Preßnitztalbahn aktuell
Arbeitsergebnisse April - Mai 1992
Besonders erschwert wurden die Arbeiten dadurch, daß die Wasserleitung vor Frost geschützt und daher tief im Felsboden verlegt werden mußte. Große Hilfe brachte daher dieser geliehene Kleinbagger.Nachdem sich der nach einem nochmaligen Wintereinbruch niedergerieselte Schnee Anfang April endlich wieder verflüchtigt hatte, konnte in endlosen Schacht- und Bohraktionen das Strom-, Wasser- und Telefonleitungssystem „eingegraben“ werden. Behindert wurden die Arbeiten bis Ostern allerdings öfter durch ungünstigste Witterung, die die Grabungen teilweise extrem störten. Außerdem wirkte sich der felsige Untergrund rings um den Lok- schuppen enorm hemmend auf Arbeitskraft und „Gemüt“ auf, zumal man ja hinterher von dieser mehrwöchigen schweren Arbeit nichts mehr sieht, denn neben der Trinkwasserzuleitung, dem Strom- und dem Telefonanschluß für das Heizhaus wurden auch noch Wasserzuleitung zu Wasserkran und -hochbehälter (dieser wird aber erst nach späterer gründlicher Sanierung an das Netz angeschlossen) sowie Ableitung des Brauchwassers zum Ölabscheider verlegt. Teilweise ging es nur noch mit dem Presslufthammer tiefer in den Boden hinein.Daneben liefen natürlich die Arbeiten zur Aufarbeitung des Packwagens 974-331 im Stand 3 weiter. Allerdings verzögerten hier die nach und nach zutagetretenden Schäden den vorgesehenen Zeitplan, so daß bis zur 100-Jahrfeier der Innenausbau noch nicht beendet sein wird.
Der ebenfalls vom Abbauzug verbliebene Personenwagen 970-628 wird dagegen vorerst nicht aufgearbeitet, da das komplette Holzgerüst des Fahrzeuges morsch und durchgefault ist.
Anders sieht es mit dem Wagenkasten 970-583 aus, der nach 20-jähriger Abstellzeit in einem Garten in Zethau nun ein neues Leben erhält. Hieran erfolgten im April Sandstrahlarbeiten am Rahmen und erste Vorbereitungen zur Neubeschaffung und Wiederherstellung der Inneneinrichtung.
Weitere Arbeiten galten ständig der Aufarbeitung von Kleineisen für den Gleisbau und Verteilung dieser entlang des ersten Streckenabschnittes.
Das Wochenende 25./26. April stand nun endlich ganz unter dem Motto: „Gleisbau“.
Von Sonnabend, 7.00 Uhr bis Sonntag, 16.00 Uhr wurden von, in Sachen Gleisbaukenntnissen teils völlig unbelasteten, Vereinsfreunden bei sengender Hitze (bis 30oC) fast 300 m „Neubaugleis“ verlegt. Trotz der fachkundigen Anleitung des Chefs der Bahnmeisterei Annaberg, der auch als IG-Mitglied gewonnen werden konnte, und des Streckenmeisters der Cranzahl-Oberwiesenthaler Schiene gelang zwar sicher noch kein Meisterstück, aber der Anfang ist gemacht - von nun an geht´s Richtung Schlössel vorwärts. Vielen Freunden steckten sicher noch längere Zeit die ungezählten verlegten Schwellen, getragenen und befestigten Schienen und die Brechstangenakrobatik zum Richten des Gleises in den Gliedern. Andererseits sorgte natürlich jede gewonnene Schienenlänge für zusätzliche Motivation, wobei sich schon die Arbeit zum Stopfen des Gleises erahnen ließ.
Während auf der Strecke etwa 40 Hände um Schwellen, Schienen, Schrauben, Laschen, Teer, Säge und Bohrmaschiene rotierten, wurde im Lokschuppen zwischen Stand 1 und 2 der Betonfußboden aufgezogen. Somit verschwanden hier endlich die gefährlichen Fußangeln und Löcher im Untergrund.
Die Arbeitsleistungen der ABM-Kräfte lassen sich für den gesamten Zeitraum von April bis Mai als nur sehr mäßig einschätzen, wobei fast nur dann wirklich zählbare Ergebnisse herauskamen, wenn Vereinsmitglieder „Druck“ verbreiteten.
Am 9. Mai wurde in einer operativen Aktion auf der Strecke Cranzahl- Oberwiesenthal in einem Einsatz der Bahnmeisterei Annaberg geholfen, für beabsichtigte Gleisarbeiten zwischen dem Hp. Vierenstraße und Kretscham Schwellen auszubringen. Nebeneffekt dieser „Arbeit“ war eine Fahrt mit einem herrlichen Arbeitszug - IV K (099 711, ex 99 586), 3 HHw mit Schwellen und ein Kohlebeladener Holz-OO sowie ein Packwagen - wie ihn wohl selbst die Chef-Zug-Bastler vom VSE nicht besser zusammen bekommen hätten.
Diese Schienen wurden bei dem Bau der Gas- und Abwasserleitung auf dem Bahndamm in Streckewalde freigelegt.Am 16.05. war noch einmal Großtransporttag im Preßnitztal. Nach einer von der DR ausgemusterten Weiche aus Cranzahl wurden an verschiedene Stellen noch herumliegende Schienen eingesammelt und nach Jöhstadt transportiert. Ein unschönes Erlebnis gab es dabei mit dem Geschäftsführer der „Carl Dietrich GmbH“ in Streckewalde (vorm. VEB Paka), der mit teils unsachlichen Worten die von uns beauftragten Fahrer der Transportfirma belegte. Es ging dabei um das Befahren des „Betriebsweges“, welches verboten wäre, obwohl dies vorher auch mit dem Bürgermeister von Streckewalde abgesprochen war.
Am Nachmittag wurde der Wagenkasten 970-583 auf die vom Wagen 970-317 stammenden Drehgestelle (siehe PK 2) und die Diesellok (HF 130 C) auf das Gleis von Stand 1 des Lokschuppens gehoben.
Mit einer Planierraupe wurde gleichzeitig mit dem Planum der Gleise vor den Schuppenständen begonnen. Während der Woche wurde dies dann eingeschottert, so daß am 23.05. in einem Kraneinsatz auf dem Lokschuppenvorplatz die ersten beiden Weichen des Bahnhofgeländes ausgelegt werden konnten. Auch der Wasserkran war mittlerweile fertig montiert, daß die Lokschuppenansicht langsam komplett wirkt.
Durch den beengten Platz bedingt, sieht das Gleisprojekt eine Lage vor, die zu dicht den Kohlebansen tangiert, so daß die Vorderfront abgerissen werden mußte. Das wird aber bei komplettem Gleis und geflasterten Bansenanschluß nicht mehr auffallen. Die wichtigsten Aufgaben bis zur Pfingstfeier bestanden nun noch in der Komplettierung der ersten „Hälfte“ des Bahnhofs sowie der ordentlichen Gestaltung der gesamten Anlage mit Präsentation der Fahrzeuge und Fahrmöglichkeiten der Dampf- und Diesellok vor dem Heizhaus. Nur das Wetter ist eben nicht beeinflußbar!
25.05.1992