Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
dass die Corona-Pandemie auch in den Köpfen vieler Menschen endlich vorbei ist, war in diesem Sommer am Zuspruch der Besucher bei den Schmalspur- und Museumsbahnen im ganzen Land zu merken. Das „Deutschlandticket“ trug dort, wo es zumeist mit Zuschlagskarten akzeptiert wird, sicherlich dazu bei. Glücklicherweise blieb aber ein unverhältnismäßiger Ansturm wie im vergangenen Sommer mit dem „9-Euro-Ticket“ aus.
Beim Molli fand nun an den letzten September- und ersten Oktober-Tagen der Gegenbesuch zum ersten Gasteinsatz einer Lok vom Festland auf der Insel Borkum im September 2019 statt. Ursprünglich für das Folgejahr geplant, konnte nun endlich das „Schweineschnäuzchen“ – ein in Wismar gebauter Triebwagen der Bauart Hannover von der Inselbahn – zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn West als Gast begrüßt werden. In einem umfangreichen und abwechslungsreichen Fahrbetrieb zusammen mit dem Molli-Stammfahrzeugpark zwischen dem 22. September und dem 3. Oktober erlebte das Gefährt aus dem Jahr 1940, dass es an der Ostsee willkommen ist.
Trotz diesem besonderen Gast an der Ostsee haben wir uns auf dem Titelbild für ein anderes Fahrzeug entschieden, dem ebenso ein besonderes Willkommen gilt und das zuletzt vor acht Jahren den Titel zierte: Die Dampflok 50 3616-5 des Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde e. V. ist endlich nach mehrjähriger und durch diverse unerwartete Mehraufwendungen sowie Rückschläge gezeichneten Aufarbeitung wieder im Betriebseinsatz. Dank der Unterstützung vieler Vereinsmitglieder und Spender kam die Wiederherstellung im August endlich zum Abschluss. Aber – und das sollte man bei derartiger historischer Technik nicht vergessen – unerwartete Störungen können jederzeit auftreten und müssen dann wieder durch das betreuende Personal reduziert oder abgestellt werden. Unterstützung ist daher weiterhin notwendig, denn es besteht keine Chance, die Kosten der Aufarbeitung und laufenden Unterhaltung in den nächsten vier Jahren bis zur nächsten Kesseluntersuchung bzw. innerhalb von acht Jahren bis zur nächsten vollständigen Fahrzeuguntersuchung „wieder reinzubekommen“.
Ein Jahr nach dem Unfall der I K Nr. 54 auf der Döllnitzbahn, der strafrechtlich durch Schuldbekenntnis und Bitte um Entschuldigung des Unfallverursachers bei den Geschädigten mit einer Verurteilung zu einer Geldstrafe abgeschlossen ist, nähert sich die Reparatur der Lok ihrem Abschluss. Die verzögerte Lieferung der Neufertigung der Hallschen Kurbeln hat den Zeitplan des Dampflokwerkes etwas zurückgeworfen, so dass momentan für Ende November mit dem Werkausgang für den kleinen C-Kuppler gerechnet wird.
Zum Ende des Herbstes wartet der November immer als „Saure-Gurken-Zeit“ bei den Museen und Bahnen auf. Manche werden auch in diesem Jahr wieder für Streckensanierungsarbeiten den Betrieb ganz einstellen. Deshalb wäre es schön, wenn Sie auch die grauen Novembertage einmal für einen Ausflug mit einer Dampfeisenbahn nutzen. Sie werden staunen, welche stimmungsvollen Erlebnisse Sie dabei haben können.
Glück Auf!
17.10.2023