56 der vom Berliner „Marika Großer Verlag“ herausgegebenen Zeitschrift im Format von 30 x 18 cm widmet sich voHständig dem Thema der Kleinbahnen in Brandenburg.
Als Autoren treten keine Geringeren als Wolf-Dietger Machel, Hans-Joachim Pohl und Horst Regling auf, die z. B. von den Berliner „Verkehrsgeschichtlichen Blättern“ bekannt sind. Nach einer Einführung zum Thema Kleinbahn und zu den Kleinbahnen in Brandenburg folgen Aufsätze zum Polio, zur Oderbruchbahn, den Schmalspurbahnen zwischen Jüterbog, Dahme (Mark) und Luckenwalde, zur Spreewaldbahn und zur regelspurigen Kleinbahn von Groß Kreutz (bei Brandenburg) nach Lehnin. Damit stoßen die Autoren die Leser auf ein wichtiges Merkmal: Kleinbahnen sind nicht immer klein! Zwar waren viele dieser Linien tatsächlich in 750- oder 1000-mm-Spurweite ausgeführt, doch gab es ebenso regelspurige Kleinbahnen. Übrigens: Im juristischen Sinne existierten Kleinbahnen nur in Preußen. 1913 erreichte das preußische Kleinbahnnetz (regel- und schmalspuriger Linien) zwischen Ostpreußen und Rheinprovinz immerhin über 10 500 km Länge, davon allein 1064 km in Brandenburg. Was das 1892 verabschiedete (preußische) Kleinbahngesetz beinhaltete, erklären die Autoren dem Leser ebenso verständlich wie die Frage, wer Eigentümer von Kleinbahnen sein konnte - nämlich private Gesellschaften, aber auch kreiseigene bzw. kommunale Betriebe, GmbH oder Genossenschaften. Werden im Kapitel zur Entwicklung der Kleinbahnen in Brandenburg viele der nach der im August 1893 eröffneten Strausberger Kleinbahn dem Betrieb übergebenen Bahnen genannt, z. B. die Buckower Kleinbahn, so geht der Autor auch auf ihre Situation vor und nach dem Zweiten Weltkrieg und die Verstaatlichung ein, die eben nicht erst 1949 stattfand, sondern meist bereits 1946/47! Die folgenden durchschnittlich sechs Seiten langen, reichlich illustrierten Streckenporträts beantworten alle wesentlichen Fragen zur Geschichte dieser Kleinbahnen, aber auch viele liebevoll zusammengetragene Details. Unter den Aufnahmen - durchweg in sehr guter Druckqualität wiedergegeben - befinden sich übrigens so manche „Leckerbissen“! Für den Rezensenten bedauerlich ist es, daß keine brandenburgische Kleinbahn östlich der heutigen Oder/Neiße-Grenze beschrieben worden ist.
Fazit:
Das Heft bietet einen kurzweiligen und informativen Überblick zum Thema. Die Tex1e der uneingeschränkt kompetenten Autoren sind angenehm illustriert und lassen sich gut lesen. Eine Streckenkarte der Mark Brandenburg (1948) mit einer Tabelle aller vorhandenen Kleinbahnen machen die broschurartige Ausgabe zu einem Nachschlagewerk, was es sich lohnt anzuschaffen! Den Blick über den sächsischen Tellerrand wird man nicht bereuen - Kauftip!
30.03.2005