Kommentar
Döllnitzbahn Oschatz - Mügeln
Die Schmalspurbahn Oschatz - Mügeln - Kemmlitz ist das noch vorhandene Reststück des einst weit über hundert Kilometer umfassende, zusammenhängende Netz sächsischer 750-mm-Schmalspurbahnen. Heute nur noch im Güterverkehr betrieben, ist der „Wilde Robert“ sehr stark einstellungsbedroht.
Fast jeder Eisenbahnfreund hat auf dieser Bahn schon seine ganz persönlichen Erlebnisse gehabt. Außerdem ist sie seit der Einstellung der Strecke Wolkenstein-Jöhstadt die letzte Domäne der Loks der Baureihe 99.15-16 (IV K). Um so mehr Grund für die „Fans“ dieser Lok, dem „Wilden Robert“ immer wieder einmal einen Besuch abzustatten.
Mit der Währungsunion und dem Ende der DDR brachen auch hier eine Vielzahl Betriebe, die früher Hauptkunden der Bahn gewesen waren, zusammen. Stetige Planeinschränkungen in den letzten beiden Jahren führten immer wieder zu der bangen Frage, wann denn nun ganz Schluß sei.
Die DR will und wird die Strecke abstoßen. Und es wird dazu nicht einmal ein reguläres Stillegungsverfahren benötigt werden. Irgendwelche technischen Mängel (Brücken etc.) werden schon auftauchen. Falls alles nichts hilft, ist spätestens 1993 Schluß, denn dann laufen die letzten Fahrzeuge aus, selbst die L 5 für die 99 1564 ist nicht mehr genehmigt worden.
In dieser Situation unterbreitete der Verein „PRO BAHN“ den Vorschlag, den Betrieb auf der Strecke mit Triebwagen und Dieselloks fortzusetzen.
Doch so einfach wie das klingt, ist es nicht, denn außer ein paar Sonderfahrten des VSE und neuerdings auch der Traditionsbahn Radebeul e.V. gibt es keinen Personenverkehr und die zugehörige Infrastruktur (Bahnsteige, Wartehallen, …) fehlt auch. Wenn dies und die Triebwagen vorhanden wären, wer sollte zwischen Mügeln und Oschatz schon mitfahren, wenn zeitgleich und günstiger zu erreichen, der Bus fährt.
Selbst der Güterverkehr wird mit einer Verdieselung kaum ansteigen. Denn der letzte Großkunde, das Kaolinwerk in Kemmlitz, tendiert ebenfalls bereits zur Verlagerung der Transporte auf die Straße. Unter dem Strich bleiben also bei diesem Projekt von „PRO BAHN“ kaum Hoffnungen auf Erfolg. Selbst der Gedanke, die Bahn für einen Museumsbetrieb oder den Tourismus verwenden zu können, bleibt in dieser schon immer für die Landwirtschaft genutzten Region wenig realistisch.
Wiederholt wurde der IG Preßnitztalbahn e.V. fehlendes Interesse an der Erhaltung dieser Strecke und beabsichtigte Leichenfledderei vorgeworfen. Wir würden eine abgerissene Strecke neu aufbauen, obwohl es noch erhaltenswerte gibt.
Den ersteren Vorwurf weisen wir jedoch kategorisch zurück - wir hoffen auf jeden Versuch, „Robert“ zu erhalten. Natürlich sehen wir dies nicht allzu optimistisch - doch warum eigentlich sollte es nicht doch noch eine Lösung geben.
Der zweite Punkt ist richtig, aber aus der Entwicklung her zu begründen. Nur das Umverpflanzen ganzer Vereine, vieleicht sogar noch mit Fahrzeugpark, ist einfach unmöglich.(solche Vorschläge gibts ) Es zeigt sich eben auch hier deutlich - wenn es keinen gibt, der sich für eine Sache einsetzt und auch dafür kämpft, hat diese keine Chance!
21.03.1992