Bücher-Markt
Rezensiert: Kulturlandschaft Eisenbahn im Zschopautal
Karl Schuster, Heinz Thieme
Kulturlandschaft Eisenbahn im Zschopautal
Ein Wanderführer entlang der „Bankrottmeile“ zwischen Waldheim und Limmritz
A5-Broschüre, 12 Seiten, durchgängig farbig illustriert, 20 Fotos, eine Wanderkarte Eigenverlag, Waldheim 2006. ISBN: (keine) Preis: 2,– EUR (ohne Porto)
Wie arm wäre das System Eisenbahn, wenn es – wie in der Öffentlichkeit viel zu oft falsch dargestellt – lediglich aus Lokomotiven und Wagen bestehen würde. Doch der Begriff „Eisenbahn“ steht bekanntlich für weit mehr als Fahrzeuge – er umfaßt auch das Personal, Signale, die Gleisanlagen sowie alle Hoch- und Kunstbauten entlang einer Strecke. Wie reich an letzterem gerade Sachsens Eisenbahnen sind, das hält die bereits 2006 erschienene Broschüre „Kulturlandschaft Eisenbahn im Zschopautal“ dem Leser informativ und unterhaltsam vor Augen. Zwar behandelt das kleine Heftchen lediglich den 6,5 km langen Abschnitt von Waldheim nach Limmritz der Hauptbahn Chemnitz – Riesa, doch dieser hat es in sich!
Da sich die bemerkenswerte Vielfalt an beeindruckenden Viadukten, Einschnitten (ehemalige Tunnel) und imposanten Stützmauern aus dem fahrenden Zug oder aus dem Auto nur bedingt wahrnehmen läßt, haben die beiden Autoren einen Wanderführer verfaßt, der den Rezensenten schon im vorigen Jahr begeistert hat. Er kann nur alle Leser auffordern, nach dem ersten Knospensprung den Rucksack zu packen und die Eisenbahnkultur in höchster Vollendung um Waldheim zu genießen.
Die Broschüre liefert nach einem kurzen Einstieg in die Entstehung der Linie Chemnitz – Waldheim eine praktische Beschreibung für eine ca. 18 km lange Wanderung, welche sich nach Belieben kürzen oder verlängern läßt – frei nach Tucholsky: „ganz nach Ergriffenheit“. So verrät sie die besten Aussichtspunkte auf den Heiligenborner, den Diedenhainer, den Steinaer, den Limmritzer, den Sallbacher sowie den Kummersmühlen-Viadukt, aber auch auf die Jahrzehnte später von Claus Köpcke geschaffene Gerüstpfeilerbrücke der regelspurigen Güterlinie Waldheim – Kriebethal. Hinweise auf die mit 35 m Höhe größte Eisenbahn-Trockenstützmauer in Europa vermißt man ebenso wenig wie Angaben zu dem 1989/90 „aufgeschlitzten“ Pfaffenbergtunnel und den Limmritzer Tunnel.
Der Wanderfreund, der sich selber zur Strecke ein Bild machen will, wird durch Tipps zu Gaststätten und Cafés verwöhnt. Freude macht die gute Druckqualität der Fotos, auf welchen meist Doppelstockzüge von DB Regio auszumachen sind. Allerdings hätten die Aufnahmen der imposanten Bauwerke viel, viel größer abgedruckt werden müssen. Da hilft nur eines – alle Aussichtspunkte selbst anlaufen.
Fazit: Die Autoren haben einen überaus interessanten und liebevoll geschriebenen Wanderführer vorgelegt, welcher sich hervorragend auch für Ausflüge mit weniger an der Eisenbahn begeisterten Personen (umgangssprachlich Partnerinnen) anbietet. Kauftipp!
Zu beziehen ist die Broschüre beim Tourismusverband „Sächsisches Burgen- und Heideland“, Niedermarkt 1, 04736 Waldheim, Telefon (03 43 27) 96 60
07.02.2010