Regelspur- und Museums-Nachrichten
Betriebsalltag bei der PRESS mit Hindernissen
Bergen auf Rügen – Lauterbach Mole
Seit dem 13. Dezember 2009 pendelt der PRESS-Triebwagen VT 650 032-4 auf der Kursbuchstrecke 198 zwischen Bergen auf Rügen und Lauterbach Mole im täglichen öffentlichen Personennahverkehr. Die zeitweise stark verschneite Winterlandschaft begeisterte die Reisenden im Berufs-, Ausbildungs- und Einkaufsverkehr allerdings deutlich weniger als die Fahrgäste beim schmalspurigen „Rasenden Roland“. Das neue Fahrzeug wurde durch die Reisenden gut angenommen, auch die ausgehängten Zeitungen finden ihre Leser. Vereinzelte Kundenhinweise und -kritiken wurden aufgenommen – in Abstimmung mit der VMV in Schwerin gelang in den meisten Fällen zeitnah bereits geeignete Abhilfe.
Die PRESS führte zum Jahresende für die Fahrgäste zwei außergewöhnliche „Geschenkaktionen“ durch. Zum Heiligabend und an den beiden Weihnachtsfeiertagen gab es in allen Zügen kostenfrei originalen erzgebirgischen Stollen aus Annaberg sowie Kaffee, am Silvester- und Neujahrstag erhielten die Reisenden einen RüBB-Kalender geschenkt. Auch die Stammkunden bekamen dann in den Folgetagen noch einen dieser Kalender über die Kleinbahn auf der Insel Rügen übergeben.
Winterbetrieb mit Schneeproblemen
Am Abend des 9. Januar kam es aufgrund von Witterungsunbilden durch das Tiefdruckgebiet „Daisy“ erstmals zu Einschränkungen im Zugverkehr, am folgenden 10. Januar ging dann aufgrund meterhoher Schneeverwehungen entlang der Strecke ganztägig gar nichts mehr. Eine Bereitstellung von Busersatzverkehr war wegen chaotischer Straßenverhältnisse aber auch nicht möglich. Rettung für den Triebwagenverkehr kam erst in den frühen Morgenstunden des Folgetages – in Form einer aus Chemnitz mit PRESS-Lok und Personal anrückenden Schneefräse, da es die in Mecklenburg-Vorpommern beheimatete Schneeräumtechnik bis dahin noch nicht auf die Insel geschafft hatte. Der Triebwagen konnte dann wieder planmäßig fahren, aber nur bis zum nächsten großen Schneesturm. Dieser ereilte die Insel Rügen in der Nacht vom 29. zum 30. Januar mit mehreren aufeinanderfolgenden Tiefdruckgebieten und starken Winden und hielt bis in die Nachmittagsstunden an. Am Morgen des 30. Januar kam der Zug PRE 80093 nur bis zum Kilometer 3,0 und mußte dann unverrichteter Dinge kehrt in Richtung Bergen machen. Über das gesamte Wochenende fuhren keine Busse auf Rügen, auch die Straßen waren weitgehend zugeweht – wiederum konnte kein Busersatzverkehr angeboten werden. Nochmals war es eine Schneefräse des DB Netz-Regionalbereichs Südost aus Chemnitz, die mit PRESS-Lok und -Personal nach etlichen Räumeinsätzen auf ihrer Fahrt in den Norden am 31. Januar abends in Bergen auf Rügen eintraf. Die Beräumung der Strecke Bergen a. R. – Lauterbach Mole fand über Nacht statt. Der Triebwagen startete danach am 1. Februar pünktlich um 5.40 Uhr in Bergen auf Rügen als Zug PRE 80091. MK
Kommentar
Die extremen Winterverhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern stellten alle Eisenbahnverkehrs- und -infrastrukturunternehmen in den letzten Wochen vor erhebliche Probleme. Allerdings haben vermeintlich unbedeutende Strecken in den Regionalnetzen der DB Netz AG bei prioritätsbezogener Abarbeitung anstehender Aufgaben bei der Schneeberäumung fallweise das Nachsehen. Hauptachsen im Kern- und Ballungsnetz werden vorrangig geräumt – und das, obwohl gerade über „Regionalfaktoren“ für die Dienstleistung des Infrastrukturbetriebs zusätzliches Geld vom Nutzer verlangt wird. Extreme kann man sicherlich nicht voraussehen – aber der Infrastruktureigentümer sollte schon ausreichend Technik für die Sicherung der Benutzbarkeit der Strecken vorhalten, schließlich werden dafür Trassennutzungsentgelte bezahlt. Daß zum Räumen der Insel Rügen extra Räumtechnik aus Sachsen herangefahren werden muß, Dank der Flexibilität der PRESS, der Personale und dem DB Netz Regionalbereich Südost (Leipzig) war dies möglich, sollte aber nicht zur Regel werden. Die PRESS stellte einmal mehr unter Beweis, daß sie in der Lage ist, flexibel auf operative Anforderungen zu reagieren und das Bestreben hat, Ausfälle eigener Verkehrsleistungen mit allen Mitteln zu minimieren.
07.02.2010